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"Es muss etwas getan werden"

Schwarzach - Hochwasser ist in Vorarlberg: Während vor allem im Bregenzerwald allerorts Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden, ist am Unterlauf der Bregenzerach seither vergleichsweise wenig geschehen. | Ausführungsplan Gewässerpflege [966KB] | Info Gewässerpflege [80KB]

Dabei haben die Hochwasserereignisse 1999, 2002 und 2005 gezeigt, wie knapp das dicht besiedelte Unterland an einer Katastrophe vorbeigeschrammt ist.

Alle Beteiligten wissen, dass im Hochwasserschutz für die Gemeinden Kennelbach, Wolfurt, Lauterach, Hard und Bregenz Handlungsbedarf besteht. Im Hintergrund laufen bereits Prüfungen, Konzepte werden erstellt. Erste Klarheit erwarten sich die Gemeinden von technischen Untersuchungen der Achdämme – und dem Gefahrenzonenplan, der bis Dezember vorliegen soll.

Hat der Hochwasserschutz im Bregenzerwald negative Auswirkungen auf den Unterlauf ?

Das sei bei jedem Projekt im Bregenzerwald immer eine entscheidende Frage gewesen, erklärt DI Thomas Blank, Leiter der Landesabteilung Wasserwirtschaft: „Und nein, das ist nicht so. Man kann aus den Maßnahmen im Wald nicht darauf schließen, dass sich die Situation im Mündungsbereich verschlechtert hätte. Zudem wurden im Frühjahr 2006 am Unterlauf der Ach Rodungen durchgeführt. „Damit konnten wir die Abflusskapazität der Ach um zehn Prozent erhöhen“, schildert DI Blank. “2005 hat man gesehen, dass die Bregenzerach bordvoll war“, so Blank. Tatsächlich wurden schon Ach-Anrainer vorgewarnt, fast wäre es in Lauterach, Hard und Bregenz zu Evakuierungen gekommen. „Durch die Rodungen und die jetzt fortlaufende Pflege hat wichtiger Spielraum gewonnen werden können“, so Blank. Aber: Experten schätzen, dass dieser Spielraum bezogen auf die Wasserhöhe nur 17 Zentimeter ausmacht: Weitere Maßnahmen entlang des Unterlaufs seien nötig.

Wie gefährdet ist das Unterland?

Der Mündungsbereich der Bregenzerach ist ein sehr sensibler Teil Vorarlbergs: Enormes Schadenspotenzial durch zahlreiche Industriebetriebe und andere Großunternehmen, zusätzlich durchgängig Siedlungsgebiete links und rechts der Ach. Mittlerweile werden zwar von den Gemeinden kaum mehr Grundstücke in Achnähe umgewidmet – lange war das aber Praxis, deshalb sind frühere Überschwemmungsgebiete heute dicht besiedelt. Die Dämme von einst (Prälatendamm oder Margarethendamm) sind heute nur mehr Straßennamen mitten im Siedlungsgebiet.

Wie schützten sich große Industriebetriebe?

Entlang der Ach befindet sich neben Head, Bug Alu, VKW und Wolford auch die Firma Blum. „Die wirklichen Hochwasserprobleme sind hier am Unterlauf, weil die gesellschaftlichen Auswirkungen wie die Gefährdung von Arbeitsplätzen nicht durch Versicherungen ausgeglichen werden können“, sagt Thomas Rimmele, Sicherheitstechniker der Firma Julius Blum. Er hat für den Betrieb die Bedrohung durch Hochwasser eingehend untersuchen lassen. Allein durch ein Hochwasser im Bereich der Bregenzer Achbrücke wären direkt und indirekt 17.872 Arbeitsplätze betroffen. „Und die Verantwortlichen warten im Endeffekt, bis etwas passiert“, ärgert sich Rimmele. Auch die Bürgermeister der Gemeinden regen sich: „Klar, dass die wichtigsten Arbeiten im Bregenzerwald vorgezogen wurden. Aber jetzt muss etwas am Unterlauf der Bregenzerach passieren“, so beispielsweise Lauterachs Bürgermeister Elmar Rhomberg. Damm-Untersuchungen sollen in Bälde vorliegen. „Es sieht gar nicht schlecht aus“, sagt DI Blank. Zudem haben einige Gemeinden bereits auf Probleme hingewiesen: In Lauterach bei der Eisenbahnbrücke, beim Achpark und beim Landesbauhof. Auch die Achschlucht könnte bei einer Verklausung

Wo sind die Schwachpunkte an der Ach?

Grundsätzlich dort, wo die Dämme zu niedrig oder baufällig sind. Die Ergebnisse der Damm-Untersuchungen sollen in Bälde vorliegen. “Es sieht gar nicht schlecht aus”, sagt DI Blank. Zudem haben einige Gemeinden bereits auf Probleme hingewiesen: In Lauterach bei der Eisenbahnbrücke, beim Achpark und beim Landesbauhof. Auch die Achschlucht könnte bei einer Verklausung Probleme bereiten.


MEINUNGEN DER BÜRGERMEISTER

Bregenz: In der Folge der Hochwässer wurden jene Maßnahmen gesetzt, die auf die Schnelle möglich waren – das ist schon mal gut. Jetzt muss man weiter in die Zukunft denken und sich die Schadensszenarien vor Augen führen. Es kann uns niemand garantieren, dass das nächste 100-jährige Hochwasser nicht in den nächsten fünf Jahren kommt. Das Industriegebiet Vorkloster ist der dichteste Industrieraum des Rheintals – und weist auch die größte Siedlungsdichte aus. Im Hochwasserfall würde ein Schaden entstehen, der in keiner Relation zu den bisherigen Schäden im Quellbereich der Ache steht. Bürgermeister Markus Linhart

Kennelbach: Während im Bregenzerwald viel kaputtgegangen ist, ist bei uns zum Glück eigentlich nichts passiert. Aber man hat gesehen, wie knapp alles ist. Die Generalschlägerung hat zwar Bürger verärgert, war aber dringend notwendig. Es war ein Fehler, so lange zuzuwarten. Wichtig ist jetzt zu wissen, wie stabil die Dämme sind. Deshalb sind diese Untersuchungen wichtig. Aber mir ist lieber, die Prüfungen dauern etwas länger und sind dafür fundiert. Bürgermeister Reinhard Hagspiel

Wolfurt: Durch die Arbeiten im Bregenzerwald wurde das Gerinne im Oberlauf wesentlich aufgeweitet, teilweise auch verlangsamt. Das bringt den Vorteil, dass das Wasser schon wesentlich langsamer zu uns kommt. Das ist wie eine Wurzelbehandlung – und auch eine wichtige Maßnahme für den Unterlauf. Unser Wunsch ist, dass ein zweites Gutachten zur möglichen Verklausung der Achschlucht eingeholt wird. Dass sich alle Gefahren beseitigen lassen, ist Illusion. So ein Fluss ist eine ewige Baustelle. Bürgermeister Erwin Mohr

Lauterach: Wichtig war, dass die akuten Fälle im Bregenzerwald vorgezogen wurden. Aber jetzt muss etwas an der unteren Bregenzerach passieren. Die Gemeinden werden da ja auch in die Pflicht genommen, ihren Beitrag zu leisten. Wichtig war für uns schon mal, dass das Flussbett gereinigt wurde – als Schutz gegen Verklausungen. Wir warten schon auf die Ergebnisse der Dammuntersuchungen – denn es wäre nicht gut, wenn der Zustand der Bauwerke nicht zufriedenstellend wäre. Bürgermeister Elmar Rhomberg

Hard: Die Dämme wurden ja erhöht, 2005 konnten wir uns zudem mit Sandsäcken gut helfen. Natürlich ist die Ach ein schwieriges Kapitel, weil die gesamten Schwebstoffe vor unserer Hafeneinfahrt abgelagert werden. Die Eigentümerin der Gewässer, die Republik Österreich, muss sich die Dämme anschauen. Denn so astrein sind die Dämme entlang der Ache sicherlich nicht. Aber das werden ja die Untersuchungen zeigen. Bürgermeister Hugo Rogginer

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