Beide müssen sich nach ihrem Erfolg bei der Abstimmung am Sonntag bis zur Stichwahl am 6. Mai vor allem um die 6,8 Millionen Wähler des Zentrumspolitikers Francois Bayrou bemühen, der damit zu einem Königsmacher” werden könnte. Bayrou hatte im Wahlkampf als Mann der Mitte” erheblichen Zulauf erhalten.
Der konservative Ex-Premier Alain Juppe betonte, die Regierungspartei habe “über Jahrzehnte” mit Bayrous UDF zusammengearbeitet. Viele Wähler und Verantwortliche wollen diese gemeinsame Arbeit fortsetzen.” Der Sarkozy unterstützende Sozialminister Jean-Louis Borloo sagte, es sei notwendig” und erforderlich”, dass Mitglieder von Bayrous UDF künftig massiv in der Regierung” vertreten seien. Borloo war unter Bayrou einst Sprecher der UDF gewesen, hatte sich 2002 aber mit der UMP verbündet.
Sozialistenchef Francois Hollande zeigte sich dagegen überzeugt, dass die Bayrou-Anhänger überwiegend zu Royal überlaufen würden. Viele Wähler, die sich für Francois Bayrou ausgesprochen haben, wollten Nicolas Sarkozy schlagen”, sagte er gegenüber dem Rundfunksender RTL. Er könne sich schwer vorstellen, dass diese Wähler sich jetzt für Nicolas Sarkozy entscheiden”.
Bayrous Wahlkampfmanagerin Marielle de Sarnez lehnte es vorerst ab, sich auf eine Haltung zur zweiten Runde festzulegen. Bayrou sei jetzt eine neue Kraft in Frankreich”, sagte sie. Diese gelte es zu vergrößern”. Der UDF-Chef werde dem Rechnung tragen, was uns unsere Wähler gesagt haben” und sich am Mittwoch äußern.
Sarkozy kam nach Angaben des Pariser Innenministeriums am Sonntag auf 31,18 Prozent, das beste Ergebnis eines Kandidaten in der ersten Runde einer Präsidentenwahl seit 1988. Royal vereinte 25,87 Prozent der Stimmen auf sich. Da keiner der Bewerber jedoch die in der ersten Runde nötige absolute Mehrheit errang, kommt es zwischen den beiden Bestplatzierten zur Stichwahl.
Bayrou erhielt 18,57 Prozent. Das könnte ihn zum Zünglein an der Waage” machen. Der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen bekam 10,44 Prozent, sein schlechtestes Ergebnis in zwei Jahrzehnten. Le Pen will auf seiner traditionellen Kundgebung zum 1. Mai sagen, ob er überhaupt eine Wahlempfehlung abgibt. Die übrigen acht Bewerber spielten bei der Wahl am Sonntag anders als vor fünf Jahren keine Rolle. Die kleinen Linksparteien riefen dazu auf, jetzt Royal zu wählen.
Sarkozy wollte die heiße Phase vor der Stichwahl am 6. Mai mit einer Rede noch am Montag in Dijon eröffnen, Royal im südfranzösischen Valence. Eine Reihe von Umfragen nach der Wahl am Sonntag sahen den 52-jährigen ehemaligen Innenminister und Chef der Regierungspartei UMP in der Stichwahl vorne. So kann er nach einer Umfrage des Instituts LH2 mit 54 Prozent der Stimmen rechnen, die 53-jährige Royal mit 46 Prozent. Als Höhepunkt des Endspurts ist für 2. Mai ein Fernsehduell zwischen Sarkozy und Royal geplant.
In der ersten Wahlrunde lag die Wahlbeteiligung bei etwa 83,77 Prozent und damit knapp unter dem Rekord von 84,75 Prozent bei der Präsidentenwahl 1965. Die hohe Beteiligung der Franzosen wird als Stärkung der französischen Demokratie gewertet. Im Wahlkampf hatten sich die Franzosen außergewöhnlich stark für die Kandidaten interessiert, die einen Generationenwechsel brachten und ihnen einen Wandel in der Politik versprachen. Royal warb auch damit, dass im Fall ihres Sieges erstmals eine Frau an der Spitze des Landes stehen würde.
Die EU-Kommission sieht im Ausgang der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen ein sehr gutes Zeichen” für Europa. Vor allem die hohe Wahlbeteiligung sei Beweis für die Vitalität der Demokratie”, so Kommissionssprecherin Pia Ahrenkilde am Montag in Brüssel. Außenministerin Ursula Plassnik (V) sagte bei ihrer Ankunft zu den Beratungen der Außenminister in Luxemburg, sie hoffe bis zur zweiten Wahlrunde auf einen entsprechenden Ideenwettbewerb”. Die hohe Wahlbeteiligung beim Urnengang am Sonntag sei ein positives Signal”. Der deutsche Außenminister und amtierende Ratsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier begrüßte vor allem die Niederlage Le Pens.
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