Der Fachkräftemangel der Vorarlberger Industrie wird in den kommenden Jahren ein noch gravierenderes Ausmaß annehmen. Das hat eine Bildungsbedarfsanalyse im Auftrag der Sparte Industrie der Vorarlberger Wirtschaftskammer (WKV) ergeben. Einem Überangebot von AHS-Absolventen, Absolventen von Wirtschaftsstudien und Juristen steht bereits 2007 ein Mangel an 1.285 Fachkräften aller Bildungsstufen gegenüber.
In drei bis fünf Jahren wird dieser Bedarf noch um 6,42 Prozent steigen, informierten Spartenobmann Christoph Hinteregger und Schul-Landesrat Siegi Stemer (V) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Zu der Studie wurden laut Autorin Edith Jaksch 94 Prozent der Vorarlberger Industriebetriebe befragt.
Der Studie zufolge brauchen die Industrie-Unternehmen bis zum Jahr 2012 um 21 Prozent mehr Lehrlinge, 13 Prozent mehr HTL-Absolventen und 21 Prozent mehr Fachhochschulabsolventen. Steigend schätzten die Firmen auch den Bedarf an Akademikern ein. Bei Letzteren herrsche ein “krasses Unterangebot in allen technischen Fachbereichen”. Bei den Lehrlingen ist das Unterangebot besonders deutlich bei Elektrotechnik-Berufen, Metalltechnikern und bei Maschinenbauern.
“Technik hat Zukunft”, betonte Hinteregger. Man müsse Eltern und Lehrer überzeugen, dass Lehre “keine Sackgasse” ist. Potenziale sah Hinteregger vor allem darin, mehr Mädchen für technische Berufe zu gewinnen und Migranten besser einzubinden. Zudem müssten ungelernte Hilfskräfte zu Facharbeitern qualifiziert werden. Wenn man qualifizierte Leute im Land habe, bleibe die Wertschöpfung hier, sonst wanderten die Firmen ab, so Hinteregger. Sowohl bei Eltern, Lehrern als auch bei den Jugendlichen und den Unternehmen müssten “alte Denkstrukturen” aufgebrochen werden.
Verlierer im sich wandelnden Arbeitsmarkt werden künftig unqualifizierte Arbeitnehmer sein. Für Schul-Landesrat Stemer ist dies ein Signal, dass die Qualifikation der Jugendlichen “aller uns nur möglichen Anstrengungen” bedarf. Wichtig sei in dieser Hinsicht die Bewusstseinsbildung und Information bei Lehrern, Eltern und Jugendlichen. Das gehe aber nicht von heute auf morgen, so Stemer.
Man müsse darauf hinarbeiten, die demografische Entwicklung, Eignungen und Neigungen der Heranwachsenden und die Erwartungen der Gesellschaft und Wirtschaft möglichst gut in Einklang zu bringen. Damit müsse bereits im vorschulischen Bereich begonnen werden. Mit dem neuen Kindergarten- und Schulkonzept sei man bereits dabei, “die richtigen Schienen zu legen”. Man werde die WKV-Studie einer vertiefenden Analyse unterziehen und das derzeitige Konzept darauf abstimmen, kündigte Stemer an.
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