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EU: Moderner Reaktor für Iran

Um den Iran von seinen Atomplänen abzubringen, will die EU Diplomaten zufolge Teheran zum Kauf eines modernen so genannten "Leichtwasser-Reaktors" überreden.

Damit soll die iranische Führung auch davon überzeugt werden, ihre Finger vom geplanten Bau eines „Schwerwasser-Reaktors“ zu lassen, in dem Plutonium entsteht. Plutonium kann neben hoch angereichtertem Uran-235 zur Herstellung von Atombomben verwendet werden.

Für die zivile Nutzung der Kernkraft werden in der Regel Leichtwasser-Reaktoren verwendet, die meist verbreiteten Typen sind der Druckwasserreaktor (DWR) und der Siedewasserreaktor (SWR). Die beiden Reaktortypen verwenden „leichtes“, also gewöhnliches Wasser als „Moderator“ und als Kühlmittel. Als Brennstoff müssen bei diesem Reaktortyp Uran-Brennstäbe mit einem etwa vier prozentigen Anteil an Uran-235 verwendet werden. Im Falle des Iran soll die Uran-Anreicherung nach den Vorstellungen des Westens in Russland erfolgen.

Beim Schwerwasser-Reaktor (Heavy Water Reactor, HWR) entfällt der aufwendige Uran-Anreicherungsprozess. Als Brennstoff kann natürliches Uran verwendet werden, in dem der Anteil an spaltbarem Uran-235 nur 0,7 Prozent beträgt. Möglich wird das durch die besonderen Eigenschaften von „schwerem Wasser“, dessen Wasserstoffatom (H) neben dem Proton noch ein Neutron enthält – und deshalb doppelt so schwer wie ein normales H-Atom ist.

Die Kernspaltung in Reaktoren erfolgt durch Neutronen, die durch zerfallende Uran-Atome frei werden und die eine ganz bestimmte Geschwindigkeit haben müssen. Aus diesem Grund werden in Reaktoren „Moderatoren“ verwendet, mit denen die Geschwindigkeit und Menge dieser Neutronen gesteuert wird. Verwendet man leichtes Wasser, werden die Neutronen stärker absorbiert, daher muss angereicherter Brennstoff verwendet werden. In schwerem Wasser ist die Absorption weniger stark, daher haben die Brennstäbe eine erhöhte Reaktivität, eine Anreicherung ist nicht nötig.

Der Nachteil der Schwerwasser-Reaktoren ist neben ihrer Größe der schwierige und teure Herstellungsprozess des schweren Wassers. Für Staaten, die nach Atomwaffen streben, macht das aber dennoch Sinn, denn beim Reaktorbetrieb fällt das hochgiftige, spaltbare Plutonium an. Laut der iranischen Atombehörde befindet sich in Arak eine Anlage mit einer jährlichen Produktionskapazität von 16 Tonnen „schwerem Wasser“ in der Fertigungsphase.

Westliche Experten befürchten, dass der Iran damit neben der Urananreicherung einen zweiten Weg zur Herstellung spaltbarer, potenziell waffenfähiger Materialien beschreiten könnte. Mit den Anlagen in Isfahan und Natanz verfügt der Iran bereits über die Fähigkeit, natürliches Uran in gasförmiges Uran-Hexafluorid umzuwandeln und in Gas-Zentrifugen das spaltbare Isotop Uran-235 anzureichern. Nach eigenen Angaben hat der Iran einen Anreicherungsgrad von 4,8 Prozent erzielt, genug für den Betrieb eines Leichtwasserreaktors.

Allerdings haben Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO Anfang des Jahres in einer abgetragenen Anlage in Lavizan Spuren hochangereicherten, möglicherweise waffenfähigen Urans sichergestellt.

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