EU-Sanktionen gegen iranische Sittenpolizei

Auf der am Montag im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlichten Sanktionsliste stehen elf Verantwortliche sowie vier Organisationen. Neben der iranischen Sittenpolizei, werden auch gegen die Cyber-Einheit der Revolutionsgarden Sanktionen verhängt. Gegen sie werden Einreiseverbote verhängt, zudem wird ihr Vermögen in der EU eingefroren.
Iran kündigt "umgehende" Reaktion auf EU-Sanktionen an
Kurz vor Bekanntwerden der Entscheidung der EU hatte der Iran für den Fall von Sanktionen eine "umgehende" Reaktion angekündigt. Teheran werde "umgehend entsprechend der Entscheidungen und Maßnahmen" der EU-Mitgliedsländer selbst "entscheiden und handeln", erklärte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums am Montag. "Wenn sie neue Sanktionen einleiten, ist diese Aktion definitiv unkonstruktiv und irrational."
EU wirft iranischer Sittenpolizei Gewalt gegen Frauen und Folter vor
Der Sittenpolizei wird laut EU-Amtsblatt vorgeworfen, rechtswidrige Gewalt gegen Frauen wegen Nichteinhaltens der iranischen Gesetze zum Tragen des islamischen Hijabs sowie sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt ausgeübt zu haben. Zudem soll die Sondereinheit willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen vorgenommen sowie übermäßige Gewalt und Folter ausgeübt haben.
Proteste im Iran seit Tod einer 22-Jährigen
Zum Tod von Mahsa Amini heißt es im Amtsblatt, die junge Frau sei am 13. September willkürlich verhaftetet worden, weil sie angeblich ihren Hijab nicht ordnungsgemäß getragen habe. Dann sei sie für einen "Erziehungs- und Orientierungskurs" in das Hauptquartier der Sittenpolizei gebracht worden. Zuverlässigen Berichten und Zeugen zufolge sei sie brutal geschlagen und misshandelt worden, was schließlich zu ihrem Tod am 16. September geführt habe. Die Polizei bestreitet diese Darstellung bis heute.
Seit dem Tod der 22-Jährigen kommt es im Iran zu Protesten, bei denen Sicherheitskräfte immer wieder massiv Gewalt gegen Demonstranten einsetzen. So wird den Basij-Milizen von der EU vorgeworfen, mehrere Demonstranten verletzt und getötet zu haben.
EU droht mit weiteren Sanktionen wegen iranischer Beteiligung an Uraine-Krieg
Die EU außerdem sucht nach Beweisen für eine Beteiligung des Irans an Russlands Krieg gegen die Ukraine. Für den Fall, dass der Iran tatsächlich Drohnen an das russische Militär geliefert haben sollte, haben mehrere EU-Außenminister am Montag bereits vor ihrer Sitzung in Luxemburg mit zusätzlichen Sanktionen gedroht. Die Regierung in Teheran bestreitet eine Lieferung von Drohnen an Russland zum Einsatz in der Ukraine. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) nannte die Drohnen eine Eskalation.
EU beschließt Ausbildungsmission für Ukraine
Die Außenminister der Europäischen Union haben zuvor eine militärische Ausbildungsmission für die Ukraine beschlossen. Sie solle den ukrainischen Streitkräften helfen, ihren "mutigen Kampf" gegen Russland fortzusetzen, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. "Wir unterstützen diese Mission, wir werden auch dafür stimmen, eine Beteiligung ist derzeit aber nicht geplant", betonte Schallenberg.
Österreich sendet Ukraine "nicht-tödliche Ausrüstung"
Für die Zukunft würde er aber nichts ausschließen. Außerdem soll der Einsatz von weiteren 500 Millionen Euro für den Kauf von Waffen und Ausrüstung beschlossen werden. Österreich werde sich aufgrund seiner Neutralität "konstruktiv" enthalten, erklärte Schallenberg. Man werde Kiew jedoch mit nicht-tödlicher Ausrüstung, wie etwa Winterkleidung, unterstützen. Es gebe einen "stetigen Unterstützungsfluss von Österreich in die Ukraine und der wird sicher nicht abreißen", fügte er hinzu.
Wie von Borrell vorgeschlagen, stockten die EU-Länder zudem die Militärhilfe für die Ukraine auf. Nach seinen Angaben stehen nun insgesamt 3,1 Milliarden Euro zur Verfügung, rund 500 Millionen Euro mehr als bisher.
NEOS begrüßen EU-Sanktionen gegen den Iran
Die NEOS-Europaabgeordnete Claudia Gamon begrüßte die Entscheidungen. "Der Iran massakriert seine eigene Bevölkerung und ist laut neuesten Enthüllungen Putins Waffenschmiede. Gezielte Sanktionen sind die richtige Antwort darauf. Wir müssen die mutigen Frauen und Männer im Iran unterstützen, die tagtäglich gegen das Regime auf die Straße gehen." Auch die beschlossene Ukraine-Hilfe sei mehr als notwendig, so Gamon. Die militärische Ausbildungsmission sei "das mindeste, das Europa tun kann".
(APA/Red)
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