Übergewicht ist schon längst nicht mehr nur das Problem von ein paar wenigen Menschen. In der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen liegt der Anteil bereits bei über 60 Prozent. "In Europa ist jeder Zweite übergewichtig und jeder Fünfte adipös, also krankhaft übergewichtig", erläuterte Primar Claudius Falch vom LKH Bregenz die Fakten. In Österreich betrifft das Problem 60 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen. Die schlechte Botschaft: Die Zahl der Übergewichtigen steigt weiter kontinuierlich an. Die Ursachen sind vielschichtig. Sie beginnen zwar bei der Genetik, die wesentlichen Gründe sind jedoch im Lebensstil zu finden. "Einem Überangebot an Nahrung steht ein Zuwenig an Energieverbrennung gegenüber", verdeutlichte der Leiter der Chirurgie im Landeskrankenhaus Bregenz.
Gefährliche Folgeerkrankungen
Wichtiger als Übergewicht und Adipositas sind die Folgeerkrankungen, die daraus resultieren können. Es kommt zu Stoffwechselstörungen, zu Störungen in der Blutgerinnung, was zu mehr Thrombosen führt, zu Herz- und Gefäßerkrankungen, Nierenerkrankungen sowie Hormonstörungen, die sowohl beim Mann als auch bei der Frau zu Unfruchtbarkeit führen können. Nicht zu vernachlässigen ist laut Falch der Einfluss von Adipositas auf den Verlauf einer Schwangerschaft. Sie erhöht die Früh- und Fehlgeburtenrate. Auch neurologische und psychiatrische Erkrankungen sind mit krankhaftem Übergewicht vergesellschaftet. Nicht zu vergessen auch das Risiko, bei einer Covid-19-Infektion einen schweren Verlauf zu erleiden.
Laut Studie kann OP helfen
Primar Claudis Falch berichtete zudem von einer Studie, laut der sich magenverkleinernde Operationen positiv auf den Gesundheitszustand auswirken. "Die gängigen OP-Methoden können schwerwiegende Folgen durch Gefäßerkrankungen deutlich mildern." Bei den OP-Zielen geht es nicht primär ums Abnehmen, sondern um eine Verbesserung der Gesundheit und damit verbunden der Lebensqualität und Lebenserwartung.
Möglichkeiten bei Diabetes
Der geschäftsführende Oberarzt der Chirurgie in Bregenz, Werner Müller, beschrieb unter anderem die Voraussetzungen, die für eine solche Operation vorliegen müssen. "Es soll nicht so sein, dass die OP als einzige Möglichkeit angesehen wird." Typ-1-Diabetiker beispielsweise habe nichts mit dieser Behandlung zu tun. Anders sieht es beim Typ-2 aus. Müller: "80 Prozent sind übergewichtig, da setzen unsere Bemühungen an." Sind alle konservativen Therapien gescheitert, sei eine OP zu überlegen. "Die Gewichtsabnahme liegt zwischen 20 und 40 Kilo, der Bedarf an Medikamenten ist deutlich geringer", listete der Chirurg die Vorteile auf. Eine Option für jeden sei eine OP aber nicht.
Vorbereitung und Nachsorge
Bei den Methoden hat das Magenband inzwischen ausgedient. Therapien der ersten Wahl sind Bypass sowie Schlauchmagen, wobei Letzterer bei Diabetikern nur zweite Wahl ist, weil die Ergebnisse beim Stoffwechsel schlechter sind als bei einem Bypass. Es sei aber nicht realistisch zu erwarten, dass man idealgewichtig wird, sagte Müller und konkretisierte: "Wir machen einen Schwergewichtigen zu einem Leichtgewichtigeren, aber nicht zu einem Idealgewichtigen, das vermögen diese Operationen nicht zu leisten.“ Im Anschluss an die Operation ist eine Nachsorge nötig. Auch umfassende Vorbereitungen gehen einem solchen Eingriff voraus. Unter anderem werden alle Patienten zu einem Psychiater und Internisten geschickt.
Den gesamten Vortrag sowie die Fragen der Zuschauer können Sie jetzt im Video nachsehen.
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