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Feuer verwüsten weite Landstriche Griechenland

©AP
Im Kampf gegen die verheerendsten Waldbrände seit Menschengedenken erhält die überforderte griechische Feuerwehr immer mehr Hilfe aus dem Ausland. ­   | Keine Evakuierungsflüge | Waldbrände in Europa | BBC Bericht

Die Bundeswehr schickte am Montag drei schwere Transporthubschrauber ins Katastrophengebiet, insgesamt folgten mehr als ein Dutzend Staaten dem Hilferuf aus Athen und schickten Hubschrauber, Löschflugzeuge und technische Ausrüstung. Seit Freitag kamen landesweit mindestens 63 Menschen in Rauch und Flammen ums Leben.

Die von starken Winden genährten Flammen nahmen immer größere Landstriche ein: Binnen 24 Stunden brachen 89 neue Brände aus, wie ein Feuerwehrsprecher am Montag sagte. 28 wurden als besonders gefährlich eingestuft. Die Justizbehörden prüften, ob die in vielen Fällen vermutete Brandstiftung als Terrorakt gewertet werden könnte. Dies würde die Befugnisse der Ermittler erweitern.

Es gab mehrere Festnahmen. Den meisten Verdächtigen wurde vorgeworfen, Feuer fahrlässig gelegt zu haben. Ein Mann wurde im Zusammenhang mit einem Brand bei Akropolis, dem sechs Menschen zum Opfer fielen, wegen Brandstiftung und Totschlags angeklagt. Die Regierung lobte bis zu eine Million Euro für Hinweise auf Brandstifter aus.

In vielen Teilen des Landes bedrohten die Flammen ganze Ortschaften. Vom Fluss Evros an der Grenze zur Türkei über die westlichen Inseln Korfu und Kefalonia bis zur Halbinsel Peloponnes im Süden versuchten verzweifelte Einwohner, ihre Häuser unter dem Einsatz von Gartenschläuchen und Wassereimern zu retten. Viele schlugen mit Zweigen auf die Flammen ein.

Bei Frixa im Westen des Peloponnes mussten eingeschlossene Einwohner mit Hilfe eines Hubschraubers gerettet werden. Auch im Norden der Halbinsel bei Ägialia seien mindestens elf Menschen von den Flammen eingekesselt, sagte eine Feuerwehrsprecherin. Im nördlich an Griechenland angrenzenden Bulgarien wurden am Wochenende ebenfalls mindestens zwei Menschen bei Waldbränden getötet.

„Das ganze Dorf brennt. Es brennt seit drei Tagen“, schluchzte eine Frau, die mit ihrer 20 Monate alten Tochter nahe Phigalia auf dem westlichen Peloponnes in einer Kirche Schutz suchte. „Ich bin sehr wütend. Die Regierung ist völlig unfähig, mit dieser Situation umzugehen“, sagte der Lehrer Gerassimos Kaproulias in Olympia. Am 16. September wird in Griechenland ein neues Parlament gewählt.

Bei Athen kämpften vier Flugzeuge, ein Hubschrauber, 15 Einsatzfahrzeuge und 45 Feuerwehrmänner gegen einen neuen Brand, der sich vom Berg Hymettos in Richtung der griechischen Hauptstadt ausbreitete. Bis zum Montagnachmittag konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht werden. Auf dem Peloponnes gelang es den Löschmannschaften am Sonntag, die Flammen von der antiken Ausgrabungsstätte Olympia fernzuhalten.

Das österreichische Bundesheer weitete die Hilfe für die Löscharbeiten der verheerenden Waldbrände in Griechenland aus: Neben dem Transportflugzeug C-130 Herkules und den beiden Hubschraubern Agusta Bell 212 werden am Montagvormittag auch drei Flugzeuge des Typs PC-6 in Richtung Athen starten, gab das Verteidigungsministerium gegenüber der APA bekannt.

Auch aus Norwegen wurde im Laufe des Montags ein Hubschrauber erwartet. Frankreich, Spanien und Deutschland schickten Löschflugzeuge, sogar Israel unterstützte die griechische Feuerwehr.

Trotz der verheerenden Waldbrände setzen viele Österreicher ihren Urlaub in Griechenland fort. 350 Reisenden, die mit TUI bzw. Gulet Touristik und 1-2-Fly im Westen der besonders stark betroffenen Halbinsel Peloponnes unterwegs sind, gehe es laut dem Reiseveranstalters gut. Bisher habe niemand den Urlaub verfrüht abgebrochen, es bestehe derzeit auch keine Gefahr, hieß es am Montag in einer Aussendung des Unternehmens.

Die Feuer seien rund 30 Kilometer von Hotels mit österreichischen TUI-Urlaubern entfernt. In der Region um Olympia soll es allerdings zu Rauchentwicklungen in der Nähe von touristischen Unterkünften gekommen sein. Von Bränden betroffen sind laut dem Reiseveranstalter unter anderem der Westpeloponnes, die Gegend um Athen und die Insel Euböa.

Seitens heimischer Kunden, die demnächst nach Griechenland fliegen wollen, gebe es „immer wieder“ Anfragen, sagte Anna-Maria Niedermair von TUI der APA. Zur Stornierungen sei es bisher aber nicht gekommen, der Reisebetrieb laufe normal weiter. Das Krisenmanagement des Reiseveranstalters steht außerdem rund um die Uhr in Kontakt mit örtlichen Behörden, beruhigte die Sprecherin.


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Wut der Bürger

“2.500 Jahre Geschichte in Flammen“ – so titelte am Montag die Sportzeitung „Spor tou Vorra“ über die Feuerhölle in Griechenland. „Unfähig“, schrieb die linksliberale „Eleftherotypia“ und veröffentlichte auf der ersten Seite ein Bild von den Zerstörungen in der antiken Stätte von Olympia. Die Presse brachte zum Ausdruck, was die Griechen angesichts der Feuerkatastrophe empfinden: Trauer und Verzweiflung. Mindestens 63 Menschen starben nach offiziellen Angaben seit Freitag. Tausende Tiere verendeten. Zahllose Familien verloren ihre Existenz: Olivenhaine und Zitrusbäume, die Haupteinkommensquelle auf dem Peloponnes, wurden zerstört. Mehr als 3.000 Menschen sind obdachlos geworden.

Wütend sind die Menschen auf die Verantwortlichen, viele fühlen sich im Stich gelassen. „Die Politiker sind alle Lügner und interessieren sich nur für sich selbst. Diejenigen, die jetzt regieren und die, die vorher regiert haben. Schande,“ sagte ein Lehrer aus Olympia. Die Zeitungen druckten apokalyptische Bilder der über das Land rollenden Feuerwalze. Eine 70 Jahre alte Frau beklagte den Verlust ihrer Ziegen und Hühner: „Ich habe nichts mehr in diesem Leben.“

Kritik gab es an der Koordination der Löscharbeiten: Pensionierte Feuerwehroffiziere sagten im Fernsehen, es gebe in Griechenland keine Stelle, die die Kräfte bündele. Außerdem haben die freiwillige Feuerwehren nur wenige Mitglieder. „Wir sehen jetzt, wie wichtig die freiwillige Feuerwehr ist. Hätten wir solche Leute überall gehabt, würden wir vielleicht jetzt nicht so viele Tränen vergießen“, sagte Nikos Sachinidis, Präsident des Verbandes der freiwilligen Feuerwehr.

Am 16. September wählt Griechenland ein neues Parlament. Wie die Bürger abstimmen werden, kann niemand einschätzten. Die konservative Regierung unter Ministerpräsident Kostas Karamanlis spricht von einer Verschwörung. „Feinde aus dem Ausland sind am Werk“ schrieb auch die populistische Zeitung „Avriani“. Kritiker sprachen dagegen von einem Ablenkungsmanöver der Regierung. Der Sozialistenführer Giorgos Papandreou forderte, „die bürgerliche Regierung muss weg. Sie ist unfähig.“

Die Politiker kümmerten sich einen „Dreck“ um die Menschen in den Orten der Tragödie bei Zacharo, Kalamata, Sparta und auf der Insel Euböa, sagte ein Fernsehkommentator und beklagte die Zerstörungen in der antiken Stätte von Olympia. „Eroberer kamen und gingen. Keiner hat Olympia angetastet. Wir werden anscheinend die einzige Generation sein, die Olympia beschädigt an die nächste Generation übergeben wird“, sagte ein Reporter des TV-Senders MEGA am Montag.


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Apokalyptische Bilder

Glutroter, dunkler Himmel am Tag, Ascheregen, Temperaturen bis zu 40 Grad und von Regen keine Spur. In Griechenlands Hauptstadt Athen herrscht weiter gedrückte Atmosphäre. “Es herrscht eine apokalyptische Stimmung, die Lage ist nach wie vor sehr ernst, die Menschen sind erschüttert, gehen aber ihren normalen Tätigkeiten nach”, berichtete der österreichische Botschafter Herbert Kröll der APA.

“In Athen war die Lage besonders am Samstag kritisch, da hat es auf einem Berg über der Stadt und in der Umgebung des Flughafens schon gebrannt”, erinnert sich Gesandter Gerhard Zettl. Was der Großstadtbevölkerung arg zu schaffen mache, sei die schlechte Luft. Athen, ohnehin berühmt-berüchtigt für seine Smog-Decke, wird seit Tagen von riesigen Rauchwolken heimgesucht, die sich zu den Abgasen mischen. “Jene, die nicht bescheid wissen, könnten glauben, es sei bewölkt. Aber Wolken gibt es weit und breit keine”, so Zettl.

Als wäre das nicht genug, schraubten sich die Quecksilbersäulen bis zur 40 Grad-Marke hoch. Zettl: “Ich habe mich seit Anfang Juni in der Nacht nicht mehr zugedeckt. Seit Ende Mai ist hier kein Tropfen Wasser von oben gefallen.” Regen sei auch weiterhin nicht zu erwarten. “Man muss einfach gelassen bleiben, immerhin erreichen uns viele besorgte Anrufe von österreichischen Touristen. Gott sei Dank ist aber alles gut gegangen”, ergänzt Kröll.

Die meisten Urlauber konnten über die beiden Hauptrouten im Landesinneren des Peloponnes sowie entlang der Küste nach Patras gelangen. Dass sich die Zahl der Toten in den von den Flammen eingeschlossenen Bergdörfern noch erhöhen könnte, sei durchaus möglich. Kröll: “Die Brände sind immer noch außer Kontrolle. Vielleicht ist die Situation nicht mehr ganz so dramatisch, wie noch am Samstag. Das kann aber auch daran liegen, dass man sich daran gewöhnt hat.”


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Neuer Waldbrand vor den Toren von Athen

In Griechenland ist vor den Toren der Hauptstadt Athen ein neuer Waldbrand ausgebrochen. Das Feuer sei am Montag in der Früh auf dem Berg Hymettos entflammt, weniger als zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, berichtete ein Sprecher der Feuerwehr.

Es sei aber bereits unter Kontrolle gebracht worden. Der Brand war demnach durch starke Winde angefacht worden. Dank des schnellen Einsatzes von 45 Feuerwehrleuten mit 15 Einsatzfahrzeugen und einem Löschhubschrauber habe das Feuer unter Kontrolle gebracht werden können.

Bereits am Samstag war in derselben Gegend ein Feuer ausgebrochen, das ebenfalls schnell unter Kontrolle gebracht wurde. Seit Freitag wüten im Süden und Osten Griechenlands schwere Waldbrände. Bisher kamen nach offiziellen Angaben mindestens 63 Menschen ums Leben.


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Ausbruch 89 neuer Feuer gemeldet

In Griechenland sind sind binnen 24 Stunden 89 neue Feuer ausgebrochen, wie Feuerwehrsprecher Nikos Diamandis Montagfrüh mitteilte. 28 von ihnen seien als besonders gefährlich einzustufen.

Landesweit seien 20 Löschflugzeuge und 19 Hubschrauber im Kampf gegen die Flammen im Einsatz. Auch in der Umgebung des antiken Olympia brannte es weiter, wenngleich die Stätte den Angaben zufolge selbst nicht mehr unmittelbar bedroht war.


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Die verheerenden Waldbrände haben in der antiken Ausgrabungsstätte von Olympia schwere Zerstörungen angerichtet. Wie das griechische Fernsehen zeigte, wurden große Teile der Grün- und Waldanlage rund um das Museum und das Stadion schwer beschädigt. Die Zypressen und Pinien entlang des Alfeios-Flusses und rund um das Stadion sind größtenteils zerstört.

Montagfrüh herrschte eine gespenstische Ruhe über Olympia. Überall lag Asche herum. „Auch hier haben wir eine immense Umweltkatastrophe“, berichteten Reporter. Die wertvollen Ausstellungsstücke im Museum blieben dagegen unversehrt.

Beschädigt wurde auch die Anhöhe über dem Heiligen Hain, die unter dem Namen „Kronoshügel“ bekannt ist. Dort findet jeweils einige Monate vor den Sommer- und Winterspielen das Zeremoniell zur Entfachung des olympischen Feuers statt.


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Dritte Horrornacht in Folge in Griechenland

Die Menschen in den von den Bränden heimgesuchten Regionen Griechenlands haben eine dritte Horrornacht erlebt. Mindestens vier Großbrände und viele kleinere tobten nahe Olympia im Westen, Kalamata im Südwesten und Sparta im Südosten der Halbinsel Peloponnes. Weitere Brände wüteten auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa.

Nach offiziellen Angaben sind seit Ausbruch des ersten Großbrands vergangenen Freitag 61 Menschen ums Leben gekommen. Medien berichteten von 63 Toten. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Mehrere Tausend Menschen sind obdachlos geblieben, berichtete das staatliche Fernsehen.

Am Montag wurde weitere internationale Hilfe erwartet. Auch drei Hubschrauber aus Deutschland sollten am Abend im Luftwaffenstützpunkt von Elefsina 30 Kilometer westlich von Athen erwartet. Vier französische Flugzeuge kamen bereits am Sonntag zum Einsatz und entlasteten die völlig erschöpften griechischen Piloten.

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