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EU-Parlament verlangt von Kommission Überprüfung der Zeitumstellung

Nur 19 Prozent der Österreicher sahen Nachteil bei der Zeitumstellung.
Nur 19 Prozent der Österreicher sahen Nachteil bei der Zeitumstellung. ©APA
Das Europaparlament hat eine Überprüfung der halbjährlichen Zeitumstellung gefordert. Die Kommission solle eine "gründliche Bewertung" der entsprechenden Richtlinie vornehmen und gegebenenfalls Änderungen vorschlagen, verlangte das Straßburger Parlament am Donnerstag in einer Entschließung. Die Forderung des Verkehrsausschusses, die Sommerzeit ganz abzuschaffen, fand im Parlament keine Mehrheit.

Abgeordnete aus unterschiedlichen Fraktionen kritisierten die Zeitumstellung als nicht mehr zeitgemäß und verwiesen auf gesundheitliche Störungen bei vielen Menschen und Tieren. Die für Verkehrspolitik zuständige Kommissarin Violeta Bulc äußerte sich offen für die Forderung. Bisher habe allerdings kein EU-Staat einen entsprechenden Antrag gestellt.

Österreicher in älterer Umfrage für Beibehaltung der Sommerzeit

Die halbjährliche Zeitumstellung auf die Sommerzeit und wieder zurück auf Normalzeit sorgt in der EU und ihren Mitgliedsstaaten immer wieder für Diskussionen. Von der österreichischen Bevölkerung wird die Verschiebung des Tageslichts um eine Stunde nach hinten bisher gelassen gesehen. 80 Prozent betrachteten dies im Jahr 2011 in einer Umfrage des Linzer Market-Instituts positiv bzw. neutral.

39 Prozent fanden damals, die Zeitumstellung habe Vorteile. 41 Prozent erklärten, dass die Sommerzeit für sie weder Vor- noch Nachteile bringe. Nachteile sahen lediglich 19 Prozent. Von den Befragten zwischen 15 und 29 Jahren waren sogar 60 Prozent von der Sommerzeit begeistert. Viele Befürworter fand sie auch bei den Berufstätigen. Hier sahen 44 Prozent klare Vorteile. Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen befragt, sagten 83 Prozent, sie sehen die Sommerzeit neutral bis positiv.

Die Folge für den Menschen ist in erster Linie ein “Mini-Jetlag”. Von diesem sind Kinder und Jugendliche am stärksten betroffen, hatte die MedUni Wien zur Zeitumstellung im Frühjahr 2017 mitgeteilt. Generell sei die Umstellung nicht mehr zeitgemäß und unnötig, sagte Schlafforscher Gerhard Klösch von der Universitätsklinik für Neurologie.

Mensch und Tier leben nach dem Tageslicht

Der menschliche Organismus gleicht sich automatisch an den natürlichen Rhythmus des Lichts an. “Dazu brauchen wir keine Zeitumstellung. Licht ist ein optimaler Zeitgeber”, erläuterte Klösch. Der Wechsel auf Sommerzeit kostet Kinder und Jugendliche laut Untersuchungen effektiv 32 Minuten Schlaf. Dieses Minus kann sich über zwei Wochen hinziehen. Es gibt aber auch Schlafforscher, die den Menschen für anpassungsfähig genug halten, sich auf die halbjährliche Zeitumstellung einzustellen.

Bei Haustieren empfehlen NGOs eine schrittweise Umstellung in den Tagen vor dem Wechsel. Kühe haben beispielsweise auch feste Zeiten, wann sie gefüttert und gemolken werden. Viele Bauern versuchen daher ebenfalls, die Fütterungszeiten nach und nach anzupassen. Trotzdem kann es passieren, dass Kühe über mehrere Tage weniger Milch geben.

Die lange Geschichte der Sommerzeit

Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang.

Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit erst 1980 ein. Allerdings gab es in der Alpenrepublik bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter – erfolgloser – Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.

Heuer werden die Uhren in Europa in der Nacht auf den 25. März auf Sommerzeit umgestellt. Am 28. Oktober endet diese dann wieder.

(APA)

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