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Ex-Polizeichef: Fall Maddie zu früh zu den Akten gelegt

Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens im Fall der verschwundenen Madeleine McCann durch die portugiesische Staatsanwaltschaft ist auf Kritik gestoßen. Der frühere Polizeichef Portugals, Alipio Ribeiro, bezeichnete das Ende der Ermittlungen am Dienstag als "voreilig".

“Der Fall eines verschwundenen Kindes kann nicht so kurze Zeit nach dem Drama aus Mangel an Beweisen zu den Akten gelegt werden”, schrieb Ribeiro in der Tageszeitung “Diario Economico”. Die kleine Britin war im Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage an der Algarve verschwunden. Ribeiros Nachfolger kündigte an, mögliche Fährten sollten weiter verfolgt werden.

“Die Ermittlungen haben eine längere Lebensdauer als die Nachricht oder das Gedächtnis der Medien”, kritisierte Ribeiro, der im Mai zurückgetreten war, weil er die pausenlose Berichterstattung über den Fall leid war. Die Einstellung des Verfahrens könne einer späteren Aufklärung des Falles schaden, warnte der frühere Polizeichef.

Die Staatsanwaltschaft hatte am Montag erklärt, sie lege den Fall zu den Akten, “weil es keinerlei Beweise dafür gibt, dass von den Personen, gegen die ermittelt wurde, ein Verbrechen verübt wurde”. Die Ermittler hatten zunächst formell gegen den in Portugal lebenden Briten Robert Murat und später auch gegen Maddies Eltern Kate und Gerry McCann ermittelt.

Der jetzige Chef der portugiesischen Polizei, Jose Maria de Almeida Rodrigues, kündigte am Dienstag an, die Behörden würden auch in Zukunft alle möglichen Spuren im Fall Maddie verfolgen. Dies werde allerdings “geräuschlos und selbstverständlich nicht im Beisein der Presse” geschehen, sagte er der Nachrichtenagentur Lusa. Der Fall Maddie hatte eine beispiellose Medienkampagne ausgelöst. Die McCanns hatten einen internationalen Spendenfonds eingerichtet und wurden unter anderem vom Papst empfangen.

Der entlassene Inspektor Goncalo Amaral, der die Ermittlungen geleitet hatte, betonte nach der Einstellung des Verfahrens, damit seien die Eltern des Kindes nicht von jeglichem Verdacht reingewaschen. Amaral war im Oktober seines Amtes enthoben worden, da er seine britischen Kollegen kritisiert hatte. “Das ist keine Erklärung der Unschuld. Die Behörde sagt nicht, dass sie unschuldig sind”, sagte Amaral dem “Correio da Manha”. Amaral hält weiterhin die Eltern für die Hauptverdächtigen. Am Donnerstag will er sein Buch über die Affäre unter dem Titel “Die Wahrheit der Lüge” vorstellen.

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