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EU-Parlament erleichtert Kreditaufnahme im Ausland

Das Europaparlament hat nach mehr als fünfjährigem Tauziehen am Mittwoch neue Regeln für die vereinfachte Kreditaufnahme im EU-Ausland beschlossen.

Die so genannte Verbraucherkreditrichtlinie wurde – so wie bereits vorher mit den EU-Staaten vereinbart – von den Abgeordneten in Straßburg mehrheitlich angenommen. Die Bestimmungen sollen mit 2009 in Kraft treten. Die EU erhofft sich dadurch mehr Wettbewerb auf dem rund 800 Mrd. Euro schweren Markt für Konsumentenkredite.

Die Richtlinie gilt für alle Verbraucherkredite im Umfang zwischen 200 und 75.000 Euro. Bei vorzeitiger Rückzahlung können Banken vom Kreditnehmer maximal 1,0 Prozent des rückgezahlten Betrages an Entschädigung verlangen. Wenn die verbleibende Laufzeit weniger als ein Jahr beträgt, fallen nur noch 0,5 Prozent an Entschädigung an. In Österreich gibt es derartige Kompensationen für Kreditgeber von Gesetzes wegen bisher nicht.

Die EU-Staaten können optional den Banken auch ermöglichen, die Konsumenten für höhere Verluste aus dem Kreditgeschäft zu belangen. In diesem Fall könnten die Rückforderungen über dem Betrag von 1,0 Prozent der rückgezahlten Summe liegen, wenn ein Mitgliedstaat diese Option einführt. Berechnet müssen die Verluste dann anhand der Zinsniveaus bei der Kreditaufnahme und bei der Rückzahlung werden. Ausgenommen von der Richtlinie sind Hypothekarkredite und die in Österreich übliche Praxis der Kontoüberziehung. Der Kompromiss soll demnächst vom EU-Ministerrat endgültig verabschiedet werden.

“Mit der neuen Richtlinie werden die Konditionen vergleichbarer und das kann sich für den Konsumenten auszahlen. Die Jahreszinssätze lagen etwa im letzten Jahr zwischen 6 Prozent in Finnland und 12 Prozent in Portugal. Der Konsument hat nun die Möglichkeit, die für ihn besten Konditionen zu finden”, begrüßte der SPÖ-Europaabgeordnete Wolfgang Bulfon den Beschluss.

Kritik übte dagegen ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas: “Es droht die Gefahr einer Überbürokratisierung. Verbraucher werden mit zu vielen Informationen und Warnhinweise überfrachtet, die von den Banken jetzt verpflichtend aufgearbeitet und zur Verfügung gestellt werden müssen.” Dennoch sei die Richtlinie ein Fortschritt für Verbraucher und Wirtschaft.

Nach Schätzungen der EU nehmen rund zwei Drittel der Konsumenten Verbraucherkredite auf, um sich Haushaltsgeräte oder Autos zu finanzieren. In Österreich lag der durchschnittliche Zinssatz nach Angaben der EU-Kommission für derartige Kredite im Jahr 2007 bei 7,0 Prozent.

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