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Führerschein-Causa: Landesrat Marco Tittler war bei mehreren Fahrprüfungen dabei

Landesrat Marco Tittler.
Landesrat Marco Tittler. ©Dietmar Stiplovsek
In der von den VN aufgedeckten Führerschein-Affäre treten immer mehr Details zutage. Eine junge Frau schildert ihre belastende Prüfung im Februar 2024, bei der neben ihrem Fahrlehrer und einem umstrittenen Prüfer auch der damalige Verkehrslandesrat Marco Tittler anwesend war.

Die ehemalige Fahrschülerin, die anonym bleiben möchte, hatte bereits durch Übungsfahrten mit L-Tafel und mehreren Fahrten nach Wien praktische Erfahrung sammeln können. Dennoch verlief ihre Prüfung in Bregenz alles andere als reibungslos. "Der Prüfer war extrem unfreundlich. Als ich beim Einparken dreimal ansetzte, weil ich Perfektionistin bin und dachte, das sei erlaubt, schrie er mich fast an und meinte, dass ich diesen Teil ‚eh schon versaut hätte‘", erinnert sie sich im ORF-Gespräch zurück.

Prüfer mit fragwürdigen Methoden – Landesrat Tittler stellte sich vor die junge Frau

Besonders der respektlose Umgangston des Prüfers machte der jungen Frau zu schaffen. Bei der Fahrt im Haldenweg habe sich der Ton weiter verschärft. "Beim Einfahren in eine Hauptstraße drängte er mich mit Kommentaren wie ‚Wird’s bald, wir haben heute noch was vor, Fräulein‘", schildert die Betroffene. "Sowohl ihr Fahrlehrer als auch Landesrat Tittler intervenierten in solchen Momenten zu ihren Gunsten."

Im City-Tunnel in Bregenz kam es zu einem weiteren Konflikt. Die Fahrschülerin hielt sich nach eigenen Angaben genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, fuhr die erlaubten 80 km/h und bremste rechtzeitig auf 60 km/h ab. Der Prüfer kritisierte sie dennoch für angeblich zu langsames Fahren, woraufhin ihr Fahrlehrer eingriff und bestätigte, dass sie sogar kurzzeitig 82 km/h gefahren sei.

"Prüfer hat mich regelrecht heruntergemacht"

Bei der anschließenden Beurteilung in der Fahrschule fiel das Urteil des Prüfers vernichtend aus. "Der Prüfer hat mich regelrecht heruntergemacht. Ich sei eine Gefährdung für den Straßenverkehr", berichtet die junge Frau. Zudem habe er ihr dringend zu zusätzlichen Fahrstunden geraten.

Landesrat Marco Tittler. ©VN

Beim zweiten Prüfungsversuch bestand die Fahrschülerin dann fehlerlos – diesmal mit einem anderen Prüfer. Landesrat Tittler hatte sich nach der ersten Prüfung offenbar hinter die junge Frau gestellt. Laut Ohrenzeugen soll es zu einer lautstarken Diskussion zwischen dem Landesrat und dem Prüfer gekommen sein.

Landesrat Tittler war bei mehreren Fahrprüfungen dabei

Landesrat Marco Tittler bestätigte gegenüber VOL.AT, dass er bei mehreren Fahrprüfungen und in Fahrschulen vor Ort war, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Grund dafür waren die damals auffällig hohen Durchfallquoten. Es sei nicht darum gegangen, einen bestimmten Prüfer zu kontrollieren, wie er gegenüber VOL.AT konstatiert. Um die Anonymität der jungen Frau zu wahren, kommentiert Tittler einzelne Prüfungsfahrten derzeit nicht. (Hinweis d. Red.: Der letzte Satz wurde angepasst, da sich Marco Tittler an die geschilderte Fahrt erinnern kann.)

Der Kontrollausschuss des Landes wird indes am 17. September tagen, noch vor der Landtagssitzung Anfang Oktober. Der in die Kritik geratene Landesbedienstete befindet sich laut ORF derzeit im Krankenstand und wurde bereits von seinen Aufgaben als Prüfer entbunden.

Wallner drängt auf Aufklärung

Auch Landeshauptmann Markus Wallner äußerte sich inzwischen zur Führerschein-Causa. Er betonte im VN-Gespräch, dass niemand ein Interesse daran haben könne, "dass sich Behörde und Fahrschulen im Kriegszustand befinden". Innerhalb des Landesdienstes seien bereits personelle Konsequenzen gezogen worden.

Landeshauptmann Markus Wallner. ©philipp steurer

Zwar habe eine Arbeitsgruppe mehrfach getagt, konkrete Ergebnisse seien aber bislang kaum sichtbar. Kritik kommt auch von den Neos, die fragen, warum über Jahre keine Verbesserungen umgesetzt wurden. Zudem wird die Affäre inzwischen auch für die Justiz interessant: Die Staatsanwaltschaft prüft, ob strafrechtlich relevante Vorgänge vorliegen könnten.

(VOL.AT)

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