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Erste Anklage bei Masern-Epidemie

Der Salzburger Sanitätsdirektor will den schulärztlichen Betreuer der Rudolf-Steiner-Schule nun wegen Versäumnissen klagen. Dr. Stefan Görnitz weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Den Ausgang nahm die Masern-Epidemie in der Waldorfschule in der Stadt Salzburg. Allein in der Stadt wurden am Mittwochvormittag 127 Krankheitsfälle registriert und die Zahl steigt ständig. Neben der Stadt Salzburg sind auch im Flachgau, Tennengau, im benachbarten Bayern und Oberösterreich Fälle bekannt. Wie Dr. Christoph König, Landessanitätsdirektor von Salzburg, bestätigte wurden nun gegen den Schularzt Dr. Stefan Görnitz rechtliche Schritte eingeleitet. Die Salzburger Ärztekammer unterstützt diese Entscheidung. Nun wird sogar in Frage gestellt, ob überhaupt eine schulärztliche Betreuung stattgefunden hat. Im Interview mit Salzburg24 gibt der deutsche Mediziner zu, die Pflichten, die ein Schularzt in Österreich hat, nicht zu kennen. Nichtsdestotrotz weist er die Vorwürfe von nachlässigen Kontrollen der Impfpässe zurück, da ein Schularzt in einer privaten Waldorfschule andere Aufgaben habe als in einer öffentlichen Schule. Zu dem hätte er ja auch nicht von den Impfungen abgeraten.

Im Salzburger Landeskrankenhaus werden laut dem Vorstand der Inneren Medizin III, Richard Greil, fünf Patienten im Alter von 16 bis rund 30 Jahren behandelt. “Sie sind alle außer Lebensgefahr. Eine 21-jährige Patientin leidet an einer Masern bedingten Lungenentzündung. Sie befindet sich auf dem Weg der Besserung.” Die Frau werde auf der Infektiologie isoliert behandelt. Zwei Masern-Kranke im Alter von 20 bis 30 Jahre liegen in der Hautklinik. Sie haben Hautausschläge und hohes Fieber. Bei einem der beiden 16- und 18-Jährigen, die in der Kinderklinik stationär aufgenommen wurden, habe sich der ursprüngliche Verdacht auf eine Hirnhautentzündung nicht bewahrheitet, zeigte sich Greil erleichtert.

Das Krankenhaus treffe alle Maßnahmen, damit keine anderen Patienten oder das Pflegepersonal angesteckt werde. Der Mediziner appellierte an die Bevölkerung, bei Auftreten von Symptomen wie Fieber und Hautausschlägen entweder beim Hausarzt oder in der Klinik anzurufen, damit die Patienten nicht auf dem Krankenhausareal herumirren und andere anstecken. “Für Erwachsene wurde ab heute ein Untersuchungszimmer neben der Kirche im 1. Stock der Infektiologie der I. Medizin eingerichtet.” Zur Eindämmung der Epidemie wiederholt die Gesundheitsbehörde der Stadt Salzburg dringend den Aufruf, den individuellen Impfstatus in Rücksprache mit den Hausärzten zu erheben und gegebenenfalls die Impfung nachzuholen. Die Impfung besteht aus zwei Teilen und kann auch nach bereits erfolgter Ansteckung, aber noch nicht ausgebrochener Masern-Erkrankung vorgenommen werden. Im Gesundheitsamt, in dem die Impfung gratis ist, herrschte am Mittwoch ein großer Andrang.

“An Masern erkrankt sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie eine Lehrerin, deren zwei Kinder die Waldorfschule besuchen. Diese bleibt aber bis 6. April gesperrt”, erklärte die Leiterin der Bezirksverwaltungsbehörde Salzburg, Christine Fuchs. Bis gestern, Dienstag, wurden 113 Masern-Kranke gezählt, am Mittwochvormittag kamen 14 neue hinzu, “die alle aus der Waldorfschule stammen”. Allein in der Walddorfschule seien 105 Krankheitsfälle bekannt. Durch Sozialkontakte wurde auch Kinder anderer Schulen angesteckt, hieß es. Jeweils einen Fall gebe es in fünf weiteren Schulen, und zwar in der Musikhauptschule Maxglan II sowie im Akademischen-, Wirtschaftskundlichen-, Musischen- und Christian-Doppler-Gymnasium. Das kann sich stündlich ändern, sagte Fuchs.

Derzeit wird der Impfstatuts der Schüler in den betroffenen Schulen erhoben. “Wer sich nicht impfen lässt, dem wird der Schulbesuch nach dem Epidemiegesetz untersagt. Falls sich in diesen Schulen die Epidemie nicht weiter ausbereitet, werden sie nicht gesperrt.” Nach Angaben des Landesschularztes Rainer Liebl liege dort die Impfquote bei 90 Prozent.

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