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Falluja: Kämpfe gehen mit Härte weiter

Die US-Armee hat nach eigenen Angaben weite Teile der irakischen Rebellen-Hochburg Falluja unter ihre Kontrolle gebracht, ist am Freitag aber im hart umkämpften Stadtviertel Jolan wieder auf stärkeren Widerstand gestoßen.

Sunnitische Geistliche riefen angesichts des „Massakers“ an der Zivilbevölkerung zum Generalstreik auf. In zahlreichen irakischen Städten kam es zu Zusammenstößen zwischen sunnitischen Rebellen und Sicherheitskräften. Aus der drittgrößten irakischen Stadt Mosul (Mossul) zog sich die US-Armee nach Augenzeugenberichten zurück und überließ den Rebellen die Kontrolle. In der nordirakischen Stadt Hawija wurden bei Unruhen mindestens fünf Menschen getötet.

Die Aufständischen seien im südlichen Teil Fallujas eingeschlossen, sagten US-Offiziere am Freitag. „Sie können nicht nach Norden ausweichen, weil wir da stehen. Sie können nicht nach Westen, weil dort der Euphrat ist, und sie können nicht nach Osten, weil wir dort eine riesige Präsenz haben. Somit sitzen sie im Süden in der Klemme“, sagte Feldwebel Roy Meek.

In Jolan, wo es zuletzt kaum Widerstand mehr gab, flammten nahe einer Moschee wieder heftige Kämpfe zwischen den US-geführten Truppen und den Rebellen auf. Im ganzen Viertel waren nun Maschinengewehr-Feuer und Granatenexplosionen zu hören. Zwei US-Opfer seien von Soldaten weggebracht worden. Bewohner der Stadt berichteten auch von Kämpfen im Osten sowie im Südosten der Stadt.

Scheich Abdul Salam el Kobeisi rief am Freitag einen einwöchigen Generalstreik auf, um „das Massaker in der Stadt Falluja“ zu stoppen. Die humanitäre Lage in der von rund 100.000 Menschen bewohnten Stadt ist katastrophal. Es gebe kein Wasser, keinen Strom und keine medizinische Versorgung mehr, berichteten Augenzeugen. Leichengestank liege in der Luft, weil man die Toten wegen der Kämpfe nicht bergen könne. Ein irakischer Journalist berichtete, die US-Soldaten hätten auch zwei von drei Spitälern angegriffen und dabei Ärzte und Patienten getötet. „Die Amerikaner schießen auf alles, was sich bewegt.“ Hunderten flüchtenden Männern wurde nicht erlaubt, die Stadt zu verlassen, weil Aufständische unter ihnen vermutet wurden.

Die am Montagabend begonnene Offensive, bei der nach US-Angaben 18 US- und fünf irakische Soldaten sowie hunderte Rebellen getötet worden sind, hat sunnitische Widerstandskämpfer im ganzen Land zu gewaltsamen Übergriffen animiert. Auch am Freitag berichteten Augenzeugen von Zusammenstößen irakischer Soldaten mit Rebellen, darunter im sunnitischen Viertel der Hauptstadt Bagdad.

In Mosul übernahmen am Freitag wieder die Rebellen das Regiment, wie ein AFP-Reporter berichtete. Gruppen Bewaffneter patrouillierten zu Fuß oder in Autos rings um die Verwaltungsgebäude. Die US-Truppen, die bis zum Vorabend vier der fünf Brücken Mosuls kontrolliert hatten, waren in der Nacht mit Mörsern beschossen worden. Ein US-Soldat wurde getötet. Rebellen griffen neun Polizeistationen an und töteten einen Polizeigeneral. Am Freitag flog die US-Luftwaffe Angriffe gegen Rebellenstellungen, danach war aber keine Präsenz von US-Soldaten oder irakischen Nationalgardisten in der Millionenstadt zu sehen. Die US-Armee sagte dagegen, der Abzug sei erfolgt, um Gläubigen die Teilnahme am Freitagsgebet zu ermöglichen.

Bei Zusammenstößen zwischen Rebellen und US-Soldaten in der sunnitischen Stadt Hawija 200 Kilometer nördlich von Bagdad wurden am Freitag nach Polizeiangaben mindestens fünf Iraker getötet uns sechs verletzt. Die US-Armee hatte Hawija am Donnerstagabend nach Zusammenstößen von Anhängern des gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein mit irakischen Sicherheitskräften eingekreist.

An der Straße von Kirkuk nach Tikrit stürmten Unbekannte drei Kontrollposten der Polizei und setzten sie in Brand. In Bakuba wurden nach Zusammenstößen mit der Polizei und der Nationalgarde ein Aufständischer getötet und drei weitere gefangen genommen. Im Zentrum von Ramadi nahmen US-Soldaten im Morgengrauen dutzende Rebellen fest, die sich dort seit zwei Tagen versammelt hatten.

In Falluja wurde auch ein Mann entdeckt, bei dem es sich um den Fahrer der beiden im August entführten französischen Journalisten handeln soll. Christian Chesnot und Georges Malbrunot wurden am 20. August mit ihrem syrischen Fahrer Mohammed al Jundi auf der Fahrt in die Stadt Najaf verschleppt. Die Entführer forderten die Aufhebung des Kopftuchverbots an französischen Schulen.

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