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EZB-Ratsmitglied Nagel mahnt zur Vorsicht bei weiterer Zinslockerung

Neue US-Regierung Risiko für Inflationsbekämpfung
Neue US-Regierung Risiko für Inflationsbekämpfung ©APA | Canva
Der deutsche Bundesbank-Präsident Joachim Nagel plädiert mit Blick auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember für Umsicht.

"Ob im Dezember ein weiterer Zinsschritt folgen wird, entscheiden wir auf Basis der dann vorliegenden Daten", sagte Nagel am Montag auf einer Vortragsveranstaltung der Sparkasse Dortmund laut Redetext. Es gelte weiter vorsichtig zu sein und "die Geldpolitik nur graduell und nicht zu schnell zu lockern."

Es gebe nach wie vor Risiken. So sei nicht auszuschließen, dass das Lohnwachstum langsamer zurückgehe als erwartet. Andere EZB-Notenbanker waren zuletzt forscher gewesen und hatten sich wie EZB-Direktor Piero Cipollone oder Portugals Notenbankchef Mario Centeno klar für weitere Zinssenkungen ausgesprochen.

Bereits drei Zinssenkungen dieses Jahr

Nagel wies darauf hin, dass zu dem Zinstreffen am 12. Dezember neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der Volkswirte der Euro-Notenbanken vorlägen. Diese vierteljährlich erstellten Projektionen gelten als wichtige Entscheidungshilfe für die Währungshüter. Die EZB hat ihre Zinssätze in diesem Jahr bereits dreimal gesenkt. Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und der zunehmenden Rezessionsrisiken sehen manche Börsianer sogar eine Chance, dass sie die Zinssätze im Dezember um 0,50 statt der bisherigen 0,25 Prozentpunkte zurücksetzen wird. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, der inzwischen als Leitzins gilt, liegt aktuell bei 3,25 Prozent.

"Entscheiden von Sitzung zu Sitzung"

"Sehr real ist zudem das Risiko, dass die neue US-Regierung handelspolitische Maßnahmen ergreift, die sich auch hierzulande in höherer Inflation niederschlagen", sagte Nagel. Zur Vorsicht mahne auch die nach wie vor erhöhte Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden. "Wichtig ist: Der EZB-Rat ist nicht auf einen bestimmten Zinspfad festgelegt", sagte Nagel. "Wir entscheiden von Sitzung zu Sitzung, wie es weitergeht."

Der Bundesbank-Chef wies auch darauf hin, dass die Währungshüter im Laufe dieses Jahres immer zuversichtlicher geworden seien, dass der Preisauftrieb weiter zurückgehe. Zinssenkungen wirkten allerdings erst mit Verzögerung. "Deshalb wäre es zu spät, den Kurs erst dann zu lockern, wenn die Zielinflationsrate erreicht ist." Die EZB strebt mittelfristig 2,0 Prozent Teuerung für die Euro-Zone an. Die EZB hatte im September veranschlagt, dass sie ihr Ziel nachhaltig erst im vierten Quartal 2025 erreichen werde. Manche Währungshüter erwarten jedoch inzwischen, dass dies schon etwas früher der Fall sein könnte.

(APA)

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