"Erster Versuch": Vorarlberg will pflegende Angehörige anstellen

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Bernhard Heinzle, Präsident der Arbeiterkammer Vorarlberg, sprachen am Montag von einem "ersten Versuch". Man wolle lernen und gegebenenfalls weitere Schritte setzen, wurde betont.
Um ihren Alltag selbstbestimmt bewältigen zu können, steht für Menschen mit Behinderung die Möglichkeit offen, sich von einer persönlichen Assistenz unterstützen zu lassen. In Zukunft soll die Möglichkeit der persönlichen Assistenz ausgebaut werden - zum einen wird das Angebot nahtlos an die schulische Betreuung (bis ins Pensionsalter) anschließen, zum anderen wird auch die Zielgruppe erweitert. Ziel ist es nach Angaben von Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP), dass persönliche Assistenz auch Menschen mit intellektuellen und psychischen Beeinträchtigungen zur Verfügung steht.
Große Erleichterung für Familien
Im Zuge dieser Ausweitung soll den Assistenten ein attraktiveres Arbeitsverhältnis in Anstellung ermöglicht werden - ein Teil der Assistenz kann dabei von pflegenden Angehörigen in Anstellung geleistet werden. "Sehr oft übernehmen in Familien mit Kindern mit Behinderung nahe Familienmitglieder lebenslang eine intensive Betreuungsaufgabe und können deshalb selbst nicht mehr berufstätig sein", sagte Rüscher. Die Anstellung von Angehörigen werde nicht immer möglich sein, aber für einzelne Familien werde dieses Angebot einer Anstellung mit Einkommen und sozialversicherungsrechtlicher Absicherung eine große Erleichterung darstellen, so die Landesrätin. Die Anstellungen erfolgen nicht direkt in den Familien sondern über die Servicestelle Persönliche Assistenz Vorarlberg (PAV), die zur Dienstgeberin wird.
Anstellung auch bei Pflegefamilien
Anstellungen werden künftig auch im Bereich Pflegekinderwesen möglich. Nach Angaben der zuständigen Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) gibt es in Vorarlberg aktuell etwa 200 Pflegefamilien, die Kinder aus anderen Familien bei sich aufnehmen. "Wir wollen ein gutes Aufwachsen in familiärem Umfeld ermöglichen", betonte Wiesflecker. In diesem Fall würden zwar keine Angehörigen angestellt, aber eben Pflegeeltern/Pflegepersonen.
MOHI soll ausgebaut werden
Zur Entlastung betroffener Familien werden auch die Anstellungen im Bereich der Mobilen Hilfsdienste deutlich ausgebaut, unterstrichen Wallner und Wiesflecker. Dabei gehe es um die sogenannte "mehrstündige Alltagsbegleitung" (zwischen 20 und 40 Stunden pro Woche). Laut Wiesflecker stehen im heurigen Jahr 202 Helferinnen der Mobilen Hilfsdienste in einem Anstellungsverhältnis, das sind 13 Prozent aller Hilfskräfte. Ziel sei es, bis 2030 auf 20 bis 25 Prozent an Fixanstellungen zu kommen.
Erfreut über die Initiative des Landes zeigte sich Heinzle - die Arbeiterkammer hatte seit 2020 auf die Anstellung pflegender Angehöriger gedrängt. Heinzle hoffte, dass das Modell zügig ausgebaut wird.
(APA)
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