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Fast ohne Treibstoff: Ryanair-Flug gerät in Sturm-Chaos

©Symbilbild: APA/dpa/Georg Wendt; Screenshot: X/flightradar24
Ein Ryanair-Flug von Pisa nach Prestwick (Schottland) ist am 3. Oktober nur Minuten vor dem völligen Treibstoffmangel in Manchester notgelandet. An Bord: verunsicherte Passagiere und kaum mehr als 220 Kilogramm Kerosin – genug für gerade einmal fünf bis sechs Minuten Flugzeit.

Der Flug FR8175, durchgeführt von Malta Air im Auftrag von Ryanair, startete mit Verspätung in Pisa – Grund war laut einem Passagier ein Streik samt Protestaktionen auf dem Rollfeld. Über Großbritannien geriet die Maschine dann in die Ausläufer von Sturm „Amy“, der mit Böen von bis zu 160 km/h den Luftverkehr erheblich störte.

In Prestwick versuchten die Piloten gleich mehrfach zu landen – erfolglos. Auch ein Ausweichmanöver nach Edinburgh brachte keinen Erfolg. Erst in Manchester konnte das Flugzeug schließlich sicher landen – fast zwei Stunden nach dem ersten Landeversuch.

Noch während des Fluges meldete die Crew per „Mayday“-Funk die kritische Lage: Die Boeing 737-800 hatte die Mindestreserve von 30 Minuten Treibstoff deutlich unterschritten. Laut Vorschriften darf dieser Puffer nicht angetastet werden, außer in absoluten Notlagen – wie in diesem Fall.

Passagier schildert dramatische Szenen

Alexander Marchi, einer der Reisenden, erzählte der britischen Lokalzeitung Ayr Advertiser von seiner Sicht auf die dramatischen Minuten an Bord: „Nach dem späten Abflug wegen der Proteste hofften wir einfach, noch vor dem Sturm zu landen.“ Doch dann begannen die Turbulenzen: „Beim ersten Landeversuch zogen wir sofort wieder hoch. Beim zweiten Mal wurde es richtig heftig – wir waren fast am Boden, doch plötzlich ging’s steil nach oben.“

Erst später sei ihm das volle Ausmaß der Situation bewusst geworden: „Als wir die Berichte sahen, wie wenig Sprit noch im Tank war, war vielen das Lachen vergangen. Die Erleichterung war riesig, aber ich glaube, die meisten wollten erst mal kein Flugzeug mehr sehen.“

Ermittlungen laufen – Ryanair äußert sich zurückhaltend

Ein Sprecher von Ryanair bestätigte gegenüber der Daily Mail, dass der Vorfall bei den zuständigen Behörden gemeldet wurde. „Da eine Untersuchung läuft, können wir derzeit keine weiteren Kommentare abgeben“, so das Unternehmen.

Die britischen und europäischen Luftfahrtbehörden werden nun klären, ob alle Sicherheitsvorgaben eingehalten wurden oder ob es zu Verstößen kam. Besonders kritisch dürfte dabei die Unterschreitung der Treibstoff-Reserve beurteilt werden – ein absolutes Tabu in der zivilen Luftfahrt.

Hintergrund: Wie viel Treibstoff muss ein Flugzeug mitführen?

Laut internationalen Vorschriften muss eine Verkehrsmaschine neben dem Treibstoff für die eigentliche Route auch eine Reserve für 30 Minuten Flugzeit mitführen. Bei Turboprop-Maschinen sind es sogar 45 Minuten. Diese Reserve soll sicherstellen, dass bei Umleitungen oder Wetterproblemen genug Zeit bleibt, einen alternativen Flughafen anzufliegen – genau das war hier offenbar nicht mehr gegeben.

(VOL.AT)

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