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Erste "Nachtschicht" an Hamilton

©AP
WM-Leader Lewis Hamilton hat im mit Spannung erwarteten ersten Training für den ersten Nacht-Grand-Prix der Formel-1-Geschichte Bestzeit erzielt.   Video im Text

Der Engländer fuhr am Freitagabend (Ortszeit) auf dem rumpeligen und von 1.600 Halogenlampen taghell erleuchteten Marina Bay Street Circuit in Singapur seine schnellste Runde in 1:45,518 Min. und war damit 0,080 Sek. schneller als sein WM-Verfolger Felipe Massa im Ferrari.

Bei 28 Grad Lufttemperatur und trockener Strecke nahm der Italiener Giancarlo Fisichella im Force India um Punkt 19.00 Uhr Ortszeit den Kurs als erster unter die Räder. Gleich darauf folgten die meisten anderen Teams, hatte es doch im Vorfeld keine Möglichkeit zu Tests gegeben. Schnell wurde aber klar, dass nicht das Kunstlicht, sondern die vielen Bodenwellen auf den mehrheitlich öffentlichen und noch sehr rutschigen Stadt-Straßen das Problem sind.

Schon nach einer halben Stunde krachte etwa Red-Bull-Pilot Mark Webber eingangs der Tribünen-Unterführung an der Marina Bay in die durchgehende und aus Beton und Stahl bestehende Streckenbegrenzung. Zur wirklichen Problemzone wurde aber die Zielkurve im neu gebauten und frisch asphaltierten Streckenteil. Dort drehten sich Jarno Trulli (Toyota) und Heiki Kovalainen (McLaren), Rubens Barrichello zerstörte gar seinen Honda an der Mauer. Jungstar Sebastian Vettel (Toro Rosso) vermied ebendort nur mit viel Geschick einen Höchstgeschwindigkeits-Crash.

Den bereits zahlreichen Fans wurde beim erstmaligen Rasen durch den 5,067 Kilometer langen Schlauch aus Beton und Stahl schon beim ersten Abtasten viel Action geboten. Großartig waren aber vor allem die Bilder aus der Helikopter-Perspektive auf das riesige Leuchtband, über das sich die gigantische Skyline Singapurs erhob und über dem sich der normale Straßenverkehr über Stelzen-Autobahnen weiterwälzte.

Begeistert zeigte sich auch F1-Promotor Bernie Ecclestone. Es war seine – lange belächelte – Idee von einem Flutlicht-Rennen gewesen, und prompt bezeichnete der Brite bei einem spontanen Besuch im Medienzentrum dies als “die Zukunft”. Vor allem in Asien, also auch im benachbarten Malaysia, aber auch in Australien, möchte Ecclestone künftig gerne zu später Stunde fahren.

Vielleicht auch in Indien, das aber laut Ecclestone frühestens 2011 auf die Formel-1-Landkarte kommen wird. Für 2009 ist dafür eine “Sommerpause” in der Formel 1 angedacht, obwohl die Saison erst am 29. März in Australien und damit extrem spät beginnen wird, damit die Teams mit der neuen KERS-Technologie zurande kommen.

Auch wenn ohne Regen dem Singapur-GP am Sonntag wie in Valencia, wo heuer ebenfalls erstmals ein Rennen auf einem Stadtkurs stattgefunden hat, ein Rennen ohne Überholmanöver droht, hat die Stadt am Äquator einen ausgezeichneten Job gemacht.

Dass die erstmalige Austragung eines Formel-1-Rennens mitten in einer Millionenstadt natürliche Anlaufprobleme hat, zeigte sich vor allem bei den Taxifahrern. Ausgerechnet sie, die Singapurs Straßenschluchten an sich wie ihre Hosentasche kennen, weigerten sich vielfach, wegen der zahlreichen Sperren auch nur in die Nähe der Rennstrecke zu fahren. Viele, die es doch wagten, verloren sich in dem Wirrwarr aus Umleitungen, die teilweise sogar durch Tiefgaragen führen. Die Stadt war jedenfalls schon im Ausnahmezustand, noch ehe die am Wochenende erwarteten 100.000 Fans überhaupt erschienen waren.

Eine Runde in Singapure mit Mark Webber:

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