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Fährunglück: Streit um späte Rettung

Zwei Tage nach dem Fährunglück mit rund 1.000 Toten hat Suche nach Schuldigen begonnen. Im Mittelpunkt stand Vorwurf, dass die Besatzung sich nicht genügend um die Passagiere gekümmert habe.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden erst achteinhalb Stunden nachdem die Fähre im ägyptischen Safaga vermisst worden war, Boote und Schiffe losgeschickt, um den Passagieren zu helfen. Bis Sonntagvormittag wurden offiziellen Angaben zufolge 401©Überlebende aus den Fluten geborgen. Die Chancen, noch weitere Menschen lebend zu finden, schätzten Experten sehr gering ein.

Das ägyptische Staatsfernsehen bezeichnete die Rettungsaktion am Sonntag als „gut und schnell“. Überlebende des Infernos an Bord der „Al Salam Boccaccio 98“ hatten allerdings zuvor berichtet, nach dem Ausbruch des Feuers seien mehr als zehn Stunden bis zum Eintreffen der Rettungskräfte vergangen. Unklar ist das Schicksal des Kapitäns der Fähre. Passagiere hatten erklärt, er habe als einer der ersten ein Rettungsboot bestiegen und sich nicht um sie gekümmert. Eine 16 Jahre alte Passagierin aus Saudi-Arabien, die nicht wusste, ob ihre Eltern und ihre zwei Geschwister die Katastrophe überlebt hatten, sagte ägyptischen Reportern: „Als klar wurde, dass uns die Besatzung nicht helfen würde, haben wir Schwimmwesten angezogen, Sekunden bevor die Fähre sank.“

Vor dem Hafen in Safaga versuchten am Sonntag rund 300 Angehörige vermisster Passagiere, an den Absperrungen der Polizei vorbei zu kommen. Sie riefen: „Lasst uns die Leichen sehen, damit wir wissen, ob unsere Lieben tot sind oder nicht.“ Die Behörden haben noch keine Leichen für die Identifizierung durch Verwandte freigegeben. Bisher ist von rund 190 geborgenen Leichen die Rede.

An Bord der Fähre, die in der Nacht zum Freitag auf dem Weg von Saudi-Arabien nach Ägypten gekentert war, hatten sich insgesamt 1.414 Menschen befunden, darunter 1.200 Ägypter und 100 Saudis.

Ein Offizier, der das Unglück überlebte, sagte dem ägyptischen Generalstaatsanwalt Maher Abdul Wahid, die Besatzung habe zum Löschen des Brandes, der eineinhalb Stunden nach Beginn der Reise ausgebrochen war, viel Meerwasser an Bord geholt. Das Gewicht des Wassers habe das Schiff möglicherweise zum Kentern gebracht.

Schiffskatastrophe im roten Meer

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