Wir wurden nicht misshandelt, sagten sie der Leipziger Volkszeitung (Samstagausgabe). Die beiden berichteten aber von Entbehrungen und starkem psychischen Druck.
So seien sie tagelang in Erdlöchern und Sandkuhlen eingepfercht gewesen. Die Gefangenschaft in fast immer dunkler Umgebung hätten sie als eine Art Folter empfunden. Abwechselnd hätten sie Todesangst und Hoffnung auf die Freilassung gehabt. Die Entführer hätten ihnen von Anfang an gesagt, es würde ihnen nichts passieren. Aber das Schlimmste sei die Ungewissheit gewesen.
Bräunlich und Nitzschke widersprachen Berichten, sie seien von ihren Entführern an eine andere Gruppe weitergegeben worden. Es war immer die selbe Gruppe, die uns gefangen hielt. Es stimmt nicht, dass wir verkauft wurden, sagte Nitzschke. Bräunlich schilderte die Entführer als Moslems mit großem Engagement. Sie hätten fünf Mal am Tag gebetet, immer ihre religiösen Pflichten erfüllt. Und sie haben uns, so weit es ging, über das Gute im Islam erzählt, sie haben oft im Koran gelesen. Aber fanatisch waren die nicht. Die haben signalisiert: Wir akzeptieren auch andere. Es habe sich ganz offensichtlich um Leute gehandelt, die für ihr Land kämpfen wollten, die sich für ihr Land eingesetzt haben.
Mit Ausnahme von zwei, drei der Bewachern, die ein paar Brocken Englisch gesprochen hätten, hätten die beiden keinerlei Gesprächsmöglichkeit gehabt. Sie hätten nichts erfahren, von dem was im Irak oder in Deutschland während der Zeit ihrer Gefangenschaft los gewesen sei. Berichte, einer der Bewacher habe Deutsch gesprochen und sie mit Nachrichten aus der Heimat versorgt, seien falsch.
Der Spiegel berichtete vorab aus seiner neuen Ausgabe über Details der Bemühungen zur Geiselbefreiung. Der Krisenstab habe von einem irakischen Vermittler erfahren, dass die Geiselnehmer in zwei Fraktionen gespalten seien. Der gemäßigte habe früh einen Deal mit der Bundesregierung angestrebt, während die Hardliner mehrfach die Freilassung verhindert hätten. Um den Druck zu erhöhen, hätten sie auch mit dem Tod eines der beiden Ingenieure gedroht.
Mehrere Übergabetermine seien geplatzt, berichtete der Spiegel. Während der Verhandlungen hätten sich dubiose Vermittler gemeldet und 20 bis 30 Millionen Dollar Lösegeld gefordert. Mitte April habe ein Scheich ein bislang unter Verschluss gehaltenes Video und zwei handschriftliche Briefe von Bräunlich und Nitzschke überbracht. Dem Magazin zufolge wurde die Freilassung mit Lösegeld erkauft. Die Summe sei deutlich höher als im Fall der ebenfalls entführten Susanne Osthoff.
Nach Informationen des Focus bot die US-Armee der Bundesregierung zu Beginn des Geiseldramas eine militärische Befreiungsaktion an. Der Krisenstab des Auswärtigen Amts habe eine Kommandoaktion jedoch wegen des zu großen Risikos für die beiden Männer abgelehnt. Dadurch sei es zu Verstimmungen mit den Amerikanern gekommen. Eine 250-köpfige amerikanisch-britische Sondereinheit mit dem Codenamen Task Force Black hatte am 23. März zwei Kanadier und einen Engländer aus ihrem Geiselgefängnis westlich von Bagdad befreit. Bei der Operation wurde niemand verletzt.
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