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FC Lustenau vor womöglich letztem Heimspiel

Beim FC Lustenau geht es derzeit drunter und drüber
Beim FC Lustenau geht es derzeit drunter und drüber ©Stiplovsek
Lustenau - Der FC Lustenau bestreitet heute sein womöglich letztes Spiel vor heimischer Kulisse. Madlener und Co. wollen auf dem Platz ein sportliches Lebenszeichen abgeben. Der SCR Altach bekommt es mit St. Pölten zu tun und die Lustenauer Austria tritt heute beim SV Horn an.
FC Lusenau vs. TSV Hartberg ab 18:30 Uhr
SCR Altach vs. St. Pölten ab 18:30 Uhr
SV Horn vs. Austria Lustenau ab 20:30 Uhr
"Erste Liga" auf VOL.AT

Bevor der letzte Vorhang fällt wollen Mario Bolter und Co. den Rasen des Reichshofstadions zumindest noch einmal zur großen Bühne machen. Man muss kein Apologet des Weltuntergangs sein, um angesichts des Dramas hinter den Kulissen (Insolvenz, doppelte Spielerverträge) den Schluss zu wagen: Es könnte womöglich der letzte Auftritt der Blau-Weißen vor heimischem Publikum sein.

Dass dieser auch standesgemäß inszeniert wird, dafür garantieren Drehbuch und Protagonisten: Wer zur Sentimentalität neigt, wird schon kurz vor Ankick bedient werden, wenn aus den Boxen die Vereinshymne mit großem Pathos tönt: „100 Jahre und noch viel mehr, FC Lustenau … .“ Wohl noch selten war die leichte Kost so schwer verdaulich, nie schwang in der simplen Melodie so viel Subtext mit: Galgenhumor, bissiger Zynismus, trotzige Durchhalteparole und nicht zuletzt: unerschütterliche Zuversicht.

Solidarität gefragt

Einer der schon von Natur wegen das sprichwörtliche „Fünkchen Hoffnung“ nicht lange zu suchen braucht, ist Trainer Daniel Madlener: „Ich verschwende keine Energie an ein vorzeitiges Aus zu denken und bin davon überzeugt, dass wir die Saison zu Ende spielen können.“ Als Optimist denkt er in anderen Kategorien, das Talent zum Grabredner hat er nicht: „Wir wollen auf dem Platz ein sportliches Lebenszeichen geben. Am wichtigsten ist aber, dass wir als Team auftreten.“ Madlener liefert indirekt das Stichwort: Zusammenhalt – noch nie war dieser dringlicher als in der jetzigen Situation, das Prinzip „Schulter an Schulter“ soll für alle gelten. „Ich appelliere an die Fans, uns zu unterstützen. Die Mannschaft hat es sich verdient.“ Dem kann man sich nur anschließen, das heutige Motto ergibt sich quasi von selbst: Farbe bekennen und Flagge zeigen! Zwar haben weder Fans noch Spieler das Schicksal des Vereins in Händen, ein unmissverständliches Zeichen setzen können sie aber allemal: Seht her, der FC Lustenau ist in Summe noch längst keine Konkursmasse!

Dafür, dass keine Begräbnisstimmung aufkommt, wollen auch die Spieler Sorge tragen. Dabei haben sie mit Widrigkeiten zu kämpfen, die dem Profifußball spotten. Mitunter leidet aufgrund der ausstehenden Besoldung gar schon die Besohlung: So musste etwa Ex-FC-Lustenau-
Spieler Cem Tosun einem seiner alten Kumpels ein Paar funktionstüchtige Fußballschuhe als Gabenspende zukommen lassen! Ein schönes Beispiel gelebter Solidarität, aber auch dafür, dass die Krise des Vereins längst auch für die Spieler zu einer existenziellen geworden ist.

Respekt vor Hartberg

Vom heutigen Gegner TSV Hartberg sind freilich keine Almosen zu erwarten. Nimmt man die bisherigen Darbietungen als Basis, ist man auf solche ohnehin nicht angewiesen.

Denn während die Frühjahrs-Auftritte der Blau-Weißen von fußballerischer Klasse zeugten, war der Saisonauftakt der Oststeirer (0:2 Heimniederlage gegen die Vienna) ein spielerischer Offenbarungseid. Nicht dass Madlener plötzlich zum Tiefstapler geworden wäre, aber eines möchte er trotzdem unterstrichen wissen: „Jedem Gegner ist Respekt zu zollen.“ Seine Referenz erweist er vor allem Trainer-Guru Paul Gludowatz: „Ein absoluter Topmann, seine Teams sind immer hervorragend organisiert.“ Nebst taktischer Disziplin sind die Stärken der Steirer eher brachialer Natur: Sie finden – wenn überhaupt – über den Kampf ins Spiel.

Diesen gilt es für die Blau-Weißen anzunehmen. Und für alle, denen der FCL ein Herzensanliegen ist, kann es nur heißen: hingehen!Willkommen im neuen Zuhause

(Quelle: NEUE/Emanuel Walser)

Willkommen im neuen Zuhause

Cem Tosun feiert heute gegen St. Pölten seine Premiere im Altacher Schnabelholz. Dem Publikum will erzum Einstand einen Sieg schenken.

Mitten in Altach, direkt an der Hauptstraße, steht ein großes, weißes Mehrparteienhaus. Ein Blick auf die Türschilder verrät: Hier hat der Fußball Einzug gehalten. Tomi Correa, Louis Mahop und, ganz neu, Cem Tosun haben sich eingenistet. Der Innenverteidiger ist einer von vier Neuzugängen beim Cashpoint SCR Altach. Heute feiert Tosun gegen St. Pölten seine Premiere im Schnabelholz. Der Austro-Türke brennt auf seinen ersten Einsatz in der neuen Heimstätte: „Ich bin schon sehr aufgeregt. Ich habe hier noch nie gespielt.“ Beim Gastspiel seines Ex-Klubs FC Lustenau musste er zuschauen. Bänderriss. Der Unterschied zu seinem früheren Arbeitgeber und dem neuen sei riesig: „Altach ist der professionellste Klub, bei dem ich je war.“ Einen kleinen Seitenhieb kann er sich nicht verkneifen: „Und mein Gehalt kommt pünktlich.“

Berühmter Cousin

Bei Cem Tosun liegt Fußball quasi in der Familie. Sein drei Jahre älterer Bruder Cemil spielte ebenfalls bereits für die Rapid Amateure, ein Engagement als Profi kam aber nie zustande. Umso Bekannter ist Tosuns Cousin. Turgay Bahadir, der schon für Austria Lustenau seine Schuhe schnürte, ist Cems großes Vorbild. „Er hat den türkischen Cup gewonnen und war Meister“, erzählt der Innenverteidiger.

Nicht unterschätzen

Tosun und Co. stehen heute vor einer schweren Aufgabe. Mit St. Pölten kommt der Tabellenzweite der Erste Liga nach Altach. Die Niederösterreicher sind zwar denkbar schlecht in die Saison gestartet: Einer 1:3-Niederlage beim FC Lustenau folgte eine 1:7-Heimniederlage gegen Kapfenberg. Altach-Coach Canadi warnt allerdings: „Der Spielverlauf beim 1:7 war unglücklich. Außerdem haben Popp, Rödl und Holzmann gefehlt. Wir dürfen St. Pölten nicht unterschätzen.“ Bei den Gästen steht neben den Rückkehrern Popp und Holzmann Neuzugang Manteca erstmals im Kader. Dafür bleiben Rathfuss und René Felix zu Hause. Die Altacher müssen auf Daniel Luxbacher verzichten. Der Mittelfeldspieler sah im Derby gegen Austria Lustenau seine fünfte Gelbe Karte. Das könnte die Chance für Julian Erhart werden. Der 20-Jährige zeigte im Test gegen St. Gallen mit zwei Treffern auf. Eine weitere Variante: Philipp Netzer rückt in die Offensive neben Schöpf und Matthias Cuntz übernimmt die Rolle des Sechsers.

Die Favoritenrolle will sich Canadi nicht aufzwingen lassen: „Laut Tabellenstand ist St. Pölten Favorit.“ Sein Schützling Tosun kennt das Rezept, um zu gewinnen: „Wir müssen von Anfang an zeigen, wer der Herr im Haus ist. Wir wollen im Schnabelholz wieder eine Macht werden.“

(Quelle: NEUE/Michael Prock)

Fahrt ins Waldviertel wird zur Reise ins Ungewisse

Austria Lustenau tritt heute um 20:30 Uhr bei Horn an. Kolvidsson muss auf einer Position umstellen.

Der gegen Altach vom Pech verfolgte Jürgen Patocka fällt heute in Horn gelbgesperrt aus. Für ihn kommt Toni Tipuric in die Mannschaft. Ansonsten wird es keine Änderungen in der Startformation geben. „Es gibt im Moment keinen Grund für mich mehr zu ändern als nötig“, so Trainer Kolvidsson, der die Fahrt nach Horn als Reise ins Ungewisse beschreibt. Zurecht. Schließlich haben die Waldviertler im Winter sieben Spieler verpflichtet und zehn abgegeben. Und weil beide Frühjahrsspiele Horns abgesagt wurden, konnte der Isländer nur wenig über das neuformierte Team von Michael Streiter in Erfahrung bringen. Kolvidsson weiß zum Beispiel nicht, ob Streiter Pressing spielen lässt oder ob sie tief stehen. „Meine Mannschaft muss Spielintelligenz beweisen und auf die taktischen Gegebenheiten schnell reagieren. Klar ist aber auch, dass wir unser Spiel durchziehen und Punkte mitnehmen wollen.“

Aus den bisherigen Aufeinandertreffen in dieser Saison ging die Austria als klarer Sieger hervor. In Horn gewannen die Grün-Weißen 3:0, zuhause siegten sie in einem offenen Spiel mit 4:1. Die Platzverhältnisse in Horn sind übrigens gut, einem Spiel steht nichts im Wege.

(Quelle: NEUE/Hannes Mayer)

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