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Exkursion in den Pfändertunnel

In der Schaltzentrale der Tunnelvortriebsmaschine
In der Schaltzentrale der Tunnelvortriebsmaschine
Lochau. Ein dumpfer Knall, eine dichte Staubwolke und loses Felsgestein stoppte die Fahrt der beiden Kleinbusse auf dem Weg zur Tunnelvortriebsmaschine mitten in der 2. Röhre des Pfändertunnels. Die ARGE Tunnel Pfänder hatte Bürgermeister Xaver Sinz zusammen mit interessierten Gemeindevertretern und Gästen zu einer Baustellenführung eingeladen.
Besichtigung der Pfändertunnelbaustelle 2. Röhre

Rasch waren die Gesteinsbrocken der konventionellen Sprengung eines Querschlages beseitigt und die Gruppe stand kurz darauf vor dem rund 200 Meter langen Bohrgiganten, der sich seit Oktober letzten Jahres durch den Berg arbeitet. ?Der Vortrieb lief bis dato erstaunlicherweise gut. Wir stehen derzeit bei Kilometer 5,3, im Bereich des südlichen Lüftungsschachtes und werden je nach den geologischen Gegebenheiten zwischen dem 2. und 20. November 2009 bei Kilometer 6,5 den Durchbruch schaffen. Ich tippe auf den 7. November?, so der Innendienstbauleiter Jürgen Steinhauser als äußerst kompetenter und fachlich versierter Baustellenführer.

Maschinenlärm, hohe Temperaturen und eine schlechte Luft, die Tunnelfräse mit einem Durchmesser von 11,92 Metern und mit 66 Meiseln bestückt arbeitet auf Hochtouren. In 24 Stunden schafft sie im Durchschnitt 25 Meter. Rund 7.500 Tonnen Material werden täglich über ein Förderband aus dem Tunnel gebracht, insgesamt werden hier bis zur Fertigstellung rund 800.000 Kubikmeter Gestein ausgebrochen und über die Autobahn abtransportiert. Pro Schicht sind 14 Mann im Tunnel im Einsatz. Alle zwei Meter wird der Ausbruch sofort mit so genannten Tübbingen gesichert. Der Tunnel erhält so eine komplett geschlossene und ringförmige Außenschale zur Sicherung des Hohlraumes. Die Sohle wird aufgefüllt und befahrbar gemacht. Vom bestens gelungenen Ausbruch konnten sich die Exkursionsteilnehmer auf ihrer rund fünf Kilometer langen Anfahrt zur Tunnelvortriebsmaschine überzeugen.

Information

Im Vorfeld informierte Jürgen Steinhauser die Besucher in einer Powerpoint-Präsentation umfassend über das Projekt ?ASFINAG: A 14 Rheintal Autobahn / Vollausbau Pfändertunnel?, unter anderem über Bauzeit, Technik, Verkehrsaufkommen, Geologie, Logistik, Sicherheitseinrichtungen oder die Baustelleneinrichtung auf der rund 35.000 Quadratmeter großen Fläche vor dem Nordportal.

Der Vortrieb mittels Tunnelvortriebsmaschine samt Herstellung der Querschläge, Abstellnischen und Anbindung an die Lüftungsschächte der Bestandsröhre soll also im November 2009 abgeschlossen sein. Im Anschluss daran erfolgen das Betonieren der Innenschale, die Herstellung von Nischen, Galeriebauwerken, Betriebsgebäude Nord, Gewässerschutzanlagen Nord und Süd sowie die Installation der elektromaschinellen Sicherheitseinrichtungen. Die Inbetriebnahme 2. Röhre Pfändertunnel ist für den Herbst 2012 geplant, anschließend erfolgt die Generalsanierung der Bestandsröhre. Im Herbst 2013 wird der Verkehr dann durch den zweiröhrig ausgebauten Pfändertunnel fließen.

Verkehrssicherheit

Die seit 1980 unter Verkehr stehende Pfändertunnel-Oströhre ist nicht nur in die Jahre gekommen. Mit einem durchschnittlichen Verkehrsaufkommen von derzeit rund 26.000 Fahrzeugen innerhalb 24 Stunden ist der einröhrig befahrbare Pfändertunnel außerdem an der Kapazitätsgrenze angelangt. Ein Vollausbau war daher unabdingbar. Dies umso mehr, da man im Jahr 2020 bereits mit weit über 40.000 Kraftahrzeugen rechnet, die dann den Pfändertunnel benützen werden.

Der Pfändertunnel ist außerdem die einzige hochrangige Umfahrung des Raumes Bregenz und als solche sowohl verkehrs- als auch wirtschaftspolitisch von enormer Bedeutung. Bereits jetzt ist dieser Tunnel an reiseintensiven Wochenenden überlastet ? kilometerlange Staus vor den Tunnelportalen sind die Folge. Umso wichtiger ist es, dieses Nadelöhr zu ertüchtigen und zu einem modernen, zweiröhrigen Tunnelsystem auszubauen. Zudem muss bei Unfällen oder Wartungsarbeiten im Tunnel der gesamte Verkehr mitten durch das Ortsgebiet von Lochau und durch die Stadt Bregenz umgeleitet werden. Dadurch kommt es oft zu kilometerlangen Staus und damit verbunden großem Zeitverlust für die Kraftfahrer einerseits, andererseits ist dies eine unzumutbare Belastung für die Anrainer entlang der Umleitungsrouten

Anrainerschutz

Die ASFINAG ist bemüht, die Unannehmlichkeiten für die Anrainer so gering wie möglich zu halten. So wurden Erdwälle aufgeschüttet und Schallschutzwände errichtet, um den Lärm, der auf der Baustelle entsteht, aufzufangen. Auch auf ein großes Betonwerk zur Herstellung der Tübbinge am Portal wurde verzichtet. Diese Fertigteile für die Außenschale, welche von der Bohrmaschine eingebaut werden, werden extern hergestellt und über die Autobahn angeliefert. Auch das Ausbruchmaterial wird über die A 14 abtransportiert.

Galerieverlängerung

Als betroffener Anrainer deponierte Dir. Wolfgang Alge bei dieser Gelegenheit nachdrücklich noch einmal die dringende Forderung nach einer Gallerieverlängerung am Nordportal des Tunnels als Schutz gegen die laufende Beschallung, im Speziellen jedoch als wirksamste Maßnahme gegen die aufsteigende Lärmstörung.

Gemeindereporter: Manfred Schallert

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