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Euro-Krise überschattet Finanzgipfel von IWF und G-20

Die internationale Finanz- und Wirtschaftswelt schwankt zwischen Hoffen und Bangen. Der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner äußerte am Donnerstag kurz vor einem Sitzungsmarathon von Finanzministern und Notenbankchefs aus aller Welt am Rande der Frühjahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) Zuversicht, dass der Aufschwung an Kraft gewinnen wird.
IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn warnte dagegen, die Krise sei noch lange nicht ausgestanden. Auch die Schuldenkrise in einigen Euro-Ländern gab zu besorgten Kommentaren Anlass. Weltbank-Chef Robert Zoellick beklagte, die rasant steigenden Nahrungsmittelpreise lassen die Zahl der in Armut lebenden Menschen von derzeit 1,2 Mrd. immer weiter anwachsen und rufe nach scharfen Gegenmaßnahmen.

Am Rande der IWF-/Weltbank-Frühjahreskonferenz in Washington treffen zunächst Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industrieländer und Russlands (G-8) zusammen. Sie wollen über die politischen Turbulenzen in Nordafrika und im Mittleren Osten sprechen, die teilweise für den Ölpreisanstieg der letzten Wochen verantwortlich gemacht werden.

Daran schließt sich ein G-7-Treffen zu aktuellen ökonomischen Problemfragen an. Am Freitag befasst sich dann eine Konferenz der 20 führenden Schwellen- und Industrieländer (G-20) in der US-Hauptstadt mit Problemen, wie dem Abbau weltwirtschaftlicher Ungleichgewichte.
Weltbank-Präsident Zoellick warnte, die Nahrungsmittelpreise seien binnen eines Jahres um 36 Prozent gestiegen. Das habe zusätzlich 44 Mio. Menschen in den Entwicklungsländern in die Armut gestürzt. Jeder weitere Preisanstieg vergrößere die Armut weltweit weiter um Millionen.
Ein neues Risiko für die Weltwirtschaft, das ebenfalls zur Diskussion steht, sind die noch unkalkulierbaren Folgen der Japan-Katastrophen für die Weltwirtschaft. “Es gibt eine hohe Unsicherheit, was die Aussichten in Japan angehe”, warnte Naoyuki Shinohara vom IWF.

Schuldenkrise im Euro-Raum

Mahnend äußerte sich IWF-Chef Strauss-Kahn zu den Schuldenkrisen einiger Euro-Länder. Wenn im Falle Griechenland das vom Land und der EU getan werde, was notwendig und vereinbart worden sei, dann könne Griechenland es schaffen. Das glaube er fest. Allerdings müsse das Land noch einiges bei der Mängelbehebung tun, etwa bei der Eintreibung von Steuern bei Reichen. Auch für die EU gebe es noch einigen Handlungsbedarf.

Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde betonte erneut, trotz anhaltender Experten-Zweifel sei Umschuldung kein Thema in Hinblick auf Griechenland. Ähnlich äußerte sich Olli Rehn, der EU-Kommissar. Eine Umschuldung würde große neue Risiken bringen. In Hinblick auf Irland ist er zuversichtlich, dass das Land seine Krise überwinde. Zum jüngsten europäischen Hilfefall Portugal stimmte Lagarde der These zu, dieser sei eine Feuertaufe dafür, ob Europa die Schuldenkrise im Griff behält.

US-Finanzminister Geithner sprach auf einer Konferenz der Bertelsmann-Stiftung in Washington von einem inzwischen intakten Aufschwung nach der tiefen Finanzkrise. Auch die Beschäftigung steige. “Trotz der Risiken beim Öl, den finanzpolitischen Herausforderungen in Teilen Europas, und trotz dem, was in Japan geschehen ist, ist eine schrittweise Aufwärtsentwicklung, ein langsam wachsendes Vertrauen in die Aufwärtsentwicklung der Weltwirtschaft zu beobachten“, sagte er.

Ein Großthema der Washingtoner Konferenzen sind daneben die Bemühungen der G-20, die Weltwährungsreform zu reformieren und damit zu stärken sowie den Kampf gegen Riesen-Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft voranzutreiben. Der Co-Vorsitzende der G-20-Arbeitsgruppe zum Weltwährungssystem, der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen, sprach in einem Reuters-Interview von Fortschritten bei dem Thema und von wichtigen Konsenspunkten, die sich abzeichneten. Beim Abbau der Ungleichgewichte wollen die G-20-Länder in Washington weiter kommen und nun Orientierungswerte definieren, an denen man solche Fehlentwicklungen festmachen kann. In einem nächsten Schritt sollen dann zentrale Länder für die Weltwirtschaft benannt werden, die noch genauer geprüft werden sollen und die sich letztlich politische Empfehlungen stellen sollen. (APA)

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