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Finanzmärkte im Krisenmodus: Neue US-Zölle lösen globales Beben aus

Die Ankündigung drastischer US-Strafzölle hat zu erheblichen Kursverlusten an den internationalen Finanzmärkten geführt.
Sogar Pinguine zahlen jetzt Zoll
Welche Zölle schon gelten und welche geplant sind

Allein die Unternehmen des US-Leitindex S&P 500 verloren innerhalb eines Handelstages rund 2,4 Billionen US-Dollar an Börsenwert – der größte Tagesverlust seit dem 16. März 2020, dem Höhepunkt der Corona-Pandemie an den Märkten.

„Wenn die aktuellen Zölle Bestand haben, ist eine Rezession im zweiten oder dritten Quartal sehr wahrscheinlich, ebenso wie eine Baisse“, sagte David Bahnsen, Chief Investment Officer bei The Bahnsen Group.

Auch die übrigen US-Indizes verzeichneten deutliche Rückgänge. Der Schock setzte sich am Freitag an den europäischen Börsen fort:

  • ATX: –5,8 %
  • DAX: –1,7 %

Asien startet mit Verlusten – China bleibt vorerst außen vor

Bereits vor der europäischen Öffnung verzeichneten die asiatischen Märkte herbe Verluste. Besonders stark betroffen war der japanische Markt:

  • Nikkei 225: –2,6 % auf 33.836 Punkte
  • TOPIX: –3,4 % auf 2.478 Punkte
  • Kospi (Südkorea): –1,2 %

Die Börsen in China blieben aufgrund eines Feiertags geschlossen. Experten zufolge schüren die Zölle Konjunkturängste und bremsen das Vertrauen in eine baldige wirtschaftliche Erholung.

China reagiert auf die US-Zölle mit Gegenmaßnahmen. Auf alle US-Waren werde nun ebenfalls ein Zoll von 34 Prozent fällig, kündigte das Finanzministerium am Freitag in Peking an. Dieser soll ab 10. April gelten.

Auswirkungen auf Welthandel und Inflation ungewiss

Trump hatte am Mittwoch neue Importzölle auf praktisch alle Länder angekündigt – mit wenigen Ausnahmen. Besonders betroffen ist die EU mit einem Zollsatz von 20 Prozent, während für viele kleinere asiatische Staaten Abgaben von bis zu 49 Prozent gelten sollen.

Die wirtschaftlichen Folgen dieser Maßnahme sind noch nicht vollständig absehbar. Doch Ökonomen warnen bereits vor globalen Auswirkungen:

  • Laut dem Institut für Höhere Studien (IHS) wird für Österreich eine Verschärfung der erwarteten Rezession um 0,2 Prozentpunkte erwartet.
  • Weltweit befürchten viele Analysten eine Kombination aus stagnierendem Wachstum und steigender Inflation – eine sogenannte Stagflation.

Zentralbanken geraten unter Druck

„Die Zentralbanken sind nicht gut gerüstet, um mit einer Stagflation umzugehen“, erklärte David Doyle, Chefökonom der Macquarie Group, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Das Zusammenspiel aus Inflation und Abschwächung des Wachstums stelle eine große Herausforderung für die Geldpolitik dar.

Die Auswirkungen machen sich bereits bemerkbar:

  • In Japan fiel der Bankenindex um 8,4 Prozent, da Spekulationen über eine Zinspause durch die Bank of Japan zunehmen.
  • Auch Technologieaktien wurden stark getroffen: Die Chipkonzerne Advantest und Tokyo Electron verloren jeweils mehr als acht Prozent.

Weltweite Reaktionen bleiben abzuwarten

Mit seinem Schritt setzt Trump laut Beobachtern auf maximale Verhandlungsmasse – viele Länder könnten versuchen, im letzten Moment noch Zugeständnisse zu machen, um von den Zöllen ausgenommen zu werden. Gleichzeitig mehren sich Stimmen, die mit Gegenmaßnahmen drohen.

Wie genau die internationale Staatengemeinschaft reagieren wird, bleibt jedoch unklar.

(VOL.AT)

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