Fitch zeigte sich damit deutlich großzügiger als die Agentur S&P. Diese hatte den USA schon im August wegen mangelnder Aussichten auf einen Abbau der Rekord-Verschuldung von inzwischen 15 Bill. Dollar (11.248 Mrd. Euro) das Top-Raing entzogen und eine weitere Herabstufung nicht ausgeschlossen. Je schlechter ein Rating, umso mehr Zinsen muss der Schuldner für neue Kredite zahlen. Weil die Fitch-Warnung aber für Experten nicht überraschend kam, blieben gravierende Auswirkungen an den Finanzmärkten aus. Im Gegenteil: Hoffnungen auf Fortschritte im Kampf gegen die Schuldenkrise in Europa trieb die US-Börsen am Dienstag den zweiten Tag in Folge an.
Rating werde nicht verändert – selbst bei Rezession
Fitch mahnte aber zugleich einen nachhaltigen Kurs zum Schuldenabbau an. “Wenn es dann im zweiten Halbjahr 2013 danach aussieht, dass ein solcher Plan nicht zustande kommt, dann wird der negative Ausblick wahrscheinlich in eine Herabstufung münden”, sagte Fitch-Analyst Riley. Es sei unwahrscheinlich, dass die Agentur bis dahin ihre US-Bewertung ändere. “Man soll zwar niemals nie sagen”, sagte Riley. “Aber wir erwarten nicht, dass es zu irgendwelchen substanziellen Entwicklungen kommt, die uns dazu bewegen könnten, unser Rating binnen der kommenden zwölf Monate zu ändern.” Das gelte selbst für den Fall, dass die USA in eine kurze Rezession abrutschten oder sich die Euro-Schuldenkrise verschärfe.
Vertrauen schwindet
Den gesenkten Ausblick begründete Fitch mit dem Scheitern des “Super-Komitees” aus Demokraten und Republikanern. Dem Kongress-Gremium war es nicht gelungen, einen Vorschlag zur Entlastung des Haushalts um 1,2 Bill. Dollar binnen zehn Jahren vorzulegen. Die Agentur erklärte, ihr Vertrauen schwinde, dass bald die notwendigen Maßnahmen ergriffen würden, die die öffentlichen Finanzen auf einen nachhaltigen Pfad brächten und die Bestnote “AAA” sicherten. Das Finanzministerium erklärte, die Entscheidung von Fitch mache die Notwendigkeit für den Kongress deutlich, das langfristige Defizit in ausgewogener Weise zu senken.
“AAA” momentan nicht in Gefahr
Wie S&P hatte die dritte große Ratingagentur Moody’s ihren Ausblick für die USA im August auf negativ gesenkt, behielt die Note “AAA” aber bei. Beide Agenturen hatten erklärt, das Scheitern des “Super-Komitees” am 21. November werde sich nicht unmittelbar auf ihre Bewertung auswirken. Moody’s hat aber gewarnt, die Bestnote könne in Gefahr geraten, wenn die Abgeordneten von den vorgesehenen automatischen Kürzungen im Haushalt abrücken sollten. Diese sollen ab 2013 als Folge des Scheiterns des “Super-Komitees” quer durch den Haushalt greifen, um die Staatskasse zu entlasten. Einige Abgeordnete haben aber bereits Widerstand angekündigt. Der Haushaltsstreit dürfte sich damit auch 2012 fortsetzen. Denn angesichts der Präsidentschafts- und Kongresswahlen im nächsten November wird es für eine Einigung wohl nicht einfacher.
USA entging knapp einer Staatspleite
Die Gespräche im “Super-Komitee” waren gescheitert, weil die konservativen Republikaner sich gegen Steuererhöhungen sperrten und die Demokraten um Präsident Barack Obama die Sozialleistungen nicht antasten wollten. Damit hatte sich in der Öffentlichkeit der Eindruck erhärtet, die Politiker seien unfähig oder unwillig, ihre Differenzen zu überwinden – obwohl die USA im Sommer wegen des Streits nur knapp einer Staatspleite entgangen waren.
(APA)
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