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"EZB wird am Donnerstag die Leitzinsen erhöhen"

Schwarzach/VN - Die Zeiten des extrem niedrigen Leitzinsniveaus sind vorbei – auch lang­fristige Zinsen steigen.

„Bereits am 7. April 2011 wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen um 25 Basispunkte erhöhen“, ist Michael Rottmann, Leiter der Zins- und Devisenanalyse der Bank Austria in München, als Gast in der VN-Redaktion in Schwarzach überzeugt.

Und: „Der Zinstrend wird in den kommenden Monaten aufwärts gerichtet bleiben. Der Impuls kommt in erster Linie von der EZB. Damit nähern sich die Zeiten des extrem niedrigen Leitzinsniveaus von einem Prozent dem Ende.“

Zinsanhebungszyklus

Rottmann weiter: „Boomende Geschäftsklimaindikatoren, deutlich steigende Produzentenpreise und eine auf 2,4 Prozent gestiegene Inflationsrate waren letztlich zu viel des Guten.“ Daher habe die EZB bereits auf ihrer jüngsten Notenbanksitzung unmissverständlich den baldigen Beginn eines Zinsanhebungszyklus angekündigt.
„Es ist keineswegs übertrieben, in den kommenden Monaten von jeweils einer Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte pro Quartal auszugehen. Dies würde bedeuten, dass das Leitzinsniveau bis Ende des Jahres auf 1,75 Prozent ansteigt und Ende 2012 bei 2,75 Prozent liegt“, so Rottmanns Erwartung.

Auf die Geldmarktsätze werde sich die „Leitzinsnormalisierung“ mehr oder weniger im Verhältnis eins zu eins übertragen. Das aktuelle Niveau des Drei-Monats-Euriborsatzes von 1,2 Prozent dürfte sich bis Ende 2012 – die Erwartung liegt bei drei Prozent – also weit mehr als verdoppelt haben. (Der Drei-Monats-Euribor ist der Satz, zu dem die Banken untereinander Geld handeln. Er ist auch vielfach die Basis für Zinsvereinbarungen der Banken mit den kommerziellen und privaten Kreditnehmern.)

Zinsniveau geht nach oben

„Auch die langfristigen Renditen werden sich diesem Trend nicht entziehen. Letztlich darf man nicht vergessen, dass die Renditen der heimischen Staatsanleihen durch ihren Nimbus als ,sicherer Hafen‘ aufgrund der Krisenstimmung in Südeuropa und Irland gedrückt wurden“, glaubt der Experte.

Basierend auf der Konjunkturdynamik der Kernländer Österreich, Deutschland, Niederlande und Finnland und dem allgenmeinen Trend zu steigenden Inflationsraten läge die Zehnjahres-Rendite österreichischer Staatsanleihen statt bei 3,85 Prozent eher in der Nähe ihres langfristigen Durchschnitts von knapp 4,5 Prozent. D.h. auch das langfristige Zinsniveau wird nach oben gehen. „Dies ist zugleich ein realistisches Niveau für die kommenden zwölf Monate“, meint Rottmann.

Euro-Franken-Kurs

Der Euro-Franken-Wechselkurs wird nach ihm weiter von der Vertrauenskrise im Euroraum getrieben bleiben. „So lange diese Krise anhält, bewegen wir uns beim Kurs Euro-Franken in einer Bandbreite zwischen 1,24 und 1,34. Erst wenn die Vertrauenskrise überwunden sein wird, sehe ich den ,fairen Wert‘ gemessen an den Kaufkraftparitäten, bei einem Niveau von 1,45“, schließt der Analyst.

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