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Finanzmarktkrise kostete BayernLB bisher 4,3 Mrd

Die BayernLB hat mit riskanten Wertpapiergeschäften ein Loch von 4,3 Mrd. Euro bis Ende März in ihre Bilanz gerissen und damit alle Befürchtungen übertroffen.

Im vergangenen Jahr blieb zwar noch ein kleiner Gewinn von 175 Mio. Euro. Aber im laufenden Jahr droht die zweitgrößte Landesbank in die roten Zahlen zu rutschen, wie Vorstandschef Michael Kemmer am Donnerstag in München sagte.

Nun erhofft er vom Freistaat und den bayerischen Sparkassen eine Bürgschaft von 4,8 Mrd. Euro für die wackligen Anleihen. Kemmer kündigte auch ein Sparprogramm mit Stellenabbau an: “Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass es zu einer Reduzierung des Personalaufwandes kommen kann und muss”, sagte er. Für Einzelheiten sei es aber noch zu früh.

Im vergangenen Jahr summierten sich die Belastungen aufgrund der Finanzmarktkrise auf 2,3 Mrd. Euro. Davon gelten 1,2 Mrd. Euro als verloren, 1,1 Mrd. Euro mussten wegen der Kursverluste als Rücklage verbucht werden. Von Jänner bis Ende März kamen weitere 1,1 Mrd. Euro Verlust und 900 Mio. Euro Wertabschreibung hinzu. Damit erwischte es die BayernLB stärker als alle anderen Landesbanken.

“Was noch ausfällt, weiß heute niemand”, sagte der Bankchef. Jede Prognose wäre unseriös. Um die Bilanz von den Belastungen zu befreien, will die BayernLB nach dem Vorbild der WestLB die wackligen ABS-Kreditpakete im Nennwert von 24 Mrd. Euro in eine neu zu gründende Zweckgesellschaft auslagern. Bei Zahlungsausfällen würde die Landesbank die ersten 1,2 Mrd. selbst schultern. Für die nächsten 4,8 Mrd. Euro sollen Freistaat und Sparkassen oder auch andere Garanten bürgen, schlug Kemmer vor.

Im ersten Quartal sei die BayernLB wahrscheinlich in die roten Zahlen gerutscht, sagte der Vorstandschef. Ob auch für das Gesamtjahr ein Verlust drohe, hänge von dem geplanten Garantie-Schirm ab. “Das würde uns ermöglichen, den Blick nach vorn zu richten und uns wieder auf unser Geschäft zu konzentrieren”, sagte Kemmer. Ob das Manöver mit dem Europarecht vereinbar ist, ist allerdings strittig.

Der oberste Risikomanager Gerhard Gribkowsky wurde mit sofortiger Wirkung entlassen. Er war seit 2003 verantwortlich. Bereits im Februar war der langjährige Vorstandschef Werner Schmidt gefeuert worden. Sein Nachfolger Kemmer, seit 2006 im Vorstand, bekannte sich aber ausdrücklich zu seiner Mitverantwortung für den Schlamassel. Die sogenannten ABS-Papiere seien jahrelang profitabel gewesen, “es gab eine klare Risikostrategie”. Aber man “hätte früher erkennen können, dass sich da ein Klumpen aufbaut”, räumte der Bankchef ein.

Der Jahresgewinn fiel von 989 Mio. Euro im Vorjahr auf nur noch 175 Mio. Euro. Trotzdem will die Landesbank den beiden Eigentümern – dem Freistaat und dem bayerischen Sparkassenverband – die gleiche Dividende ausschütten wie im Vorjahr. “Die BayernLB ist eine starke und gesunde Bank”, sagte Kemmer. In der größten Finanzmarktkrise der Nachkriegszeit sei “die schwarze Null schon ein Erfolg”. Kundengeschäft und Tochtergesellschaften seien gut gelaufen.

Die bayerische Opposition hat angesichts der milliardenschweren Abschreibungen bei der BayernLB den Rücktritt von Finanzminister Erwin Huber gefordert. “Spätestens mit dieser Nachricht müsste Finanzminister Huber zurücktreten”, sagte der Fraktionsvorsitzende der SPD im bayerischen Landtag, Franz Maget.

Auch die Grünen fordern Hubers Rücktritt. Der finanzpolitische Sprecher der Grünen im bayerischen Landtag, Thomas Mütze, rechnet mit noch höheren Belastungen. Mit den 4,3 Mrd. Euro sei das Ende noch nicht erreicht. “Die Bank selbst plant für weitere Ausfallrisiken von bis zu 6 Milliarden vor”, sagte er. Mütze erwartet deswegen eine drastische Eigenkapitalerhöhung. Jetzt müssten die bayerischen Steuerzahler dafür bluten, dass sich die Landesbank unter den Augen der Staatsregierung verspekuliert habe.

Die BayernLB ist Mehrheitseigentümerin der Kärntner Hypo Group Alpe Adria und war bis 2004 an der BAWAG beteiligt.

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