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Fall Julia Kührer: Mordprozess mit 100 Zeugen und sechs Gutachtern

Beim Begräbnis in Pulkau
Beim Begräbnis in Pulkau ©APA
Einer der Aufsehen erregendsten Kriminalfälle der letzten Jahre wird vom 10. bis 24. September das Landesgericht Korneuburg beschäftigen: der Fall Julia Kührer. Zu dem Mordprozess werden 100 Zeugen und sechs Gutachter erwartet. Der Angeklagte ist ein 51-jähriger Wiener, der alles abstreitet.
Der Fall Kührer: Chronologie
Michael K.: "Nicht schuldig"
Alles zum Prozess: Ablauf
Details aus der Anklage
Verfahren steht bevor
Mordanklage gegen Wiener
Mann unter Tatverdacht
Leiche des Mädchens gefunden

Fünf Jahre lang war Julia Kührer aus Pulkau im Weinviertel vermisst. Dass die 16-Jährige tot war, wurde für die Eltern am 30. Juni 2011 zur traurigen Gewissheit, als ihre verbrannten Überreste in einem Erdkeller im nahen Dietmannsdorf (Bezirk Hollabrunn) gefunden wurden. Dem Grundstücksbesitzer wird nun der Prozess gemacht.

Wiener bestreitet jegliche Schuld

Der 51-jährige Wiener muss sich ab Dienstag wegen Mordes am Landesgericht Korneuburg verantworten. Er bestreitet jeden Zusammenhang. Die Anklage, vertreten von Christian Pawle, stützt sich auf eine Indizienkette und Gutachten.

Der Geschworenensenat unter Richtervorsitz von Helmut Neumar wird rund 100 Zeugenaussagen hören. Sechs Sachverständige – zwei Gerichtsmediziner, zwei Chemiker, ein Brandtechniker und eine Molekularbiologin – sind am 20. September geladen. Das Gericht rechnet mit großem Publikumsinteresse, Medienvertreter mussten sich akkreditieren. Nach sieben Verhandlungstagen wird am 24. September ein Urteil erwartet.

Anklage gegen Michael K.

Die Staatsanwaltschaft legt dem vormaligen Betreiber einer Videothek in Pulkau zur Last, die Schülerin durch Gewaltanwendung gegen den Kopf getötet zu haben. Außerdem soll er Julia Kührer Suchtgift – Crystal Meth, das er in Tschechien erwarb – zum Grammpreis von 100 Euro verkauft haben.

Laut der Anklageschrift entwickelte sich die Videothek des Angeklagten rasch zum Jugendtreff, auch Julia Kührer kam öfter hin. Am 27. Juni 2006 – tags zuvor hatte ihr Freund ihre Beziehung beendet – fuhr sie von der Schule in Horn heim, verließ den Bus am Hauptplatz in Pulkau und ging Richtung Elternhaus. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Mädchen die Videothek aufsuchte, wo Michael K. ihr sexuelle Avancen machte und – zurückgewiesen – zuschlug.

Beseitigung der Leiche von Julia Kührer

Die Leiche des Mädchens habe er dann in der Dunkelheit im Pkw nach Dietmannsdorf gebracht und – in eine Decke gewickelt – mit Brandbeschleuniger übergossen, samt ihren Sachen mit einem Molotow-Cocktail angezündet und dann unter Schutt und Erde verscharrt. Später habe er den Eingang zum Erdkeller mit einem Brett blockiert.

Nachgewiesen wurde neben Spuren von Gewaltanwendung am Skelett u.a. die Verwendung von Brandmitteln im Kellergewölbe. Weiters soll der Beschuldigte rund eine Viertelstunde, bevor Julia zuletzt gesehen wurde, mit seinem Handy in Pulkau eingeloggt gewesen sein. Zudem hätten sich Spuren der blauen Decke, in die die sterblichen Überreste Julias gewickelt waren, mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Wohnung des Angeklagten befunden.

Auf “nicht schuldig” wird plädiert

Michael K. wird sich nicht schuldig bekennen, so sein Anwalt Farid Rifaat. Weder Todesursache noch -zeitpunkt seien bekannt, die DNA-Spuren auf der Decke damit zu erklären, dass diese vom Anwesen seines Mandanten stammte.

(apa/red)

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