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Facelift für Maria Theresia

Wiens größtes Denkmal wird saniert: Der sechs Meter großen Kaiserin ist ein Teil ihres Geleitschutzes verloren gegangen: Seit Donnerstagabend steht die überlebensgroße Reiterfigur des Generals Otto Ferdinand Graf Traun nicht mehr auf, sondern neben dem Maria-Theresia-Denkmal in Wien.

Die fast 20 Meter hohe Anlage zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum wird nun generalsaniert und das Reiterstandbild soll in der kommenden Woche zur Restaurierung in ein Wiener Atelier gebracht werden.

Die drei verbliebenen Reiter könnten – je nach den Ergebnissen des Testlaufs – an Ort und Stelle saniert werden. Der General dürfte jedenfalls heuer nicht mehr zu seinen Kollegen zurückkehren. “Wenn er wieder raufkommt, ist es Frühjahr 2009”, prognostizierte Burghauptmann Wolfgang Beer, der für die Sanierung zuständig ist, im APA-Gespräch. Die erstmalige Gesamtinstandsetzung des Denkmals seit seiner Enthüllung 1888 dürfte sich noch bis ins Jahr 2010 erstrecken. Die Kosten der Sanierung, die von der Burghauptmannschaft getragen werden, belaufen sich auf einen Millionenbetrag.

Dabei mussten die Restauratoren beim Öffnen des Sockels einige Überraschungen erleben – im negativen und im positiven Sinne. So waren die Schäden am Ziegelwerk unter dem Granit nicht unbeträchtlich, zumal sich der Mörtel wegen des von oben eindringenden Rostwassers der korrodierenden Figuren praktisch aufgelöst hatte.

Zugleich hat man unter dem Denkmal ein 600 Quadratmeter großes Ziegelgewölbe entdeckt. “Da ist fast ein kathedralenartiger Raum unten drunter”, so Beer. Diese tragende Konstruktion dürfte zur damaligen Zeit nicht unüblich gewesen sein, zumal man bei den Reiterstandbildern am Heldenplatz ähnlich verfahren sei.

Enthüllt wurde das Denkmal 1888 – nach dreizehnjähriger Bauzeit. Für den Sockel zeichnete Architekt Karl von Hasenauer verantwortlich, der mit Gottfried von Semper auch die beiden nebenliegenden Museen, die Neue Hofburg und das Burgtheater konzipiert hatte. Die insgesamt 44 Tonnen schweren Bronzefiguren schuf dagegen der Bildhauer Kaspar von Zumbusch.

Maria Theresia hält das Zepter und die Pragmatische Sanktion, mit der ihre Thronbesteigung als Frau legitimiert wurde. Allerdings wird der Unterbau der Kaiserin von allerlei Mannsbildern bevölkert. Neben Traun und seinen Feldherren-Kollegen Daun, Laudon und Khevenhüller zu Pferde finden sich zu Fuß Staats-, Hof- und Vizekanzler, Generäle, Diplomaten und Minister. Auch ihr Leibarzt Gerhard van Swieten, der Schriftsteller und Zensor Joseph von Sonnenfels sowie die drei Komponisten Christoph Willibald Gluck, Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart im Knabenalter gehören zur bronzenen Entourage.

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