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Felchen halten Fischer über Wasser

(VN) Friedrichshafen - Schwankende Fänge der Bodenseefischer: Felchenfänge zufriedenstellend, Eglifang sinkt weiter.

Die Gesamtbilanz der Berufsfischer am Bodensee fiel für das auslaufende Jahr zufriedenstellend aus, allerdings schwankten die Fänge jahreszeitlich stark. Weiter im Keller blieben die Eglifänge. Die bei der Jahreshauptversammlung des Internationalen Bodensee-Fischereiverbandes (IBF) in Friedrichshafen gezogene vorläufige Bilanz zeigte auf, dass die Fischerei stark von Faktoren abhängt, die die Natur vorgibt. Anfang Jahr waren ausreichend Felchen in den Maschen, um den Markt befriedigen zu können. Schlechtes Wetter im Mai ließ dann die Gesichter der Fischer länger werden, die Felchenfänge gingen stark zurück, der Markt griff auf Importware zurück. Erst den Sommer über wurden die Netzzüge wieder ergiebiger, im September gab es sogar Felchen im Überfluss. Der regionale Markt konnte die Fänge nicht mehr aufnehmen, die Preise für die Fische fielen. Eine Reihe von Berufsfischern beschränkte freiwillig die Intensität der Netzeinsätze. Erich Staub aus Bern, Vorsitzender der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK), des für das Regelwerk der Seefischerei verantwortlichen Gremiums, betonte das Bemühen, das Überleben des alten Berufsstandes der Fischer zu sichern. Gegen Massenfänge müsse man sich etwas einfallen lassen, „andererseits soll aus dem See geerntet werden, was geerntet werden kann.“ Immer mehr zur Randerscheinung werden die Barschfänge, 2010 musste das schlechteste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen registriert werden. Nachfrage nach den schmackhaften Eglifilets wäre zwar da, aber diese Fischart ging mit dem sauber und damit nährstoffärmer gewordenen Wasser des Bodensees gravierend zurück. Viele Fischer ersparen sich die Mühe, die Barsch-Bodennetze überhaupt noch auszulegen. „Der praktisch ganz weggebrochene Barschfang macht einer ganzen Reihe von Betrieben zu schaffen“, sagte Wolfgang Sigg, der Vorsitzende des IBF, „die Kunden bleiben weg, wenn neben Felchen nicht auch einmal ein anderer Fisch angeboten werden kann.“

Felchen- statt Eglifang

Bedauert wird die Entwicklung auch von den Anglern. „Wir mussten bei den Egli ein weiteres Jahr mit Rückgängen hinnehmen, zudem werden sie immer kleiner“, sagte der Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Sportfischer, die sich nun mehr dem Felchenfang widmen. Angeln blieb aber rund um den See ein „Volkssport“, 2009 lösten 13.800 Petrijünger eine Jahreslizenz und konnten gesamt 53 Tonnen Fische ins Boot heben.

Niveau ist niedrig, aber stabil

Die genaue Fangstatistik für das Jahr 2010 lag zwar noch nicht vor, das Laichfischen wird erst in den nächsten Tagen stattfinden. Der Ertrag der Bodenseefischer dürfte sich aber auf gegenüber früher niedrigerem Niveau stabilisieren, wie auch das Endergebnis für das Vorjahr zeigte. 2009 wurden mit 727 Tonnen etwa gleich viele Fische gefangen wie 2008. Der Felchenertrag war sogar um 7 Prozent gestiegen, die Egli stellten mit 70 Tonnen noch einen Anteil von 9,6 Prozent. Das Fangergebnis 2009 wurde von 128 Berufsfischern mit Hochseepatent und 23 mit Halden- oder Alterspatent erzielt. Zwar wurde am Vorarlberger Ufer die Anzahl der Kormorane durch Abschüsse und Vergrämungen deutlich reduziert, die Konkurrenz der gefiederten „Schwarzfischer“ wollen die Petrijünger in dieser Anzahl aber weiter nicht hinnehmen. Nach wie vor wurden Kormoranschwärme mit einigen Hundert Vögeln auf der Jagd beobachtet. Neben den alten Kolonien im Rheindelta und in Radolfzell konzentrieren sich die Vögel nun im Eriskircher Ried. In diesem Naturschutzgebiet östlich von Friedrichshafen hielten sich zeitweise 1000 Kormorane auf, in über 150 Nestern wurden im Schnitt zwei Jungvögel aufzogen. In der alten Brutkolonie an der Fußacher Bucht konnte die Zahl der Horste auf rund 50 gesenkt werden.

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