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EU will 20 Prozent Energie einsparen

Vor dem Hintergrund einer drohenden unsicheren Energieversorgung und steigender Nachfrage will die Europäische Union bis 2020 rund ein Fünftel des bis dahin geschätzten Energieverbrauchs einsparen.

Dieses Ziel sieht ein am Donnerstag in Brüssel von Energiekommissar Andris Piebalgs vorgestellter Aktionsplan zur Energieeffizienz vor. Vor allem stromfressende Endgeräte, Häuser, Autos und Energiegeneratoren sollen demnach durch einen Mix aus freiwilligen und bindenden Maßnahmen effizienter gemacht werden.

„Europa verschwendet mindestens 20 Prozent seiner verbrauchten Energie“, erklärte Piebalgs. „Wenn wir jetzt handeln, können wir die direkten Kosten unseres Energieverbrauches um mehr als 100 Milliarden Euro jährlich bis 2020 reduzieren. Auch 780 Millionen Tonnen CO2 können so pro Jahr vermieden werden.“ Im Jahr 2005 betrug der Verbrauch von Primärenergie in der EU 1.750 MTOE (Millionen Tonnen Öläquivalent). Ausgehend von einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent würde dieser ohne Gegensteuern auf 1.890 MTOE im Jahr 2020 anwachsen, Ziel der EU-Kommission ist aber ein Wert von 1.500 MTOE.

Der Aktionsplan der EU-Kommission konzentriert sich auf die kommenden sechs Jahre und sieht zehn prioritäre Aufgabenbereiche vor. So sollen neue Energieverbrauchsstandards und eine entsprechende Kennzeichnung für eine breite Palette von Geräten entwickelt werden, darunter für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgüter wie Kühlschränke, Klimaanlagen, Pumpen und Kühler. Die Kommission will entsprechende Anforderungen für 14 Produktgruppen bis 2008 durchsetzen. Dabei müsse es sich aber nicht um gesetzlich bindende Vorschriften handeln, zunächst würden freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie angestrebt, hieß es in der EU-Behörde.

Die bestehende EU-Richtlinie für Energieeffizienz von Gebäuden soll 2009 auf neue und renovierte Häuser ausgeweitet werden. Eine Strategie für Niedrigenergie-Häuser („Passiv-Häuser“) soll 2008 entwickelt werden und bis 2015 zu deren Verbreitung beitragen. Auch die Stromerzeugung und -verteilung soll effizienter werden. 2008 will die Kommission bindende Effizienzvorschriften für Elektrizitäts-, Heizungs- und Kühlungskapazitäten entwickeln. Gemeinsame Leitlinien mit der Energieindustrie sollen helfen, Leitungs- und Transportverluste zu reduzieren. Die Autoindustrie will die EU-Kommission notfalls mit Gesetzen zwingen, die CO2-Emissionen von neuen Pkw bis 2012 auf einen Durchschnittswert von 120 Gramm pro Kilometer zu verringern. Derzeit liegt die Industrie deutlich hinter den Vorgaben aus Brüssel.

Allein zehn Prozent des Elektrizitätsverbrauchs in Haushalten geht nach Schätzungen der EU-Kommission auf so genannte „Standby-Verluste“ zurück, wenn Fernseher, Ladegeräte, Modems und andere Apparate zwar ausgeschaltet, aber dennoch betriebsbereit am Netz bleiben. Vor allem ältere Geräte entpuppen sich sogar im Schlafmodus als wahre Stromfresser. So kostet ein alter Fernseher, der 24 Stunden am Tag am Netz hängt, im Durchschnitt 5,60 Euro im Jahr, während der Standby-Betrieb eines neuen TV-Geräts nur 1,90 kostet. Ein permanent betriebsbereiter Drucker kostet 11,40 Euro im Jahr, ein dauerhaft eingeschaltetes ADSL-Modem erhöht die Stromrechnung um 9,50 Euro.

Eine Reihe weiterer Maßnahmen sehen Anreize für die Wirtschaft sowie eine bessere Bewusstseinsbildung der Verbraucher vor. So will die Kommission Banken dazu ermuntern, Energie sparende Investitionen von Klein- und Mittelbetrieben besser zu fördern. Die EU-Hilfen für die ärmeren Regionen in den neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten sollen leichter für Energiespar-Maßnahmen genützt werden. 2007 will die Kommission ein Diskussionspapier zu „indirekten Steuern“ und einer Revision der Energiesteuerrichtlinie vorlegen, um diese stärker auf Energieeffizienz auszurichten. Im nächsten Jahr will die EU-Behörde außerdem die Bürgermeister der größten europäischen Städte zusammen bringen, um Vorzeigemodelle zu präsentieren.

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