Die roten Gewerkschafter sehen in der Aussage Faymanns “entweder Unwissenheit oder populistische Ignoranz”. Wie zuvor Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) würde der Bundeskanzler damit “einmal mehr einen ganzen Berufsstand als Minderleister disqualifizieren”.
Lehrerarbeitszeit sei mehr als die Zeit am Arbeitsplatz Schule. Die Hälfte der Arbeit der Lehrer finde an Arbeitsplätzen statt, die nicht der Staat finanzieren müsse, die sich die Lehrer selbst bezahlten und nicht einmal von der Steuer absetzen könnten. “Glauben Sie ernsthaft, das soziale Profil der SPÖ dadurch schärfen zu können, dass Sie einer Berufsgruppe die Arbeitszeit erhöhen?”, fragen die Sozialdemokratischen Gewerkschafter, denen die Aussage ihres Parteichefs angesichts der Ende November stattfindenden Personalvertretungswahlen wohl nicht gelegen gekommen ist.
Auch von VP-Gewerkschaftsseite kommt nun Kritik an Werner Faymanns “Ganztagsjob”-Sager: “Wir fordern Sie auf, sich bei den 120.000 LehrerInnen, die Sie mit Ihrer Aussage diskreditiert und vor den Kopf gestoßen haben, zu entschuldigen und Ihre diffamierende Aussage umgehend öffentlich zu widerrufen”, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Offenen Brief der VP-nahen AHS-Lehrervertretung ÖPU (Österreichische Professoren Union) an den Bundeskanzler.
Ein kurzer Blick ins Konferenzzimmer hätte Faymann bei seinem Schulbesuch “eindringlich vor Augen geführt, dass Ihre Forderung eine ganze Reihe arbeitsrechtlicher und arbeitsmedizinischer Vorschriften verletzt. Wir laden Sie ein, einen Tag lang Ihre Arbeit an dem meist nicht einmal einen halben Quadratmeter umfassenden Arbeitsplatz in einem AHS-Konferenzzimmer Ihrer Wahl zu verrichten. Vielleicht würde das Ihre Augen für die Realität des Schulalltags öffnen”, schreiben die ÖPU-Vertreter.
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