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Ex-Formel-1-Star Zanardi holt Paralympics-Gold

Zanardi jubelt über seine Goldmedaille bei den Paralympics 2012 in London.
Zanardi jubelt über seine Goldmedaille bei den Paralympics 2012 in London. ©EPA
Der Italiener Alessandro Zanardi erfüllte sich den Traum von Gold mit dem Handbike bei den Paralympics in London.
Zanardi feiert Paralympics-Gold

Der beinamputierte ehemalige Formel-1-Pilot siegte in der Klasse H4 mit einer Zeit von 24:50,22 Minuten vor dem Deutschen Norbert Mosandl (25:17,40). “Für mich ist etwas Magisches passiert”, sagte der Italiener im Ziel. Zanardi hat noch weitere Starts geplant – sein großes Ziel, auf das er seit 2009 hinarbeitet, aber hat er jetzt schon erreicht.

Seine Karriere im Handbike wird für den vor fast genau elf Jahren auf dem Lausitzring schwer verunglückten 45-Jährigen jedenfalls nach London wieder zu Ende gehen, das hatte er bereits im Vorfeld angekündigt. Aber das fällt ihm schwer. “Ich fühle mich wie ein kleiner Junge, der morgens im Bett liegt, und die Mama ruft: Frühstück! Aber ich will nicht aufstehen müssen, sondern noch ein bisschen länger liegen bleiben.”

Zanardi feiert “Comeback” in Brands Hatch

Früher dachte Alessandro Zanardi, er würde lieber sterben, als ohne Beine zu leben. Dann verlor er bei einem entsetzlichen Unfall auf dem Lausitzring nicht nur beide Beine, sondern auch drei Viertel seines Blutes und fast das Leben. Auf diesen 15. September 2001 folgte eine der beeindruckendsten Comeback-Geschichten im Sport, die ihren Höhepunkt wieder auf einer Motorsportrennstrecke finden kann.Am Mittwoch ging Zanardi bei den Paralympics mit dem Handbike an den Start, er wollte Gold im Zeitfahren. “Ich werde meinen Gegnern ganz schön einheizen”, verkündete er in einem TV-Spot, konnte sich bei diesen Worten einen kleinen Lacher aber nicht verkneifen.

Für Zanardi ging es auf der legendären Rennstrecke Brands Hatch, die er aus seinen Zeiten im Cockpit diverser Boliden noch gut kennt, ebenso um den Sieg wie für seine neun Rivalen. Aber der Italiener weiß auch, dass es nicht immer Medaillen sind, für die es sich zu kämpfen lohnt. “Die größte Herausforderung ist, das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen”, meinte er jüngst in einem Interview. “Wenn plötzlich Leute fliegen könnten, würde sich auch ein Usain Bolt behindert fühlen.”

Dem tragischen ChampCar-Unfall vor elf Jahren, als er mit seinem Reynard-Honda ins Schleudern geriet und von Kontrahent Alex Tagliani mit 320 km/h gerammt wurde, gewinnt er sogar positive Aspekte ab. “Ich bin ein glücklicher Mensch, weil ich mein Leben lang goldene Träume hatte.” Als Motorsportler hätte er es nie zu solchen Sportfesten wie Olympia oder Paralympics geschafft.

Drei Jahre Vorbereitung

2009 fasste er den Entschluss, es auf drei Rädern zu versuchen. Ein Freund hatte ihn von dem Sport erzählt, und Zanardi probierte ihn einfach mal aus. Den ersten Versuch an der Handkurbel, die bei den Sportlern ohne Beine die Pedale ersetzt, brach er nach wenigen Minuten völlig erschöpft ab. Aber sein Interesse war geweckt, und nach vier Wochen Training wagte er sich an den New York Marathon. Zanardi wurde auf Anhieb Vierter – im vergangenen Jahr gewann er sogar.

Nun also wieder Brands Hatch in England. Mit bis zu 60 km/h erfüllte er sich auf dem 16 Kilometern den Traum vom Gold. “Das letzte Mal, als ich hier war, war ich etwa fünfmal so schnell”, flachst Zanardi vor dem Rennen, “aber den Kurs liebe ich dennoch.”

(APA)

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