Besonders betroffen sind die ohnehin schon ärmsten Länder. Auch die Vorzeigekandidaten unter ihnen gerieten in den Sog der Finanzkrise, erklärte der frühere Weltbank-Chefökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz am Montag in Berlin.
Laut Weltbank ist bei einer Gruppe von 129 Staaten in diesem Jahr mit Fehlbeträgen von 270 bis 700 Mrd. Dollar (215 bis 557 Mrd. Euro) zu rechnen. Bei diesen Größenordnungen seien auch die internationalen Finanzinstitutionen überfordert. Sie wären nicht einmal in der Lage, die Untergrenze des vorausgesagten Defizits abzudecken.
Die Weltbank sagte voraus, dass es durch die globale Finanzkrise für Entwicklungsländer schwerer wird, sich Darlehen zu verschaffen. Soweit diese Länder überhaupt noch Kredit bekämen, würden dessen höhere Kosten und der sinkende Cash-Flow zu geringeren Investitionen und einer Verlangsamung des Wachstums führen. Die Bank rief zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Industriestaaten, internationalen Finanzinstitutionen und privater Wirtschaft auf.
“Die globale Krise verlangt nach einer globale Lösung”, sagte Weltbankchef Robert Zoellick. “Wir brauchen Investitionen in Sicherheitsnetze, Infrastruktur, in kleine und mittlere Unternehmen, um Arbeitsplätze zu schaffen und um soziale und politische Unruhen zu vermeiden.”
Nach Schätzungen der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) hat die Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr den Wert der globalen Finanzanlagen um den enormen Betrag von 50 Bill. Dollar verringert. Allein in Asien liege der Wertverlust bei 9,6 Bill. Dollar. “Das ist die bei weitem ernsteste Krise der Weltwirtschaft seit der Großen Depression”, sagte ADB-Präsident Haruhiko Kuroda. Er sagte aber auch voraus, dass Asien als eine der ersten Regionen wieder aus der Krise auftauchen werde.
Der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds, Michel Camdessus, forderte bei einer Tagung der ADB schnelle und radikale Reformen des internationalen Finanzsystems. Er schlug die Einrichtung einer neuen internationalen Leitungsgruppe aus Vertretern der Staaten, dem UN-Generalsekretär und den Häuptern der wichtigsten internationalen Agenturen vor, die den Weg aus der Krise weisen und künftige Turbulenzen verhindern solle.
Auch Nobelpreisträger Stiglitz sagte: “Die globale Krise kann nur weltweit angegangen werden.” Der Ökonom leitet eine Kommission, die für eine UN-Konferenz im Juni Empfehlungen geben soll, wie die Folgen der Finanzkrise für die ärmsten Länder eingedämmt werden können. Viele Entwicklungsländer hätten Angst vor protektionistischen Maßnahmen im Zuge der Konjunkturmaßnahmen der Industriestaaten, sagte Stiglitz. Die Banken der armen Länder litten unter der Krise, obwohl sie teilweise besser aufgestellt seien als einige Banken in den USA oder anderen Industrieländern.
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