Vier Tage vor der Stichwahl am Sonntag sehen alle Umfragen Sarkozy in Führung. Er kommt regelmäßig auf 52 bis 53 Prozent. Royal weiß, dass etwas passieren muss, sagt Emmanuel Riviere vom Meinungsforschungsinstitut TNS Sofres zur Ausgangslage für die Sozialistin vor dem Duell, das voraussichtlich über 20 Millionen Franzosen sehen werden.
Doch auch Sarkozy könne sich nicht zurücklehnen, sagt Jean-Francois Doridot vom Institut Ipsos. Trotz seiner fünf Prozentpunkte Vorsprung in der ersten Wahlrunde habe es der Ex-Innenminister nicht geschafft, eine Dynamik zu erzeugen, die Glauben macht, dass die Wahl schon vollkommen gelaufen ist.
Laut einer Umfrage des Instituts TNS-Sofres wissen 82 Prozent der französischen Wähler bereits, wen sie am Sonntag wählen werden. 16 Prozent geben aber an, sie seien noch nicht sicher oder könnten ihre Meinung noch ändern: Dies wären bei einer Wahlbeteiligung von rund 80 Prozent fünf bis sechs Millionen Franzosen.
Im Zentrum des Kampfes zwischen Royal und Sarkozy stehen die Anhänger des ausgeschiedenen zentrumsliberalen Präsidentschaftskandidaten Francois Bayrou, der in der ersten Runde auf den dritten Platz kam. Rund 2,6 Millionen seiner 6,8 Millionen Wähler haben laut Meinungsforschern noch keine Wahl getroffen.
Für das Duell haben die Sender TF1 und France 2 eine Halle in der Pariser Vorstadt Boulogne gemietet und dort ein Arena-artiges Studio aufgebaut. Sarkozy und Royal werden sich an einem Plexiglas-Tisch in rund zwei Meter Abstand gegenüber sitzen, die Sozialistin aus Sicht der Zuschauer links, der Konservative rechts. Zwei Journalisten werden moderieren, aber anders als in TV-Duellen bei Präsidentenwahlen in den USA können sich die beiden Rivalen auch direkt ins Wort fallen.
Der angriffslustige Sarkozy wies im Vorfeld Fragen brüsk zurück, ob er im Duell gegen eine Frau mehr Zurückhaltung walten lassen werde als sonst. Er finde diese Vorstellung ziemlich chauvinistisch und respektlos Royal gegenüber, sagte er.
Für beide dürfte die Debatte jedenfalls zu einer Gratwanderung werden. Denn laut Jean-Daniel Levy vom Institut CSA wollen noch viele Franzosen letzte Fragen zur Persönlichkeit der Kandidaten geklärt wissen, die beide zum ersten Mal als Präsidentschaftskandidaten angetreten sind. Die Franzosen hoffen, dass dabei die Masken fallen, sagt Levy. Denn beide verunsichern einen Teil der Bevölkerung: Während Royal einigen als sprunghaft gilt, erzeugt Sarkozy mit seinen Plänen für die Gesellschaft teils Angst.
Bei ihren Kundgebungen zum 1. Mai haben Frankreichs Gewerkschaften mit Blick auf die Präsidentschaftswahl ihre Forderungen nach Arbeitsplatzsicherung und einer höheren Kaufkraft in den Mittelpunkt gestellt. Landesweit waren am Dienstag fast 250 Veranstaltungen geplant. Der Chef der Arbeitnehmervertretung CGT, Bernard Thibault, sagte dem Sender i-tele, der 1. Mai solle den Gewerkschaften mehr Gewicht in den Gesprächen mit den neuen Regierung nach der Wahl geben.
In Paris machten am Vormittag die Gewerkschaften CFTC und FO mit Kundgebungen an zwei Plätzen im Zentrum der französischen Hauptstadt den Auftakt. Von den großen Arbeitnehmervertretungen hat bisher keine klar eine Wahlempfehlung ausgesprochen. Lediglich die Studentengewerkschaft Unef rief zu einer Mobilisierung auf, um Nicolas Sarkozy am Sonntag zu schlagen. Thibault sagte auf die Frage, ob er einen Präsidenten Nicolas Sarkozy als Gefahr sehe: Für die gewerkschaftlichen Freiheiten ja.
Sarkozy will bis zum Herbst unter anderem bei Streiks im öffentlichen Dienst eine Vorgabe für Mindestdienstleistungen einführen, die trotz Arbeitskämpfen erbracht werden müssen. Frankreichs mitgliederstärkste Gewerkschaft CFDT hatte am Montag angekündigt, dass die von Sarkozy für Juli geplanten Sozialgesetze nicht ohne Widerstand hingenommen würden, die unter anderem die 35-Stunden-Woche aufweichen sollen.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.