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ESC 2015: Andi Knoll möchte den Song Contest moderieren

Conchita Wurst und Andi Knoll vor der Abreise nach Kopenhagen.
Conchita Wurst und Andi Knoll vor der Abreise nach Kopenhagen. ©ORF/MILENKO BADZIC
Bereits 14 Mal hat Moderator Ani Knoll den Eurovision Song Contest für den ORF kommentiert. 2015 würde er beim ESC in Österreich gerne auf der Bühne stehen, verrät der 41-Jährige im Interview.
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Sie haben auch heuer den ESC für den ORF kommentiert, waren beim historischen Moment des Gewinns von Conchita Wurst aber beinahe zurückhaltend. Wie kam denn das?

Ich habe mir bei meinem Kommentar im Nachhinein auch gedacht: Wo war da die Emotion. Aber das war der Schock – ich habe nicht gewusst, was mir da passiert. Ich habe erst jetzt begriffen, dass ich da bei einem historischen Ereignis dabei war. Die Tränen der Rührung hatte ich dann, als wir in Wien gelandet sind und die Stewardess durchsagt: “Nochmals Gratulation an Conchita. Es war uns eine große Ehre, Dich nach Hause fliegen zu dürfen.” Ich wollte es halt auch nicht verschreien. Ich habe mit Platz 3 gerechnet. Meine persönliche Dramaturgie war darauf ausgelegt gewesen, die Leute daheim mit einem dritten Platz auch leben zu lassen. Ich mache das schon so lang und hatte schon viele enttäuschte Hoffnungen. Ich habe mich nicht getraut, an Platz 1 zu glauben.

Zugleich haben Sie mit “Jetzt hat uns die den Schas gewonnen” einen Spruch gelandet, der das Zeug zum Fernsehklassiker hat…

Ich habe schon gelesen, das sei das “I wer’ narrisch” der Facebook-Generation. Es war ja nur die Abwandlung eines Alkbottle-Zitats. Aber der Song Contest war auch jahrelang ein Schas – vor allem für Österreich. Wenn man jahrelang nichts reißt, muss man es auf die Veranstaltung schieben. Und da gab es auch stundenlang belanglose Musik in schlechten Kostümen, die nichts mit dem aktuellen Hitparadenuniversum zu tun hatte. Aber ungefähr ab dem Zeitpunkt, ab dem wir 2011 wieder eingestiegen sind, hat sich musikalisch beim Wettbewerb wirklich etwas getan. Es passiert dort Musik, die man sich anhören kann. Inhaltlich würde ich “Den Schas” also gerne zum Altpapier werfen – denn es ist kein Schas, sondern der größte Musikwettbewerb der Welt.

Ist für Sie der Gewinn von Conchita Wurst ein Zeichen der Toleranz in Österreich oder ein Markstein für den Weg, den Österreich noch gehen muss?

Das hat viele Facetten. Wir waren vorher nicht so konservativ wie Europa vielleicht geglaubt hat, aber ein bisschen geht schon noch. Einerseits wollen die Sozialdemokraten in einer Anlassgesetzgebung ja jetzt die letzten Dinge reparieren, die noch nicht gleichgestellt sind. Und andererseits geht es ja nicht nur um die Gleichstellung von Homosexuellen. Nicht jeder Schwule ist daran interessiert, als Dragqueen aufzutreten, nicht jede Transgenderperson will ins Showgeschäft. Prinzipiell geht es um die Botschaft, jeden Menschen einzeln anzuschauen. Und Österreich ist beim Song Contests nun plötzlich wieder jemand. Die nächsten fünf, zehn Jahre werden wir vom Conchita-Bonus leben. Wir werden die kommenden Jahre Sachen schicken können, die vielleicht nicht ganz so toll sind, und dennoch Punkte bekommen, weil wir das Land sind, das Conchita gebracht hat.

Kann in Österreich eine andere Stadt als Wien den Song Contest ausrichten?

Ich möchte den Entscheidungen nicht vorgreifen. Aber realistisch betrachtet braucht man eine Stadt, die eine große Halle hat. Es kann nicht Open-Air sein – da geht es nicht nur ums Wetter, sondern auch ums gleiche Licht für alle. Es braucht eine Stadt mit Hotelbetten in verschiedenen Kategorien. Und es bewegen sich täglich – ohne Zuschauer – 5.000 Menschen von ihren Hotels in die Halle, deshalb braucht man die entsprechende Infrastruktur. Ich weiß auch nicht, ob es in allen österreichischen Städten Hotels gibt, die koscheres Essen anbieten – was du laut EBU aber haben musst, wenn Israel kommt. Von der Infrastruktur her ist realistisch betrachtet Wien am geeignetsten, auch wenn man sich andere Städte natürlich anschauen muss. Möge der Beste gewinnen. Aber realistisch betrachtet wird es wohl Wien werden.

Wo auch immer sie stattfinden wird: Möchten Sie der Präsentator der Show werden, nachdem Conchita Wurst ja schon Ihren Hut in den Ring geworfen hat?

Na klar! Das ist natürlich eine große Ehre und ich würde es gerne machen. Aber das ist die Priorität 478, die in einem halben Jahr getroffen werden muss. Vorher gibt es viel wichtigere Entscheidungen zu treffen. Ich werde sicher in der Organisation gschaftlhuberisch mitarbeiten. Ich habe mir schon ganz viele Punkte aufgeschrieben, die wir anders oder genauso machen müssen. Und man sollte als Moderator seine Rolle auch nicht zu wichtig nehmen. Das ist im Land eine große Ehre, aber wer erinnert sich an den ESC-Moderator des Vorjahres? Dass man als Moderator damit eine Weltkarriere startet, ist ausgeschlossen. (APA)

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