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Experten fordern hohe Standards für Schönheitsoperationen

Für Schönheitsoperationen an jungen Menschen haben Experten hohe Qualitätsstandards gefordert. Kinder und Jugendliche müssten auch in besonderem Maße über Risiken und Folgen von schönheitschirurgischen Eingriffen aufgeklärt werden, forderte die Bundesärztekammer am Mittwoch bei einer Anhörung im Bundestag.

Einheitlich sprachen sich die Fachverbände gegen irreführende Werbung aus, die Jugendliche zu angeblich schnellen und unkomplizierten Eingriffen verleiten will.

Mehrere Politiker von Union und SPD haben sich hinter die Forderung nach einem Verbot von medizinisch nicht notwendigen Schönheitsoperationen bei Minderjährigen gestellt und stützen damit eine Gesetzesinitiative, die Missbräuche verhindern soll. Die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann erklärte etwa im Deutschlandradio Kultur, Kinder und Jugendliche dürften nur dann behandelt werden, wenn wirklich ein medizinischer Grund vorliege.

Die Bundesärztekammer stellte sich hinter die Forderung von Abgeordneten, dass nur ausreichend qualifizierte Ärzte plastisch-chirurgische Eingriffe vornehmen dürfen. Ähnlich äußerte sich auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), Günter Germann. Der Markt selbst ernannter Schönheitschirurgen und dubioser Fernsehärzte sei kaum zu durchschauen.

Auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Carola Reimann, sagte, auf Grund der Vielzahl an Berufsbezeichnungen könne häufig nicht erkannt werden, wer wirklich qualifiziert sei. Andere Experten verwiesen darauf, dass derzeit jeder Arzt mit Vollapprobation berechtigt sei, als Schönheitschirurg tätig zu sein.

Politiker und Bundesärztekammer forderten neben den gesetzlichen Bestimmungen auch eine breite gesellschaftliche Diskussion. «Dem unerträglichen Medienhype um den Schönheitskult müssen wir eine nachhaltige Wertediskussion entgegensetzen», erklärte Kammer-Vizepräsidentin Cornelia Goesmann. «Wir müssen das Selbstwertgefühl gerade der Jugendlichen stärken.»

Die Patienteninitiative BAGP schlug vor, dass unabhängige Fachstellen Jugendliche beraten sollten. Zwischen Aufklärung und Eingriff sollten sechs Wochen verstreichen, damit «mögliche Kurzschlusshandlungen bzw. Entscheidungen im Affekt» verhindert würden. Deutschlands Kinderärzte sprachen sich für ein Verbot von Tätowierungen und Piercings bei Minderjährigen aus.

Uneins waren sich die Experten über Aussichten und Sinn eines generellen Verbots von Schönheits-OPs bei Kindern und Jugendlichen. Zahnarzt-Vertreter wiesen etwa darauf hin, dass in der Kiefer- und Gesichtschirurgie Form und Funktion untrennbar miteinander verbunden seien – medizinisch notwendig und rein schönheitsbedingt sei schwer zu trennen.

Einheitlich sprachen sie sich für den Nachweis einer Versicherungspflicht für Ärzte aus. «Ästhetisch-medizinische Maßnahmen dürften nicht ohne Versicherungsschutz ausgeübt werden», erklärte etwa die deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie. Vorbildlich sei das System der Ärztekammer Nordrhein.

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