In einer von der in London erscheinenden Zeitung Asharq al Awsat veröffentlichten Erklärung warnte die sich Abu Hafs al Masri Brigaden nennende Gruppe, dass schon kurz nach dem 15. Juli mit massiven Angriffen gerechnet werden müsse. An diesem Tag endet ein von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden im April verkündeter Gewaltverzicht.
Die Regierungen Deutschlands und Großbritanniens nannten die Drohung der Gruppe wenig glaubwürdig. Sie wiesen darauf hin, dass die Organisation in der Vergangenheit bereits mehrfach nachweislich unwahre Erklärungen veröffentlicht habe. Unklar war zunächst auch, ob das Schreiben tatsächlich von den sich zur Al Kaida zählenden Abu Hafs al Masri Brigaden stammt. Asharq al Awsat machte keine Angaben, aus welcher Quelle die Zeitung den Brief erhielt.
In der an die Europäer gerichteten Drohung heißt es: Sie haben noch einige Tage Zeit, Bin Ladens Angebot eines Gewaltverzichts anzunehmen, oder Sie sind selbst schuld. Moslems werden in dem auf den 1. Juli datierten Schreiben aufgefordert, Europa zu verlassen. Im Westen lebende Moslems sollten sich in moslemische Länder begeben, wenn sie es können. Diejenigen, denen dies nicht möglich ist, sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und in von Moslems bewohnte Gebiete ziehen: … habt genug zu Essen für mindestens einen Monat, versucht euch und eure Familien zu schützen, lasst genug Geld im Haus, für einen Monat oder länger und betet viel und legt ihr Schicksal in Gottes Hand, heißt in der von der Zeitung gedruckten Erklärung weiter.
Diese Äußerungen sind mit großer Vorsicht zu genießen und wahrscheinlich nicht besonders glaubwürdig, sagte ein Sprecher des deutschen Innenministeriums am Freitag in Berlin. Das ist eine ominöse Organisation, die sich schon mehrere Dinge auf die Fahnen geschrieben hat. Unter anderem den Stromausfall in Amerika. Im Übrigen werde sich die Bundesregierung irgendwelchen Ultimaten eines Kriminellen wie Bin Laden nicht beugen. Experten hatten die Stromausfälle in den USA im Herbst vergangenen Jahres auf gravierende technische Mängel im Elektrizitätsnetz des Landes zurückgeführt.
Auch in britischen Sicherheitskreisen wurde die Gruppe als unglaubwürdig eingestuft. Sie haben sich zu den Bombenanschlägen in Madrid bekannt, dabei ist klar, dass sie es nicht waren, hieß es. Bei den Anschlägen auf Pendlerzüge in der spanischen Hauptstadt waren am 11. März etwa 200 Menschen ums Leben gekommen. Für die Tat werden Moslem-Extremisten verantwortlich gemacht, die enge Verbindungen zur Al Kaida haben sollen. In Großbritannien gelte wegen möglicher Anschläge durch moslemische Extremisten bereits eine hohe Sicherheitsstufe. Die jetzt veröffentlichte Erklärung gebe keinen Anlass, dieses weiter anzuheben, hieß es in den Sicherheitskreisen.
Frankreichs Präsident Jacques Chirac erklärte, sein Land nehme jede Art von Terror-Drohung ernst, sehe aber ebenfalls keinen Grund, Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen. Ähnlich äußerte sich Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi.
Al-Kaida-Chef Bin Laden hatte offenbar am 15. April auf einem Tonband eine Verlängerung eines von ihm erklärten Gewaltverzichts für drei Monate angeboten, wenn die Europäer ihre Truppen aus moslemischen Ländern abzögen. Europäische Regierungen hatten das Angebot wiederholt abgelehnt und erklärt, mit Al Kaida nicht verhandeln zu wollen. Dem US-Geheimdienst zufolge ist die Stimme auf dem Tonband wahrscheinlich die Bin Ladens. Die Organisation Bin Ladens ist für die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA verantwortlich, bei denen mehr als 3000 Menschen getötet wurden.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.