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Feinstaub-Studie: Nur "Spitze des Eisbergs" abgebildet

Die "Studie zur medizinisch-wissenschaftlichen Beurteilung der Grazer Luftqualität 1990 bis 2005" vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien aus dem Jahr 2007 ist am Donnerstag offiziell vorgestellt worden.

Die Ergebnisse sollen im Hinblick auf die zukünftige Luftüberwachung der Umwelt- und Gesundheitspolitik des Landes Steiermark als Entscheidungsgrundlage für Maßnahmen der Luftreinhaltung dienen.

Bei der Arbeit handelt es sich um eine Zeitreihenstudie, die Luftschadstoffe über den Zeitraum von 15 Jahren in Zusammenhang mit den Todesursachen der Grazer Bewohner bringt. Augenmerk wurde dabei auf akute und subakute Auswirkungen von Schadstoffen gelegt – also Mortalitätsfälle innerhalb von 14 Tagen nach Auftreten einer erhöhten Belastung.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Zunahme der Gesamtsterblichkeit pro zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bei Feinstaub PM10 am stärksten ist, gefolgt von NO2 (Stickstoffoxid) und anderen Feinstaubarten. Die Sterblichkeit sei mit Ergebnissen aus Wien vergleichbar, das eine vergleichbare Altersstruktur und einen ebenso hohen Anteil an Dieselfahrzeugen besitzt.

Während die Mortalität an Herzkreislauferkrankungen mit staubförmigen Luftverunreinigungen wie PM10 besonders deutlich zunahm, werden Atemwegserkrankungen am stärksten mit NO2 assoziiert. Bemerkenswert an den Ergebnissen sei für den Studienautor die Tatsache gewesen, dass die Wirkung der Luftschadstoffe pro Mikrogramm je Kubikmeter im Sommer und Winter gleich waren. Eine Vermutung ist, dass sich die Wirkungen von erhöhten Feinstaubkonzentrationen im Winter und erhöhten Ozon-Werten im Sommer die Waage halten.

In jedem Fall könne die Wirkung in Graz nicht allein auf eine Quelle wie den Hausbrand zurückgeführt werden, sondern sei durch ganzjährige Beiträge zur Feinstaubbelastung erklärbar, bei denen der motorisierte Verkehr dominiere, heißt es in der Studie weiter. Da nur Auswirkungen bis zu zwei Wochen analysiert wurden, sei nicht auszuschließen, dass auch noch länger dauernde Folgen tödlich enden. Dies könne aber nur in Langzeitstudien erhoben werden. Vergleiche hätten aber gezeigt, dass Zeitreihenstudien das Gesamtrisiko um ein Vielfaches unterschätzten, d.h., dass die aktuelle Untersuchung nur die “Spitze des Eisberges” abbilde.

Für PM10 konnte in der Studie ein steiler und anfangs linearer Anstieg der Gesamtmortalität festgestellt werden, der bereits bei Konzentrationen weit unter den gesetzlichen Grenzwerten (50 Mikrogramm/m3 Tagesmittelwert) beginnt und erst nach ihrer Überschreitung stärker abflacht. Diese Kurvenform spreche gegen die Existenz einer Schwelle.

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