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Finanzkrise: Analysten orten nach Krisenplan

Keine Entwarnung geben heimische Analysten nach den am Wochenende beschlossenen Bankenpaketen und den deutlichen Börsenanstiegen am Montag.

Die Unsicherheit an den Märkten dürfte trotz der Maßnahmen vorerst bestehen bleiben. Die massiven Kurssprünge an der Wiener Börse sind für Alfred Reisenberger, Chefanalyst von CA Cheuvreux in Wien, aber zumindest eine positive erste Reaktion auf die am Wochenende angekündigten Banken-Rettungsmaßnahmen der G-7-Staaten und der Euro-Länder.

Auch das seit Freitag von der Wiener Börse auferlegte Verbot von Leerverkäufen könnte zu den Gewinnen beitragen. “Ohne short squeezing wäre eine solche Erholung nicht möglich”, meint Reisenberger. Bei einem sogenannten “Short-Squeeze” versuchen Investoren in einem steigenden Markt ihre Shortpositionen – also Wetten auf fallende Kurse – durch Aktienkäufe glatt zu stellen, was in Folge die Kurse noch weiter nach oben treibt.

Die erhoffte Beruhigung an den Finanzmärkten sieht der Chefanalyst aber durch die Kursrally noch nicht gegeben, weil die Volatilität immer noch zu hoch sei. Was der Markt momentan zur Beruhigung benötige, seien geringe Kursschwankungen über einen Zeitraum von mehreren Wochen. Der Tiefpunkt dürfte laut Reisenberger aber mit vergangenem Freitag überwunden sein. “Freitag war der Tag der Kapitulation”, so der Experte.

Auch UniCredit-Analyst Peter Bauernfried glaubt nicht, dass alle bestehenden Ängste ausgestanden sind. Die starke Gegenbewegung an der Wiener Börse sei der schweren Gewichtung der österreichischen Banken zu verdanken und vielleicht sogar übertrieben. Oberste Priorität bleibe weiterhin die Schaffung von Liquidität am Geldmarkt.

Für das angekündigte Bankenpaket der österreichischen Bundesregierung hat der Cheuvreux-Experte Reisenberger keine großen Erwartungen, da der Handlungsspielraum der Politik begrenzt sei. Er erwarte in erster Linie die Schaffung von Liquidität und wenn es hart auf hart komme, sollte durchaus auch über Verstaatlichungen diskutiert werden. “Da darf es keine Tabus geben”, sagt der Chefanalyst.

Die im Vorfeld von Ex-Finanzminister Hannes Androsch ins Spiel gebrachte Zahl von 120 Mrd. Euro ist für Reisenberger “aus dem Bauch heraus” deutlich überhöht. “Diese Höhe wäre ein Schock für die Österreicher”, meint Reisenberger. UniCredit-Experte Bauernfried wollte sich zu der Zahl nicht äußern, er bezweifle aber, dass jemand die notwendige Höhe des Bankenpakets abschätzen könne.

RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner schätzte im Ö1-Mittagsjournal heute den Umfang des Bankenpakets auf 80 bis 120 Mrd. Euro.

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