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Fitnessboom: Billigketten bringen traditionelle Studios ins Schwitzen

Der Trend geht hin zu Zielgruppenstudios
Der Trend geht hin zu Zielgruppenstudios ©VN
Immer mehr Österreicher begeben sich freiwillig in die Kraftkammer. Die heimischen Fitnesscenter zählten 2012 bereits 489.000 Mitglieder - 4,8 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Anbieter schlagen daraus aber kaum Kapital, denn große Billigketten aus dem Ausland sorgen für eine regelrechte Preisschlacht, erhob der Marktforscher Kreutzer Fischer & Partner.

Große Verlierer sind die klassischen Studios mit breitem Angebot. Der Trend geht hin zum 30-Minuten-Training. Aktuell gibt es in Österreich laut KFP-Studie 501 Fitnessstudios, um 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Wachstum wird primär von Ketten wie McFit oder Fitinn getragen, die mit Kampfpreisen um Mitglieder werben. Das Konzept: Sie gehen nur in große Städte und wollen die Massen bewegen – unter 2.000 Mitgliedern pro Studio geht bei den Billiganbietern nichts. Für weniger als 20 Euro im Monat kann oft Tag und Nacht an Kraftgeräten und Laufband trainiert werden, Sauna, persönliche Betreuung oder sonstigen “Wellness-Schnickschnack” gibt es nicht. Teils muss sogar fürs Duschen extra bezahlt werden – am Münzautomat.

41% ausländische Anbieter

Die Billigketten bringen so nicht nur ihre Mitglieder, sondern auch angestammte Studios ordentlich ins Schwitzen. Der Marktanteil der ausländischen Anbieter liegt mittlerweile bei 41 Prozent, errechnete KFP. Trotz steigender Mitgliederzahl stagnierte der Gesamtumsatz der Fitnesscenter in Österreich 2012 bei 217 Mio. Euro. Der Umsatz pro Gast schrumpfte zum vierten Mal in Folge.

Multifunktionsstudios “sterben aus”

Besonders weh tut das den klassischen mittelpreisigen Multifunktionsstudios, die Kraft- und Konditionstraining für Männer und Frauen anbieten. “Die werden aus dem Markt fallen”, sagte Studienautor Andreas Kreutzer zur APA. 2012 haben sie Erlöseinbußen von 3,2 Prozent hinnehmen müssen, der Umsatz pro Mitglied ging um mehr als 5 Prozent zurück. Einer der großen Verlierer ist dem Vernehmen nach der einstige Wiener Platzhirsch Club Danube, der im April 2012 nach mehr als 20 Jahren seine Filiale in der Lugner City zusperren musste.

Trend Zielgruppenstudios

Kreutzer sieht eine immer weiter aufgehende Schere zwischen dem Diskont- und dem Premiumsegment. Der Jahresumsatz pro Mitglied in den Multifunktionsstudios schwankt seinen Berechnungen zufolge zwischen 182 und 1.393 Euro. Der Trend geht in Richtung Zielgruppenstudios, allen voran Kraftstudios und Fitnesscenter für Frauen. Diese haben die Mitgliederzahl 2012 um über 14 bzw. 13 Prozent gesteigert. Die Franchise-Kette Mrs. Sporty zum Beispiel zählt europaweit laut Eigenangaben bereits mehr als 200.000 Mitglieder und ist auch in Österreich weiter auf Expansionskurs.

Fitnesscenter als Unterhaltungsort

Kreutzer glaubt an einen “Wandel des Fitnesscenters vom Unterhaltungsort, wo man auch Freunde trifft”, zum gezielten 30-Minuten-Training. “Da haben wir jetzt einen sehr rationalen Zugang.” Der Vorteil für die Studios: Sie brauchen keine großartige Infrastruktur, ein paar Geräte in einem kleinen Raum und vielleicht eine Dusche genügen. Voriges Jahr hat laut KFP bereits fast jedes vierte Fitnesscenter-Mitglied in einem Spezialstudio trainiert.

Österreicher “faul”

Verglichen mit Amerika oder Großbritannien sind die Österreicher aber noch “faul”, was die Häufigkeit von Fitnesscentermitgliedschaften betrifft. Kreutzer zufolge hat das auch “viel mit der Bevölkerungsdichte in großen Städten zu tun”. Österreich liege etwa auf dem Niveau von Deutschland und “sicher” über Italien und der Schweiz sowie den osteuropäischen Nachbarländern. Wobei eine Mitgliedschaft nichts darüber aussagt, wie oft die Leute tatsächlich trainieren gehen. (APA)

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