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Flug MH17: Internationale Spezialisten auf Weg zum abgestürzten Jet

Nach MH17-Absturz: Wachsende Ungeduld in westlichen Staaten mit restriktivem Verhalten prorussischer Rebellen
Nach MH17-Absturz: Wachsende Ungeduld in westlichen Staaten mit restriktivem Verhalten prorussischer Rebellen ©EPA
Nach massiven Klagen über Behinderungen am Absturzort der malaysischen Boeing reisen Luftfahrt-Experten in das von Rebellen kontrollierte Gebiet bei Donezk.
"Augenblick der Wahrheit für Putin"
Zerstören Seperatisten Beweise?
Putin als eigentliches Ziel
Bilder von der Absturzstelle
Trauer nach MH17-Absturz

Die Niederlande werden die internationale Identifizierung der Opfer in der Ostukraine koordinieren. Drei niederländische Experten zur Identifizierung der Opfer sind am Montag bereits in der von Separatisten kontrollierten Stadt Donezk eingetroffen. Es sind die ersten ausländischen Spezialisten, die seit dem mutmaßlichen Abschuss des Flugzeuges am Ort des Geschehens eintrafen. Neben den Niederländern wird auch ein Expertenteam aus Malaysia am Montag in der Ostukraine erwartet. Derzeit sind schon Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in dem Gebiet. Sie waren die ersten Ausländer, die zeitweise Zugang zum Absturzort erhalten hatten.

Bislang rund 250 Opfer geborgen

Im ostukrainischen Charkow sollen die Niederlande ein Koordinationszentrum für die Identifizierung der 298 Opfer einrichten. Die Leichen von etwa 200 Opfern sollen in Kühlwagen in einem Zug bei Tores in der Ostukraine liegen. Bei dem Absturz von Flug MH17 kamen 193 Niederländer ums Leben. Die USA haben den Verdacht geäußert, dass die Aufständischen die Boeing mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen haben. Etwa 250 Opfer sind bisher geborgen worden.

Der russische Präsident Wladimir Putin sicherte den Niederlanden seine Unterstützung bei der Übergabe der sterblichen Überreste der Opfer des abgestürzten Flugzeuges sowie der Flugschreiber zu. Das sagte er Rutte am Sonntagabend am Telefon.

UN-Resolutionsentwurf “in blau”

Der UN-Sicherheitsrat könnte noch am Montag über eine Resolution zum Absturz der malaysischen Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord in der Ostukraine abstimmen. Die australische UN-Mission setzte nach Angaben westlicher Diplomaten am Sonntagnachmittag (Ortszeit) ihren Resolutionsentwurf “in blau”. Damit ist das Papier abstimmungsreif und könnte nach der üblichen Frist von 24 Stunden zur Entscheidung kommen. Weil die Russen die Resolution mit ihrem Veto verhindern können, ist der Ausgang allerdings völlig offen.

Uneingeschränkte Zusammenarbeit gefordert

Der australische Entwurf fordert von allen Beteiligten, insbesondere den prorussischen bewaffneten Separatisten, in deren Machtbereich die Absturzstelle liegt, eine uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den internationalen Behörden. Gleichzeitig soll das Papier jede Manipulation an der Absturzstelle untersagen. Es fordert zudem, dass die Flugschreiber und andere Beweisstücke sofort auszuhändigen sind.

Druck auf Russland wächst

Um eine bedingungslose Kooperation der Separatisten zu erzwingen, verstärkt die internationale Gemeinschaft den Druck auf Russland. Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron drohten Moskau mit einer Ausweitung der EU-Sanktionen. Putin müsse umgehend auf die moskautreuen Rebellen einwirken, um den ungehinderten Zugang der Ermittler zum Absturzgebiet zu gewährleisten, hieß es in Paris und London.

Kerry: “Der Augenblick der Wahrheit für Putin”

“Das ist der Augenblick der Wahrheit für Putin”, sagte US-Außenminister John Kerry am Sonntag im US-Sender CNN. Es gebe eine enorme Menge von Fakten, die die russische Verbindung zu den Separatisten belegten. Dazu gehörten die Ausbildung und die Versorgung der Rebellen mit Waffen, fügte er im Sender ABC hinzu. Kerry rief die Europäer in mehreren TV-Talkshows auf, dem Beispiel Washingtons zu folgen und ihre Sanktionen zu verschärfen.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Die Regierung in Kiew und die prorussischen Separatisten bezichtigen sich gegenseitig, die Maschine abgeschossen zu haben. Seit Tagen fordern Politiker aus aller Welt eine rasche, umfassende und vor allem unabhängige Untersuchung der Absturzursache.

EU droht Russland

Sollte Russland dazu nicht “unverzüglich die nötigen Maßnahmen ergreifen”, werde dies beim EU-Außenministerrat am Dienstag Konsequenzen haben, hieß es in Paris weiter. Bisher hat die EU Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen verhängt, aber nicht gegen ganze russische Wirtschaftszweige.

Separatisten überwachen Rettungskräfte

Bewaffnete Separatisten und chaotische Zustände behinderten am Wochenende am Absturzort eine Untersuchung der Wrackteile massiv. Bis zu 900 Aufständische würden die Rettungskräfte nahe der Ortschaft Grabowo ständig überwachen und erheblich einschränken, klagte der ukrainische Vize-Regierungschef Wladimir Groisman am Sonntag. Die Suche nach Leichen und Trümmern wurde auf eine Fläche von 34 Quadratkilometer ausgeweitet.

Die Waggons mit den Leichen sollen bis zum Eintreffen internationaler Experten in Tores bleiben. Zuvor hatte die russische Staatsagentur Ria Nowosti gemeldet, dass der Zug über Ilowaisk nach Donezk fahren werde. Dem widersprach aber Separatistenanführer Alexander Borodaj. “Wir haben nicht vor, die Körper vor der Ankunft der Experten irgendwohin zu bringen. Die Regierung verzögert aber dieses Eintreffen”, sagte er.

Flugschreiber laut Separatisten in Donezk

Borodaj sagte weiter: “Die Flugschreiber sind in Donezk, und wir übergeben sie nur internationalen Organisationen. Die ukrainische Regierung wird die Daten sonst fälschen.” Die Führung in Kiew wirft dagegen den militanten Gruppen das Vernichten von Beweisen vor.

Poroschenk: “Terrorakt”

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko lehnte direkte Verhandlungen mit den Separatisten ab. Die Aufständischen hätten mit dem Abschuss der Maschine einen “Terrorakt” begangen, betonte der prowestliche Staatschef. Der russische Außenminister Sergej Lawrow wies jegliche Verantwortung von sich und kritisierte Berichte über einen angeblichen Abschuss der Maschine als “voreilig”. (APA/red)

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