"Es ist schlecht, was da passiert": Angestellte von Kika/Leiner sollen beim AMS angemeldet werden
Die Betriebsräte der Möbelhäuser bedauern den harten Sparkurs zwar, zeigen aber gewisses Verständnis. Sie betonen, dass mit der Geschäftsführung bereits ein Sozialplan verhandelt werde. Offiziell bestätigt hat das Unternehmen bisher lediglich, dass vier Standorte und zwei kleinere Logistikzentren per Jahresende geschlossen werden. Eine genaue Zahl zum Stellenabbau wurde vorerst nicht bekanntgegeben. Die betroffenen Mitarbeiter sollen heute oder am Montag beim AMS angemeldet werden.
“Es ist schlecht, was da passiert”
“Es ist schlecht, was da passiert”, sagte Sonja Karner, Betriebsratsvorsitzende bei Kika, am Freitag zur APA. Um den Fortbestand von Kika und Leiner zu sichern, müsse aber gespart werden. “Aus wirtschaftlichen Gründen sind natürlich Maßnahmen notwendig, um das gesamte Unternehmen am Markt zu halten”, sagte auch Leiner-Betriebsrat Karl Vogl im Ö1-Morgenjournal.
Die Mitarbeiter seien gestern nach Schließung der Filialen über die Sanierungspläne informiert worden. Mit der Geschäftsführung wird bereits über einen Sozialplan verhandelt, halten die Betriebsräte fest. Es gebe eine gute Gesprächsbasis, so Karner.
Tiroler Möbelhandel will Mitarbeiter übernehmen
Der Tiroler Möbelhandel will die vom Jobabbau bei Kika/Leiner betroffenen Mitarbeiter “im Rahmen seiner Möglichkeiten” übernehmen. Dies kündigte der Sprecher des Möbelhandels in der Tiroler Wirtschaftskammer, Stefan Föger, am Freitag in einer Aussendung an. “Wir suchen immer gute Fachkräfte”, erklärte Föger.
Bürgermeister in NÖ sprechen von “schwerem Schlag”
Nach Bekanntwerden der Sparpläne von Kika/Leiner haben die Bürgermeister von St. Pölten, Matthias Stadler (SPÖ), und Wiener Neustadt, Klaus Schneeberger (ÖVP), am Freitag in Aussendungen von einem “schweren Schlag”, vor allem für die betroffenen Mitarbeiter, gesprochen. Die Leiner-Gründungsstadt St. Pölten ist laut Stadler “bei den Kündigungen einer der am stärksten betroffenen Standorte”.Betroffen seien in der niederösterreichischen Landeshauptstadt vor allem Arbeitsplätze in der Zentrale, aber auch in der Logistik und einige in den beiden Möbelhaus-Filialen. “Das ist ein sehr schwerer Schlag für die Mitarbeiter und ihre Familien, der uns zutiefst erschüttert”, sagte Stadler. Er forderte die volle Unterstützung des Landes und der Bundesregierung für die betroffenen Mitarbeiter und auch für eine rasche Nachnutzung eventuell nicht mehr benötigter Infrastruktur ein.
Leiner in Wiener Neustadt schließt
In Wiener Neustadt werde mit dem Leiner-Möbelhaus in der Bahngasse eine “Institution” und ein “sehr wichtiger Betrieb” für die Innenstadt zugesperrt, meinte Bürgermeister LAbg. Klaus Schneeberger (ÖVP): “Die Schließung ist natürlich ein schwerer Schlag – vor allem für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Teil seit Jahren oder gar Jahrzehnten hier beschäftigt waren. Für sie müssen wir alles unternehmen, um sie zu unterstützen.”
Allein in Niederösterreich könnten insgesamt bis zu 500 Arbeitsplätze verloren gehen, unter anderem sollen auch in der Zentrale in St. Pölten zahlreiche Arbeitsplätze wegfallen. Neben dem Leiner-Möbelhaus in Wiener Neustadt wird auch die Kika-Filiale in Vösendorf und ein Filialaußenlager in St. Pölten mit Jahresende geschlossen.
Mehr als 10.000 Personen verloren seit 2010 ihren Job
Die heimische Handelsbranche ist in den letzten Jahren von zahlreichen Großinsolvenzen erschüttert worden: Bei Pleiten, Zerschlagungen und Übernahmen haben seit 2010 mehr als 10.000 Personen ihren Job verloren. Am meisten Stellen kosteten das Ende von Dayli/Schlecker, Zielpunkt, Cosmos und Quelle. Große Jobverluste gab es auch bei Übernahmen wie bauMax sowie Eybl und nun auch bei Kika/Leiner.Nach der Wirtschaftskrise 2008/09 läuteten der Versandhändler Quelle und der Elektrohändler Cosmos im Jahr 2010 die in der österreichischen Handelsgeschichte der Nachkriegszeit beispiellose Serie an Insolvenzen und Notverkäufen ein. Vor allem ältere, schlechter qualifizierte Frauen sind die größten Leidtragenden der Pleitewelle.
(APA/red)
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