„Carnivore“-Diät: Was wirklich hinter dem Hype steckt

Immer mehr Menschen mit schwerwiegenden Autoimmunerkrankungen berichten von erstaunlichen Erfolgen mit der Carnivore-Diät. Sie ist eine extrem restriktive Ernährungsform, mit dem Ziel, durch die Eliminierung potenziell entzündungsfördernder oder allergener Pflanzenstoffe das Immunsystem zu entlasten und die Gesundheit zu fördern.
Besonders bekannt ist der Fall von Mikhaila Peterson, die seit ihrer Kindheit an rheumatoider Arthritis, Depressionen und weiteren Autoimmunleiden litt. Auch ihr Vater, der bekannte kanadische Psychologe und Bestsellerautor Dr. Jordan B. Peterson, setzt auf die Carnivore-Diät, isst ausschließlich Rindfleisch (meist in der Form von Steaks) und Salz, und konnte dadurch laut eigenen Aussagen seine schwere Depression heilen, nachdem alle anderen Mittel nicht geholfen hatten. Durch die konsequente Umstellung auf eine fleischbasierte Ernährung konnten beide ihre Symptome drastisch lindern und zahlreiche Medikamente absetzen. Auch andere Betroffene mit Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Fibromyalgie berichten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebensqualität und einer Reduktion von Entzündungswerten.
Eine Harvard-Umfrage unter über 2.000 Carnivore-Anhängern zeigte, dass 89 Prozent eine Verbesserung bei Autoimmunerkrankungen angaben. Viele berichten zudem von gesteigerter Konzentrationsfähigkeit, weniger Verdauungsproblemen und einem insgesamt besseren Wohlbefinden.
Wissenschaftliche Evidenz: Zwischen Erfahrungsberichten und Studienlage
Trotz zahlreicher positiver Erfahrungsberichte gibt es bislang keine einzige wissenschaftlich einwandfreie Studie, die belegt, dass Fleischkonsum per se gesundheitsschädlich ist. Im Gegenteil: Die aktuelle Studienlage ist dünn und lässt keine eindeutigen Rückschlüsse zu. Viele Studien zu ketogenen oder fleischreichen Diäten werden entweder nur über kurze Zeiträume oder an speziellen Populationen durchgeführt. Langfristige, randomisierte Studien speziell zur Carnivore-Diät fehlen bislang.
Gleichzeitig gibt es aber auch keine Studie, die eindeutig belegt, dass eine rein tierische Ernährung zwangsläufig schädlich ist. Kritiker bemängeln, dass potenzielle Risiken wie ein erhöhter Cholesterinspiegel oder Nährstoffmängel langfristig nicht ausreichend untersucht sind. Dennoch zeigen einzelne Untersuchungen, dass insbesondere stoffwechselgesunde Menschen von einer fleischbasierten Ernährung profitieren können – etwa durch stabile Blutzuckerwerte oder eine Reduktion von Entzündungsmarkern.
Bekannte Verfechter: Dr. Ken Berry und Dr. Shawn Baker
In den USA haben sich Ärzte wie Dr. Ken Berry und Dr. Shawn Baker als prominente Befürworter der Carnivore-Diät etabliert. Beide berichten in ihrer Praxis von zahlreichen Patienten, die durch die Umstellung auf eine fleischbasierte Ernährung chronische Beschwerden, insbesondere im Bereich der Autoimmunerkrankungen, lindern konnten. Sie betonen, dass Fleisch ein äußerst nährstoffreiches Lebensmittel ist und viele Vitamine und Mineralstoffe in hoher Bioverfügbarkeit enthält – insbesondere Rindfleisch.
Nährstoffdichte und Vitaminversorgung: Mythos oder Realität?
Ein weitverbreiteter Mythos besagt, dass Fleisch keine Vitamine enthalte. Tatsächlich ist Fleisch, insbesondere rotes Fleisch wie Rind, reich an essenziellen Nährstoffen: Eisen, Zink, Vitamin B12, Vitamin A, zahlreiche B-Vitamine und hochwertige Proteine sind in hoher Konzentration enthalten. Viele dieser Nährstoffe sind in pflanzlichen Lebensmitteln entweder gar nicht oder nur in schlechter verwertbarer Form vorhanden.
Ein besonderer Vorteil der Carnivore-Diät ist der deutlich niedrigere Vitamin-C-Bedarf im Vergleich zu einer kohlenhydratreichen Ernährung. Da Glukose und Vitamin C im Körper um denselben Transportweg konkurrieren, wird bei geringem Kohlenhydratkonsum weniger Vitamin C benötigt. Rinderleber ist zudem eine wertvolle Quelle für Vitamin C: Bereits 100 Gramm enthalten etwa 25 mg, was den Bedarf bei dieser Ernährungsform meist deckt. Wichtig ist, Leber und Fleisch nur kurz zu garen, um den Vitamin-C-Gehalt zu erhalten. Ballaststoffe sind ein weiterer kontroverser Punkt: Während sie für viele Menschen die Verdauung und das Darmmikrobiom unterstützen, berichten andere von Unverträglichkeiten und Verdauungsproblemen durch Ballaststoffe. Die Carnivore-Diät verzichtet vollständig auf Ballaststoffe – viele Betroffene berichten dadurch von einer ruhigeren Verdauung und weniger Beschwerden, insbesondere bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
Stabile Blutzuckerwerte durch Verzicht auf Kohlenhydrate
Ein zentrales Thema bei der Carnivore-Diät ist die Regulierung des Blutzuckerspiegels. Durch den weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrate kann der Körper in die sogenannte Ketose übergehen – einen Stoffwechselzustand, in dem Fett anstelle von Glukose als Hauptenergiequelle genutzt wird. Ketose ist mit stabileren Blutzuckerwerten und einer verringerten Insulinausschüttung verbunden, was das Risiko für Blutzuckerschwankungen und Heißhungerattacken senken kann. Viele berichten zudem von einer verbesserten Fettverbrennung und einer effektiven Gewichtsabnahme, wobei der Erhalt der Muskelmasse durch die proteinreiche Ernährung unterstützt wird. Weitere potenzielle Vorteile der Ketose umfassen eine gesteigerte mentale Klarheit, eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit und eine gleichmäßigere Energieversorgung über den Tag hinweg.
Carnivore als Ausschlussdiät: Sinnvoller Selbsttest
Gerade für Menschen mit unerklärlichen Beschwerden, Allergien oder Autoimmunerkrankungen kann die Carnivore-Diät als radikale Eliminationsdiät sinnvoll sein. Durch den vollständigen Verzicht auf potenziell problematische Lebensmittel erhält der Körper die Möglichkeit, sich zu „resetten“. Nach einer gewissen Zeit können einzelne Lebensmittel schrittweise wieder eingeführt werden, um individuelle Unverträglichkeiten gezielt zu identifizieren.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ein oft diskutierter Aspekt der Carnivore-Diät ist die Nachhaltigkeit. Während die Produktion tierischer Lebensmittel ressourcenintensiv sein kann, sollte auch bedacht werden, dass hochverarbeitete pflanzliche Produkte häufig lange Transportwege zurücklegen und viel Verpackungsmüll verursachen. Zudem werden für deren Herstellung oft zahlreiche Zutaten aus aller Welt benötigt, was den ökologischen Fußabdruck erhöht. Regionale und möglichst unverarbeitete tierische Produkte können in diesem Zusammenhang eine nachhaltigere Alternative darstellen, insbesondere wenn sie aus artgerechter Haltung und aus der Region stammen.
Fazit
Die Carnivore-Diät sollte keinesfalls leichtfertig begonnen werden. Für viele Betroffene mit chronischen oder autoimmunen Erkrankungen kann sie jedoch eine wertvolle Option darstellen – insbesondere als Ausschluss-Diät, um herauszufinden, welche Lebensmittel dem eigenen Körper guttun und welche nicht. Fleisch ist entgegen vieler Vorurteile ein nährstoffreiches Lebensmittel. Langfristige wissenschaftliche Belege für Nutzen oder Schaden fehlen zwar, doch die Vielzahl an positiven Erfahrungsberichten spricht für einen differenzierten Blick auf diese Ernährungsform.
Ernährung ist hochgradig individuell: Was für den einen positive Effekte bringt, kann für den anderen ungeeignete oder sogar negative Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, verschiedene Ernährungsformen auszuprobieren und genau zu beobachten, wie der eigene Körper darauf reagiert, um die optimale Ernährung für das persönliche Wohlbefinden zu finden.
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