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Ex-OGH-Präsidentin Griss gründet Verein für Lesepaten

Griss gründete Verein für Lesepaten
Griss gründete Verein für Lesepaten ©APA/TOBIAS STEINMAURER
Die frühere OGH-Präsidentin und ehemalige NEOS-Politikerin Irmgard Griss hat den Verein "Wir für Österreich - Lesepatinnen und Lesepaten für das Land" ins Leben gerufen. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, 25.000 ehrenamtliche Lesepaten für Kinder, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, zu gewinnen. Diese zivilgesellschaftliche Initiative sei notwendig, weil die Politik in diesem Bereich versagt habe, hieß es bei der Präsentation am Dienstag.

Gegründet hat Griss den Verein, dem sie als Präsidentin vorsteht, gemeinsam mit der Journalistin Carina Kerschbaumer, die als Obfrau fungiert. In einer ersten Phase, konkret im ersten halben Jahr, wolle man eine halbe Million Euro aufstellen, um die Initiative zu bewerben und eine Inseratenkampagne in der heimischen Medienlandschaft zu lancieren: "Wir haben schon an viele Türen geklopft." Griss gab sich zuversichtlich, die nötigen Geldmittel zu bekommen. Schließlich müssten ja Wirtschaft und Industrie ein großes Interesse daran haben, dass diese Kinder nicht zu einer verlorenen Generation werden.

Es gehe nicht darum, Parallelstrukturen aufzubauen, betonte Kerschbaumer. Nötig wäre aber ein "Offenbarungseid" der Politik, diese Aufgabe nicht mehr stemmen zu können. "Wenn man die Probleme wirklich angehen mag." Zwar habe man schon beim Bildungsministerium angeklopft, ein Gespräch mit dem pinken Minister Christoph Wiederkehr habe es aber noch nicht gegeben. Die ehemalige NEOS-Politikerin Griss wolle dieses aber suchen, wie sie sagte.

Lobbying für die Idee

"Drehscheibe" wolle man keine sein, vielmehr versteht sich der Verein als Lobbying für eine gute Idee. "Wir wollen die Dramatik der Situation bewusst machen, wollen vermitteln, dass es die Möglichkeit gibt, ehrenamtlich zwei Stunden in der Woche tätig zu werden", betonte Kerschbaumer. Vom Bildungsminister und den Bildungsdirektionen "erwarte" man sich, dass sie die Organisation übernehmen. Für erste Informationen habe man die Website eingerichtet.

Kerschbaumer selbst agiert bereits als Lesepatin in einer Volksschule in Graz. In dieser seien 295 Kinder, 134 davon seien außerordentliche Schüler, lediglich fünf haben Deutsch als Muttersprache: "Da bräuchte es einen Lehrer für jede Schulbank." Dies sei aber finanziell nicht machbar, so Kerschbaumer: "Das ist nur zu schaffen mit einem ehrenamtlichen zivilgesellschaftlichen Engagement." Die Kinder seien acht, neun Jahre alt, wissbegierig, hätten aber "keine Chance, um die Sprachkompetenz zu erwerben und so einen adäquaten Lebensweg einzuschlagen". Wenn weiter nicht gehandelt werde, drohe ein "bildungspolitischer Tsunami, der auf uns zukommt, mit allen Konsequenzen für den Sozialstaat".

Braucht Eingeständnis

Es brauche das Eingeständnis, dass die Politik das nicht mehr schaffen könne. Abträglich sei die Angst davor, dem politischen Gegner damit Argumente zu liefern, argumentierte Griss: "Wir bräuchten auch in anderen Bereichen die Wahrheit darüber, wo wir stehen: Etwa, was das Budget, den Föderalismus oder das Gesundheitssystem anbelangt."

Auf die Frage, ob nicht rechte Parteien, die vor einer Überforderung des Staates durch die Zuwanderung gewarnt hatten, damit Recht behielten, meinte Griss: "Mag sein. Aber was bringt uns das? Die Leute sind da, die gehen nicht mehr weg. Heute haben wir hier das Problem, dieser Zug ist längst abgefahren."

(APA)

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