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Ex-Finanzchef Tonna vernommen

Ex-Finanzchef Fausto Tonna sieht dagegen Firmengründer Calisto Tanzi als einzigen Verantwortlichen für die Pleite des Nahrungsmittelkonzerns.

Italienische und ausländische Banken geraten ins Visier der Ermittler im Skandal um Parmalat. Die Staatsanwaltschaft von Parma ermittelt bei der Parmalat- Pleite gegen die vier Finanzinstitute Deutsche Bank, San Paolo IMI, Capitalia und Monte Paschi. Top Manager der Banken sollen in den kommenden Tagen vernommen werden, berichtete die römische Tageszeitung „La Repubblica“. Schweizer Institute werden nicht erwähnt.

Rainer Masera, Präsident von Italiens zweitgrösster Bank San Paolo IMI, war bereits am vergangenen Mittwoch vernommen worden. Von der Deutschen Bank wollen die Staatsanwälte wissen, warum der Konzern im November seine Beteiligung an der Parmalat-Tochter Parmalat Finanziaria von 2,5 auf 5,1 Prozent verdoppelt hatte, obwohl die Gruppe bereits am Rand der Insolvenz stand.

Die römische Bank Capitalia, die mit 393 Mio. Euro Krediten zu den meist belasteten Gläubigerbanken Parmalats zählt, soll über den Eintritt des Parmalat-Firmengründers Calisto Tanzi in den Verwaltungsrat vor einigen Wochen berichten.

Auch die spanische Bank Santander Central Hispano wird von den Ermittlern unter Druck gesetzt. Teile der Parmalat-Schwarzgelder, die laut den Staatsanwälten im Ausland verschwunden sind, könnten über Konten der spanischen Bank gelaufen sein, spekulierten italienische Medien. Sowohl das spanische Kreditinstitut als auch die Deutsche Bank weigerten sich, die Berichte zu kommentieren.

Die Ermittler wollen klären, ob die Banken die Anleger irre geführt haben könnten, indem sie sie zum Erwerb von Parmalat-Bonds aufforderten, obwohl sie über die katastrophale Finanzlage des Milchkonzerns genau informiert waren.

Im Justizpalast von Parma wurde unterdessen der inhaftierte Ex- Finanzchechef Fausto Tonna vernommen. Er gilt als Drahtzieher des Finanzskandals.

Tonna beschuldigt den Firmengründer Calisto Tanzi, einziger Verantwortlicher für die Bilanzfälschungen der Gruppe zu sein, die in den Firmenkassen ein Loch von zirka 13 Mrd. Euro aufgerissen haben.

Vor der Vernehmung kam es zu Spannungen. Der sichtbar von den Fotografen gestörte Tonna beschimpfte die Medienleute und wünschte ihnen einen „langsamen und schmerzhaften Tod“.

Unterdessen hat sich Insolvenz-Verwalter Enrico Bondi laut Medienberichten mit den wichtigsten Gläubigerbanken des Konzerns getroffen, um über neue Finanzierungen zu verhandeln. Um das Fortbestehen des Unternehmens in den kommenden Monaten zu gewährleisten, seien zunächst zwischen 50 und 100 Mio. Euro nötig, hiess es.

In dieser verworrenen Lage will die Regierung Berlusconi eine zentrale Behörde zur Kontrolle der Finanzmärkte einrichten, um weitere Skandale zu vermeiden, berichtete der italienische Wirtschaftsminister Giulio Tremonti im Interview mit der „Financial Times“. Es gebe einen einzigen Finanzmarkt, daher müsse es auch eine einzige Kontrollbehörde geben.

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