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Faltmöbel: Von der Natur gelernt

©inna
Die Natur bringt uns immer wieder zum Staunen. Erledigt sie doch alles viel effizienter als unsere technischen Konstruktionen auf die wir Menschen gerne so stolz sind.
Faltmöbel: Das ist wahre Entfaltung

Letztlich läßt sich alles vom Menschen Erdachte auf natürlichen Aufbau und Prozesse zurückführen. Umgekehrt läßt sich dieses Wissen vom Menschen nutzen, wenn er es studiert und diese Strukturen und Prozesse hinterfragt und kennenlernt. Eine junge Wissenschaft, genannt Bionik, ermöglicht diese Einsicht.

Eine Teilwissenschaft daraus beschäftigt sich mit Faltstrukturen. Käfer falten ihre Flügel. Pflanzen ihre Blätter, um nur die bekanntesten Beispiele zu nennen.

Und hier beginnt unsere Geschichte von drei jungen Tischlern, die auszogen um die Welt, und in diesem Fall die Natur kennenzulernen. Nun es hat sich so zugetragen, dass die drei die berufliche Reife hinter sich bringen wollten, um ihre beruflichen Chancen zu erhöhen. Also lernten die drei sich kennen. Sie ließen sich in einem Kolleg für Tischlereiberufe einschreiben. Ihr kurzfristiges Ziel war, einen Abschluss erreichen. Nun spielte auch der Zufall mit. Geplant war nicht, dass sie sich dort kennenlernen würden, geplant war auch nicht, dass sie ihre Abschlussarbeit gemeinsam machen würden und geplant war auch nicht, dass die Bionik ihre Grundlage für die Arbeit sein würde.

Jedoch, wie im Leben oft, spielt Glück und Zufall eine bedeutende Rolle. Oder anders ausgedrückt: der Tüchtige ist seines Glückes Schmied. In diesem Fall verbarg sich das Glück in der Gestalt professioneller Betreuer, einem Fachprofessor für Tischlerei und Möbelherstellung und einem Professor für Bionik.

Machen wir einen kurzen Sprung vorwärts mitten in das Projekt hinein. “Das kann man so niemals realisieren!”, lautete die Aussage eines Werkstättenleiters mit sehr viel Erfahrung in der Branche, aber zuwenig Optimismus. Planen, umsetzen, probieren, testen begleitete das kleine Team wochen- und monatelang. In der ersten Hälfte des Projektes folgte Rückschlag auf Rückschlag. Bis sich das fast aussichtlose Unterfangen in zuversichtlichen Optimismus wandelte waren bereits viele Monate vergangen.

Die Aufgabe war ja nun eher theoretisch als praktisch gestellt: Wie kann man aus dem Wissen um Faltstrukturen in der Natur ein Sitzmöbel bauen? Mit dem erworbenen Wissen um diese Aufgabe kam auch der Appetit auf mehr. Irgendwann wurde dann im Team beschlossen, wir machen ein Produkt daraus, das dem Menschen Nutzen bringt und sich auch verkaufen läßt.

Das erste Produkt war ein Hocker, das gleichzeitig auch als Beistelltisch dienen konnte. Die Ergebnisse “na ja”. “Muß noch weiter entwickelt werden”, so der Tenor der Drei. Parallel dazu wurde ein Stuhl gezeichnet, oder besser gesagt anhand von Papiermodellen wurde probiert, wie gewisse Faltstrukturen sich verhalten. Als Ergebnis kam ein Modell heraus, dass sehr futuristisch, kantig und, dann doch genau passend erschien. Diese Form wurde weiter verfolgt, weiter optimiert und ergonomisch auf die Anforderungen des Sitzens abgestimmt. Das war’s dann, der Faltstuhl war geboren.

Eine Kleinigkeit war noch zu lösen. Wie kann man harte Materialien, wie Holz es nunmal ist, falten? Die Lösung sei hier gleich mal vorweg genommen, obwohl das Problem der technischen Ausführung das Team natürlich die gesamte Projektlaufzeit begleitete. Außen hart und innen weich. Im Grunde wurde ein dreischichtiger Aufbau des Materials zugrunde gelegt. An den Faltstellen ist das harte Material getrennt, aber nur bis zur flexiblen biegefähigen Mittellage. Diese Mittellage besteht aus einem hochfesten, innen und außen beschichteten Netz. Dadurch ist das Material flexibel wie ein Stück Papier, das nach Origami-Art gefaltet wird.

Ab Mitte September 2009 wird der Faltstuhl unter dem Namen PLICIO im Handel zu beziehen sein. (Ende)

 

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