Wenn die Umfragen Recht behalten, wird Frankreich, eine der sechs Gründungsnationen der Union, am Sonntag die EU-Verfassung ablehnen und damit erstmals seit einem halben Jahrhundert ein großes europäisches Vorhaben zurückweisen. Die Befürworter des Verfassungstexts versuchen bis zum Schluss, die Unentschlossenen noch zu einem Ja zu bewegen.
Weitreichende Folgen
Der österreichische Nationalrat ratifizierte die EU-Verfassung am 11. Mai dieses Jahres, und zwar mit nur einer Gegenstimme. Nirgendwo löste der Verfassungsvertrag so lebhafte Diskussionen aus wie in Frankreich. Allein die beiden größten Parteien, die bürgerliche UMP von Staatschef Chirac und die oppositionellen Sozialisten, trommelten landesweit jeweils mehr als 2.000 Mal für die Annahme der Verfassung. Der Text bringe nur Fortschritte und keinen einzigen Rückschritt, beschwor Außenminister Michel Barnier.
Überzeugungsarbeit
Ex-Präsident Valery Giscard dEstaing, als Chef des Reformkonvents der französische Vater der Verfassung, will nicht aufgeben und ebenso wie der Chef seiner zentrumsliberalen Partei UDF, Francois Bayrou, bis zuletzt kämpfen. Das größte Handicap für die Befürworter der Verfassung ist nicht etwa gezielte Kritik an dem langen und oft hochkomplizierten EU-Text, den Frankreichs Linke zu liberal finden und Frankreichs Nationalisten zu wenig national.
Im Zweifel ein zweiter Anlauf
In einer feierlichen Ansprache aus dem Elysee-Palast versuchte der Präsident das drohende Nein am Donnerstagabend noch einmal mit Appellen an das Verantwortungsbewusstsein der Franzosen abzuwenden. Nach einhelliger Einschätzung überzeugte er kaum. Erklärte Europa-Gegner wie der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen freuen sich schon auf einen europaweiten Domino-Effekt des französischen Nein – denn schon am nächsten Mittwoch könnten auch die Niederländer den Text zurückweisen.
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