Bei dem Zeugen handelt es sich – was die Staatsanwaltschaft nicht dementiert – um einen deutschen Grafiker, der behauptet, im Internet auf ein Video von Natascha Kampusch in deren Verlies gestoßen zu sein. Neben dem Filmer und Kampusch sei darauf noch ein weiterer Mann zu sehen. Weiters will er von einem Freund von Priklopil per Post ein “Vermächtnis” erhalten haben, das die Beziehung zwischen Natascha Kampusch und Priklopil in ein “anderes Licht” rücken würde. Ein Video von seinen Behauptungen hat der Mann schon vor Monaten selbst auf das Internetportal Youtube gestellt.
Wie glaubwürdig dieser Mann ist, wollte Mühlbacher nicht kommentieren. “Wir müssen warten, was die deutschen Behörden uns berichten. Klar ist, wenn jemand so etwas behauptet, dann müssen wir uns das auch ansehen”, sagte Mühlbacher.
Das Hauptaugenmerk der Ermittler liegt weiterhin auf dem ehemaligen Freund von Wolfgang Priklopil, Ernst H. “Es gibt insbesondere am Tag des Todes von Herrn Priklopil als auch in dem Zeitraum rund um die Entführung einige widersprüchliche Aussagen von H.”, sagte Mühlbacher. Ob gegen H. die Untersuchungshaft verhängt wird, ist dem Staatsanwalt zufolge kein Thema: “Bis jetzt hat sich die Frage nicht gestellt.” Es wird derzeit auch nicht gegen andere Personen ermittelt.
Unter den aufklärungswürdigen Punkten – die die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren wollte – sind folgende: Priklopil hatte sich nach seiner Flucht mehrere Stunden mit H. getroffen, bevor er sich schließlich das Leben nahm. H. hat stets angegeben, nichts von der Entführung von Natascha Kampusch gewusst zu haben. Dennoch soll er bei seiner Vernehmung wenige Stunden nach der Flucht von Natascha Kampusch gefragt haben: “Hat er sie umgebracht?” – bevor der konkrete Fall überhaupt angesprochen worden ist. Nach eigenen Angaben hat H. das Entführungsopfer kurz getroffen. “Ich wusste natürlich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das Natascha Kampusch war”, stellte er in einer Erklärung klar. Weiters soll es rund um den Entführungszeitpunkt aufklärungswürdige Geldtransaktionen zwischen H. und Priklopil gegeben haben.
Dass H. nach all den Jahren plötzlich wieder im Zentrum der Ermittlungen steht, ergab sich Mühlbacher zufolge aufgrund des neuen Hintergrundwissens der Staatsanwaltschaft. “Manche Aussagen sehen wir heute in einem anderen Licht.” Kritik an seinen Vorgängern sei daher unangebracht. Die Staatsanwalt will jedenfalls jetzt “so lange Ermitteln, bis alle Ungereimtheiten aufgeklärt sind.”
H. betonte in einer Stellungnahme am Wochenende, dass er “nichts zu verbergen habe”. Für ihn sei es aber die beste Variante, “gar nichts mehr zu sagen”. Man interpretiere nur seiner Meinung nach ständig “etwas Negatives” in seine Aussagen.
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