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Flüchtlingstalk bei Anne Will: "Es wird wieder mehr Tote geben"

Hitzige Diskussion bei Anne Will.
Hitzige Diskussion bei Anne Will. ©ARD/NDR
Von wegen Beruhigung: Die Wogen in der deutschen Flüchtlingsdebatte gehen wieder hoch, Innenminister Thomas de Maiziere will sogar den Familiennachzug für syrische Flüchtlinge einschränken. Doch was hätte das für Folgen? Bei Anne Will zeichneten Studiogäste ein düsteres Zukunftsszenario.

Am Dienstag talkten bei Anne Will Peter Ramsauer (CSU), Simone Peter (Grüne), der ehemalige Bürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), Maya Alkhechen (floh zweimal aus Syrien nach Deutschland) sowie Constantin Schreiber, der die erste arabische Sendung für Flüchtlinge moderiert. Für hitzige Debatten sorgten vor allem die deutschen Bocksprünge, denn nach Merkels “wir schaffen das” und “es gibt keine Obergrenze” will der deutsche Innenminister ja bekanntlich Flüchtlinge wieder in EU-Staaten abschieben und den Familiennachzug von Asylwerbern einschränken. Das Thema der Sendung am Dienstag lautete daher “Familiennachzug begrenzen – unchristlich, aber unvermeidlich?”

Ramsauer: Flüchtlinge sollen in Region bleiben

Peter Ramsauer, Vertreter der Seehofer-CSU, die in der Flüchtlingsdebatte ohnedies rauere Töne anschlägt, findet, dass mit der Massenflucht nach Deutschland Schluss sein soll. Der Familiennachzug müsse aus allen Staaten streng kontrolliert werden, gibt er laut “bild.de” zu Protokoll. Nicht nur das: Flüchtlinge sollen in der Region bleiben – “in Ägypten oder der Türkei”. In Ägypten seien die Flüchtlinge relativ sicher.

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Alkhechen: Signal ist angekommen

Maya Alkhechen sieht dies anders. Das Signal, das von Deutschland (“Wir schaffen das”, Aussetzen von Dublin III für syrische Flüchtlinge) ausgesendet worden sei, sei in den Flüchtlingslagern längst angekommen. Viele der Flüchtlinge, die nun ihre Familien nicht nachholen könnten, würden wieder zurückgehen – und die Flucht erneut mit ihren Angehörigen wagen. “Es wird wieder Tote geben”, lautet daher das Fazit von Alkhechen.

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“Enttäuschung bis Entsetzen”

Constantin Schreiber meint, in den Flüchtlingslagern herrschten aufgrund des deutschen Schwenks “Enttäuschung bis Entsetzen.” In Syrien setze nun “Torschlusspanik” ein. “Warum macht ihr das? Wir lieben euch doch?”, schreiben ihm seine Zuschauer aus Syrien.

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Buschkowsky sieht “Sozialromantik”

Heinz Buschkowsky, ehemaliger Bürgermeister von Berlin-Neukölln, warnt vor der Entstehung neuer sozialer Brennpunkte. Das muslimische, so Buschkowsky, würde irgendwie nicht so richtig nach Deutschland passen und nicht nur in Neukölln Probleme bereiten. 70 Prozent der Flüchtlinge seien junge Männer. Diese kämen nach Deutschland, um ihre Familien nachzuholen. Buschkowsky rechnet daher mit 10 Millionen Flüchtlingen bis 2020. Auf den Einwand der Grünen Politikerin Simone Peter, massiv Wohnungen zu bauen und dies als Konjunkturprogramm zu verstehen, reagiert Buschkowsky ungehalten: “Diese Sozialromantik und das Schönreden ist für jemanden, der aus der Praxis kommt kaum erträglich”.

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Unbenannt-5 ©NDR

Die Grünen-Politikerin Simone Peter warnt Ramsauer und Buschkowsky, sie würden mit ihrer Rhetorik der AfD zu Aufwind verhelfen.

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