Einem offenbar groß angelegten Kapitalanlagebetrug mit einem Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro geht das Landeskriminalamt nach. Im Verdacht stehen zwei Unternehmer aus Bezau (44)und Altach (49). Über ein Netz von Vermögensberatern sollen Hunderte Privatanleger mit vermeintlich gewinnträchtigen Darlehen sowie Beteiligungen an einem Hotelprojekt geködert worden sein. Ein entsprechendes Strafverfahren sei anhängig, bestätigte die Staatsanwaltschaft.
Darlehen
Aus einem Schreiben des Landeskriminalamts (LKA) an die Geschädigten, das den VN zugespielt wurde, geht hervor, wie die mutmaßlichen Täter in etwa agiert haben sollen: Demnach haben mehrere Vermögensberater ihren Kunden hohe Gewinne für Darlehensbeträge versprochen. Die Berater, die offenbar von den beiden Drahtziehern selbst getäuscht worden waren, warben für Anlageprodukte eines Unternehmens mit Sitz in Diepoldsau (CH). Durch Wertpapier- und Fußballtransfergeschäfte sowie Immobilienprojekte sollte das investierte Geld vermehrt werden. Konkret hatten die Anleger bis zu sechsstellige Euro-Beträge in bar an die Vermögensberater ausgehändigt. In Diepoldsau landete das Geld jedoch nicht. Der Tatverdächtige aus Bezau habe es einfach bei den Beratern eingesammelt, berichten Insider. Durch vermutlich gefälschte Tabellen im Internet ließ man die Investoren im Glauben, dass sich ihre Kapitalanlage prächtig entwickle. Und jetzt das Verwunderlichste: Festgehalten wurde das Geschäft in einem sogenannten Darlehensvertrag. In diesem Papier ist jedoch keine Rede von hohen Gewinnen, ganz im Gegenteil: “Ohne Zweckbindung”, “3% Ertrag pro Jahr”, “Totalverlust möglich” ist da zu lesen. Die “VN” haben den Vertrag dem Konsumentenschutz der Arbeiterkammer vorgelegt: “Ein derartig formulierter Darlehensvertrag entspricht keinesfalls den Gepflogenheiten eines seriösen Unternehmens. Wenn von einem Totalverlust die Rede ist, müssen sämtliche Alarmglocken schrillen”, so Dr. Karin Hinteregger. Und warum unterschreibt man dann doch? Ein Geschädigter: “Es wurde darüber hinaus vieles versprochen und ich hab mir in etwa zehn Prozent Gewinn erwartet.” So dachten offenbar Hunderte Darlehensgeber und sahen ihr Geld nicht wieder.
Hotelprojekt in Damüls
Auch ein mit zwölf Millionen Euro veranschlagtes Hotelprojekt in Damüls, an dem sich einige Anleger still beteiligt haben sollen, stand offenbar auf mehr als wackligen Beinen. Wie aus dem den “VN” zugespielten Schreiben des LKA hervorgeht, ist das vom tatverdächtigen Bezauer als Investor erworbene Grundstück zugunsten einer Bank verpfändet, für das Millionenprojekt soll es zudem keine Großinvestoren gegeben haben. Und wo sind nun die Millionen hin? Auf den bekannten Konten der Tatverdächtigen konnte kein Guthaben festgestellt werden, heißt es in dem LKA-Schreiben. Die beiden Unternehmer dürften erkleckliche Summen für sich selbst verwendet haben. Angeblich mussten luxuriöse Autos, Kredite, Hubschrauberflüge mit Vermittlern sowie Privatschulden bezahlt werden. Die Erhebungen wegen des Verdachts der Untreue und des schweren Betrugs dauern an. Die Tatverdächtigen befinden sich auf freiem Fuß.
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